Epidermolysis bullosa junctionalis
Synonym: Epidermolysis bullosa atrophicans, junktionale Epidermolysis bullosa, JEB
Definition
Die Epidermolysis bullosa junctionalis, kurz EBJ, ist eine Gruppe seltener, genetisch bedingter Hauterkrankungen, die durch eine Blasenbildung in der Basalmembran charakterisiert ist. Sie ist eine Form der Epidermolysis bullosa hereditaria.
Epidemiologie
Die Prävalenz der Epidermolysis bullosa junctionalis liegt bei etwa < 1/1.000.000. Die Erkrankung tritt bei Männern und Frauen gleichermaßen auf.[1]
Einteilung
Es gibt verschiedene Subtypen der Epidermolysis bullosa junctionalis. Die häufigsten sind:[2]
- Schwere generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis (früher bekannt unter Epidermolysis bullosa junctionalis Herlitz)
- Intermediäre generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis (früher bekannt unter Epidermolysis bullosa junctionalis non-Herlitz)
Genetik
Alle Formen der Epidermolysis bullosa junctionalis werden autosomal-rezessiv vererbt.
Die schwere generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis wird durch Mutationen im LAMA3-(Genlokus 18q11.2), LAMB3-(Genlokus 1q32.2) oder LAMC2-Gen (Genlokus 1q25.3) verursacht, die für Laminin-5 kodieren.[3][4]
Die intermediäre generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis entsteht ebenfalls durch Mutationen im LAMA3-, LAMB3- und LAMC2-Gen und betrifft somit auch Laminin-5. Darüber hinaus können Mutationen im COL17A1-Gen (Genlokus 10q24.3), Defekte im Collagen XVII verursachen.[3][5]
Pathophysiologie
Die Epidermolysis bullosa junctionalis entsteht durch Defekte von Laminin-5 und Collagen XVII. Bei Laminin-5 handelt es sich um ein Glykoprotein der Extrazellulärmatrix der Haut, das entscheidende Funktionen bei der Zelladhäsion hat. Collagen Typ XVII ist ein Transmembranprotein, das ebenfalls für die Befestigung von Zellen, insbesondere an der Basalmembran, verantwortlich ist.
Bei der Epidermolysis bullosa junctionalis treten aufgrund der gestörten Struktur des Laminin-5 und des Collagen Typ XVII Spaltbildungen entlang der Lamina lucida der Basalmembran auf. Bereits bei kleinen Traumata kommt es somit zur Ausbildung sogenannter junktionaler Blasen.
Klinik
Die Epidermolysis bullosa junctionalis manifestiert sich in der Regel bereits ab dem Zeitpunkt der Geburt. Seltener beginnt die Erkrankung in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter. Je nach Subtypus kann sich die Symptomatik unterscheiden.
Klassische Symptome
Klassische Symptome, die auftreten können sind:[6]
- Generalisierte schmerzhafte Blasen und Erosionen, die chronisch werden können
- Sekundäre Wundinfektion der Blasen
- Abheilung der Blasen ohne Narbenbildung, jedoch Entwicklung von Pigmentstörungen und Hautatrophien
- Nageldystrophie bzw. Nagelverlust
- Schleimhautbeteiligung
- Zahnschmelzdefekte
Spezifische Symptome
Spezifische Symptome der beiden häufigsten Subtypen sind: [2]
- Schwere generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis:
- Generalisierte Blasenbildung am gesamten Körper; Schleimhäute und Organe ebenfalls betroffen
- Husten oder heiseres Schreien der Säuglinge als Zeichen einer Beteiligung der Atemwege
- Komplikationen sind Infektionen, Unterernährung, Dehydratation
- Intermediäre generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis:
Darüber hinaus gibt es seltene syndromale Subtypen der Epidermolysis bullosa junctionalis, die mit einer Pylorusatresie, einer interstitiellen Lungenerkrankung und einem nephrotischen Syndrom einhergehen können.[6]
Diagnostik
Neben dem molekularbiologischen Nachweis der auslösenden Mutationen basiert die Diagnostik der Epidermolysis bullosa vor allem auf dem Immunfluoreszenzmapping. Hierfür entnimmt man eine Hautbiopsie aus dem Rand einer frischen Blase und fertigt kryoasservierte Schnitte an. Mit Hilfe spezifischer Antikörper werden dabei verschiedene Strukturproteine der dermoepidermalen Junktionszone angefärbt. Anschließend erfolgt ein Vergleich zu gesunder Haut. Durch die angefärbten Strukturproteine lassen sich typische Befallsmuster der Epidermis identifizieren.
Des Weiteren sind durch die Intensität der Färbung Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Unterformen möglich. Keine Färbung weist auf eine komplette Abwesenheit des Proteins hin, während eine reduzierte Färbung auf eine verringerte Menge des Proteins schließen lässt.
Die Elektronenmikroskopie ist eine weitere diagnostische Möglichkeit, die heute (2022) jedoch nur noch selten verwendet wird.
Therapie
Derzeit (2022) gibt es keine kausale Therapie der Epidermolysis bullosa junctionalis. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch.
Wichtige Bestandteile der Therapie sind unter anderem:[7][2]
- Vermeidung mechanischer Reize (z.B. vorsichtiger Umgang mit dem Patienten, lockere Kleidung, gepolsterte Schuhe)
- Verwendung nicht-klebender Verbände (z.B. Gel- und Sikonverbände) und Auflagen
- Kühlhalten der Haut (z.B. kein warmes Badewasser, Aufenthalt in klimatisierter Umgebung)
- Behandlung der Blasen (steril aufstechen und Inhalt entleeren)
- Ernährungstherapie (bei Mangelernährung)
- Chirurgische Behandlung der Wunden
- Bei Bedarf engmaschige Überwachung hinsichtlich extrakutaner Manifestationen
Prognose
Die Prognose der Erkrankung ist abhängig vom jeweiligen Subtyp der Erkrankung und der individuellen Ausprägung der Symptome. Während sich der klinische Zustand der Patienten mit intermediärer generalisierter Epidermolysis bullosa junctionalis mit zunehmendem Alter verbessern kann, ist die schwere generalisierte Epidermolysis bullosa junctionalis meist innerhalb der ersten 12 bis 14 Lebensmonate letal.
Quellen
- ↑ Orphanet-Epidermolysis bullosa, junktionale, abgerufen am 16.12.2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 DermNet NZ, abgerufen am 14.12.2021
- ↑ 3,0 3,1 Fortbildung - Epidermolysis bullosa, abgerufen am 16.12.2021
- ↑ Orphanet - Epidermolysis bullosa, junctionale, generalisierte schwere, abgerufen am 16.12.2021
- ↑ Orphanet - Epidermolysis bullosa, junktionale, generalisierte intermediäre, abgerufen am 16.12.2021
- ↑ 6,0 6,1 Has et al. Epidermolysis bullosa hereditaria, CME Zertifizierte Fortbildung, 2019
- ↑ NORD - Epidermolysis Bullosa, abgerufen am 16.12.2021
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