Epidermolysis bullosa
Synonyme: Epidermolysis bullosa congenita, Epidermolysis bullosa hereditaria, Schmetterlingshaut, Schmetterlingskind
Englisch: epidermolysis bullosa hereditaria
Definition
Die Epidermolysis bullosa, kurz EB, ist eine Gruppe seltener, genetisch bedingter Hauterkrankungen, die unter anderem durch eine Blasenbildung der Haut und/oder Schleimhaut charakterisiert ist. Man differenziert insgesamt vier verschiedene Haupttypen und diverse weitere Subtypen, die sich hinsichtlich ihrer Vererbung, ihrer Ätiologie und ihres klinischen Verlaufs unterscheiden.
Epidemiologie
Genetik
Die Epidermolysis bullosa wird autosomal-dominant oder autosomal-rezessiv vererbt. Ursächlich für die Erkrankung sind Mutationen in 20 verschiedenen Genen (z.B. KRT5, KRT14, DSP), die für epitheliale Struktur- und Adhäsionsproteine (z.B. Keratin 5 und Keratin 14, Desmoplakin, Plektin) kodieren.[1]
Pathophysiologie
Ursächlich für die Entstehung einer Epidermolysis bullosa sind die genetischen Defekte der Struktur- und Adhäsionsproteine der Haut. Der Verlust der Adhäsion, insbesondere in der dermoepidermalen Junktionszone, führt zu einer erhöhten Fragilität der Haut. Spontan oder durch minimale Traumata kommt es somit zur Blasenbildung der Haut und Schleimhaut. Die Lokalisation der Blasenbildung unterscheidet sich zwischen den einzelnen Formen der Epidermolysis bullosa hereditaria, abhängig davon, welche Proteine betroffen sind.[2]
Einteilung
Die Epidermolysis bullosa wird in vier Haupttypen unterteilt:
- Epidermolysis bullosa simplex
- Epidermolysis bullosa junctionalis
- Epidermolysis bullosa dystrophica
- Kindler-Syndrom
Die verschiedenen Formen der Epidermolysis bullosa unterscheiden sich sowohl phäno- und genotypisch, als auch in der Lokalisation der Blasenbildung.[3]
Klinik
Bei allen Formen der Epidermolysis bullosa zeigen sich Blasen und Erosionen der Haut bzw. Schleimhaut, die spontan oder nach leichten Traumata auftreten und in der Regel schmerzhaft sind.
Das Ausmaß der Blasenbildung variiert zwischen den einzelnen Subtypen der Krankheit. Zudem können weitere Symptome, wie beispielsweise Nageldystrophien, Zahnschmelzdefekte oder Vernarbungen der Hautläsionen bzw. der Blasen auftreten.
Bei einigen Formen der Epidermolysis bullosa ist die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms eine relevante Komplikation.
Diagnostik
Neben dem molekularbiologischen Nachweis der auslösenden Mutationen basiert die Diagnostik der Epidermolysis bullosa vor allem auf dem Immunfluoreszenzmapping. Hierfür entnimmt man eine Hautbiopsie aus dem Rand einer frischen Blase und fertigt kryoasservierte Schnitte an. Mit Hilfe spezifischer Antikörper werden dabei verschiedene Strukturproteine der dermoepidermalen Junktionszone angefärbt. Anschließend erfolgt ein Vergleich zu gesunder Haut. Durch die angefärbten Strukturproteine lassen sich typische Befallsmuster der Epidermis identifizieren.
Des Weiteren sind durch die Intensität der Färbung Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Unterformen möglich. Keine Färbung weist auf eine komplette Abwesenheit des Proteins hin, während eine reduzierte Färbung auf eine verringerte Menge des Proteins schließen lässt.
Die Elektronenmikroskopie ist eine weitere diagnostische Möglichkeit, sie wird jedoch heute (2022) nur noch selten verwendet.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen einer Epidermolysis bullosa hereditaria sind beispielsweise:[1]
- Blasenbildende Autoimmunkrankheiten der Haut, z.B. Pemphigus vulgaris oder bullöses Pemphigoid
- Infektionen
- Andere genetische blasenbildende Erkrankungen, z.B. Bloch-Sulzberger-Syndrom, Porphyrie
Therapie
Derzeit (2024) gibt es keine kausale Therapie der Epidermolysis bullosa hereditaria. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch.
Wichtige Bestandteile der Therapie sind unter anderem:[4]
- Vermeidung mechanischer Reize (z.B. vorsichtiger Umgang mit dem Patienten, lockere Kleidung, gepolsterte Schuhe)
- Verwendung nicht-klebender Verbände und Auflagen
- Kühlhalten der Haut (z.B. kein warmes Badewasser, Aufenthalt in klimatisierter Umgebung)
- Behandlung der Blasen (steril aufstechen und Inhalt entleeren)
- Ernährungstherapie (bei Mangelernährung)
- Topische Pharmakotherapie der Wunden[5]
- Chirurgische Behandlung der Wunden
Es gibt verschiedene experimentelle Ansätze zur Behandlung der Epidermolysis bullosa hereditaria, insbesondere im Bereich der Gentherapie (Genkanone, Gen-Silencing) bzw. Stammzelltherapie.[6]
Prognose
Die Prognose der Erkrankung ist abhängig vom jeweiligen Haupt- bzw. Subtyp und der individuellen Ausprägung der Symptome.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Has et al. Epidermolysis bullosa hereditaria, CME Zertifizierte Fortbildung, 2019
- ↑ Gao et al.Novel keratin 5 mutation in a family with epidermolysis bullosa simplex, Experimental and Therapeutiv medicine, 2015
- ↑ Oprhanet Epidermolysis bullosa, hereditäre, abgerufen am 13.12.2021
- ↑ NORD - Epidermolysis Bullosa, abgerufen am 13.12.2021
- ↑ Full Prescribing Information Filsuvez (birch triterpenes), FDA, abgerufen am 12.01.2024
- ↑ Uitto et al. Cell-based therapies for epidermolysis bullosa – from bench to bedside, JDDG, 2021
Literatur
- MDS-Manual - Epidermolysis bullosa, abgerufen am 13.12.2021
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