Epidermolysis bullosa simplex
Definition
Die Epidermolysis bullosa simplex, kurz EBS, ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine intraepidermale Blasenbildung charakterisiert ist. Sie ist eine Form der Epidermolysis bullosa hereditaria.
Einteilung
Es gibt viele verschiedene Subtypen der Epidermolysis bullosa simplex. Die einzelnen Formen der Erkrankung unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich des Manifestationsalters und der klinischen Ausprägung der Symptome.
Die häufigsten Subtypen sind:[2]
- Lokalisierte EBS (früher bekannt unter lokalisierter Typ Weber-Cockayne):
- Häufigste Form
- Auf Hände und Füße beschränkt
- Beginnt im Säuglingsalter, wenn das Kind anfängt zu krabbeln
- Intermediäre generalisierte EBS (früher bekannt unter generalisierter Typ Köbner):
- Generalisierte Blasenbildung (häufig Hände, Füße, Extremitäten betroffen)
- Ab der Geburt oder im Säuglingsalter
- Schleimhaut- und Nagelbefall häufig
- Schwere generalisierte EBS (früher bekannt unter herpetiformer Typ Dowling-Meara):
Genetik
Die Epidermolysis bullosa simplex wird in der Regel autosomal-dominant vererbt. Ursächlich sind dabei häufig Mutationen im KRT5- und KRT14-Gen, die für Keratin 5 und 14 kodieren. Weitere betroffene Gene sind beispielsweise KLHL24 und PLEC. Sie kodieren für die Proteine Kelch-like member 24 und Plektin.[3]
Seltener wird die Epidermolysis bullosa simplex autosomal-rezessiv vererbt. Betroffen sind hier ebenfalls das KRT5-, KRT14- und PLEC-Gen. Darüber hinaus können z.B. Mutationen im EXPH5-Gen oder DSP-Gen auftreten, die für die Strukturproteine Exophilin 5 bzw. Desmoplakin kodieren. Diverse weitere ursächliche Genmutationen sind bekannt.[3]
Pathophysiologie
Die Defekte der Adhäsions- und Strukturproteine führen zu einer gesteigerten Fragilität der Haut. Bereits bei kleinen Traumata kommt es somit zur Ausbildung von Blasen und Erosionen. Bei der Epidermolysis bullosa simplex befindet sich die Spaltbildung der Haut innerhalb der basalen Keratinozyten der Epidermis, wodurch intraepidermale Blasen entstehen.[3]
Klinik
Je nach Subtyp manifestiert sich die Erkrankung ab der Geburt, im Säuglings- oder im Kindesalter. Typisch sind oberflächliche schmerzhafte Blasen und Erosionen. Dabei treten die Hautveränderungen lokalisiert, akral betont oder generalisiert auf. Die Blasen und Erosionen heilen ohne Narbenbildung ab, in manchen Fällen entwickeln sich jedoch Pigmentstörung.[3]
Weitere Symptome, die auftreten können sind:[3]
- Palmoplantarkeratosen
- Schleimhautbeteiligung (Erosion der Mundschleimhaut)
- Nageldystrophie
- Alopezie
- Wundinfektionen
Es gibt seltene syndromale Subtypen der Epidermolysis bullosa simplex, die mit einer Muskeldystrophie, Kardiomyopathie oder einem nephrotischen Syndrom einhergehen.
Diagnostik
Neben dem molekularbiologischen Nachweis der auslösenden Mutationen basiert die Diagnostik der Epidermolysis bullosa simplex vor allem auf dem Immunfluoreszenzmapping. Hierfür entnimmt man eine Hautbiopsie aus dem Rand einer frischen Blase und fertigt kryoasservierte Schnitte an. Mit Hilfe spezifischer Antikörper werden dabei verschiedene Strukturproteine der dermoepidermalen Junktionszone angefärbt. Anschließend erfolgt ein Vergleich zu gesunder Haut. Durch die angefärbten Strukturproteine lassen sich typische Befallsmuster der Epidermis identifizieren.
Des Weiteren sind durch die Intensität der Färbung Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Unterformen möglich. Keine Färbung weist auf eine komplette Abwesenheit des Proteins hin, während eine reduzierte Färbung auf eine verringerte Menge des Proteins schließen lässt.
Die Elektronenmikroskopie ist eine weitere diagnostische Möglichkeit, sie wird jedoch heute (2022) nur noch selten verwendet.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen im Neugeborenen- bzw. Kleinkindalter sind beispielsweise:[1]
Therapie
Derzeit (2022) gibt es keine kausale Therapie der Epidermolysis bullosa simplex. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch.
Wichtige Bestandteile der Therapie sind unter anderem:[4]
- Vermeidung mechanischer Reize (z.B. vorsichtiger Umgang mit dem Patienten, lockere Kleidung, gepolsterte Schuhe)
- Verwendung nicht-klebender Verbände und Auflagen
- Kühlhalten der Haut (z.B. kein warmes Badewasser, Aufenthalt in klimatisierter Umgebung)
- Behandlung der Blasen (steril aufstechen und Inhalt entleeren)
- Ernährungstherapie (bei Mangelernährung)
- Chirurgische Behandlung der Wunden
- Bei Bedarf engmaschige Überwachung hinsichtlich extrakutaner Manifestationen
Prognose
Die Prognose der Erkrankung ist abhängig vom jeweiligen Subtyp der Erkrankung und der individuellen Ausprägung der Symptome.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Orphanet - Epidermolysis bullosa simplex, abgerufen am 14.12.2021
- ↑ DermNet NZ, abgerufen am 14.12.2021
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Has et al. Epidermolysis bullosa hereditaria, CME Zertifizierte Fortbildung, 2019
- ↑ NORD - Epidermolysis Bullosa, abgerufen am 14.12.2021
um diese Funktion zu nutzen.