Daratumumab
Handelsname: Darzalex®
Definition
Daratumumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper vom Typ IgG1 kappa, der zur Therapie des multiplen Myeloms eingesetzt wird.
Hintergrund
Daratumumab wurde ursprünglich von Genmab entdeckt. Die weitere Wirkstoffentwicklung erfolgte gemeinsam mit Janssen Biotech, einer Johnson & Johnson Tochter. Sie hält die weltweiten Vermarktungsrechte an der Substanz.
Chemie
Die Synthese von Daratumumab erfolgt durch gentechnisch veränderte, immortalisierte CHO-Zellen.
Wirkmechanismus
Daratumumab bindet an den Oberflächenrezeptor CD38 (Cluster of Differentiation), der von Multiplen-Myelom-Zellen hoch exprimiert wird, in geringer Zahl aber auch auf gesunden lymphoiden und myeloiden Zellen sowie Erythrozyten vorkommt. Die so markierten Zellen werden vom körpereigenen Immunsystem erkannt und durch Komplement-abhängige Zytotoxizität vernichtet. Klinisch relevante Hämolysen wurden allerdings bisher nicht beobachtet.
Pharmakokinetik
Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 9 Tage, kann sich im Steady state jedoch auf 18 Tage erhöhen[1].
Indikation
- Multiples Myelom (in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason oder mit Bortezomib, Melphalan und Prednison)[2]
Darreichungsform
Daratumumab ist als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung verfügbar.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt 16 mg/kgKG als intravenöse Infusion.
In den Wochen 1 bis 8 erfolgt die Gabe des Medikaments wöchentlich, in den Wochen 9 bis 24 alle zwei Wochen und ab Woche 25 alle vier Wochen. Je nach Begleitmedikation können sich leichte Abweichungen von diesem Schema ergeben (siehe Fachinformation)[1].
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- infusionsbedingte Reaktionen inklusive anaphylaktischer Schock: Um diese zu verhindern, ist eine entsprechende Begleitmedikation aus einem Glukokortikoid, Antipyretikum und einem Antihistaminikum zu verabreichen.
- Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Lymphopenie und Leukopenie mit erhöhter Infektneigung v. a. der oberen Atemwege
- Hypogammaglobulinämie
- verminderter Appetit, Hyperglykämiem Hypokalciämie, Dehydratation
- periphere sensorische Neuropathie, Kopfschmerzen, Parästhesie, Synkope
- Vorhofflimmern, Hypertonie
- Husten, Dyspnoe, Lungenödem
- Obstipation, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, Pankreatitis
- Rückenschmerzen, Muskelspasmen
- Fatigue, periphere Ödeme, Asthenie, Schüttelfrost
Wechselwirkungen
Da Daratumumab als Antikörper-Präparat proteolytisch abgebaut wird, sind keine pharmakokinetischen Interaktionen zu erwarten. Deshalb wurden keine systematischen Untersuchungen hierzu durchgeführt.
Transfusionsmedizin
Daratumumab tritt als Störfaktor bei immunhämatologischen Untersuchungen in Erscheinung, insbesondere beim Antikörpersuchtest und bei der serologischen Verträglichkeitsprobe. Diese können falsch positiv ausfallen.
Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) empfiehlt daher, vor Beginn einer Therapie mit Daratumumab bei dem Patienten eine Blutgruppenbestimmung mit Antikörpersuche durchführen zu lassen, damit ein Ausgangsbefund vorliegt. Darüber hinaus soll auch ein Blutgruppenausweis ausgestellt werden. Diese Vorgehensweise wird voraussichtlich auch in die Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten der Bundesärztekammer aufgenommen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Darzalex. Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation). Aufgerufen am 01.07.2023
- ↑ Sonneveld P et al. Daratumumab, Bortezomib, Lenalidomide, and Dexamethasone for Multiple Myeloma. N Engl J Med. 2024