Bexagliflozin
Handelsname: Brenzavvy®
Synonym: Bexagliflozinum
Englisch: bexagliflozin
Definition
Bexafliglozin ist ein Arzneistoff mit blutzuckersenkender und antidiabetischer Wirkung. Es gehört zur Wirkstoffgruppe der SGLT2-Hemmer und wird zur oralen Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 angewendet.
Chemie
Der Wirkstoff ist ein Benzthiophen-Derivat mit der Summenformel C24H29ClO7. Wie andere SGLT2-Hemmer ist es von Phlorizin abgeleitet. Der chemische Name ist
- (2S,3R,4R,5S,6R)-2-[4-Chloro-3-[[4-(2-cyclopropyloxyethoxy)phenyl]methyl]phenyl]-6-(hydroxymethyl)oxan-3,4,5-triol (IUPAC)
Die molare Masse beträgt 464,94 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 2,33. Die CAS-Nummer lautet 1118567-05-7. Bei Raumtemperatur liegt die Substanz als weißes bis hellgelbes Pulver vor, das sehr schlecht in Wasser löslich ist.[1]
Wirkmechanismus
Bexagliflozin hemmt selektiv den Natrium-Glukose-Cotransporter 2 im proximalen Tubulus des Nephrons. Dieses Transportprotein ist für die Reabsorption von Glukose in der Niere verantwortlich. Die Ausscheidung von Glukose über den Urin steigt an. Die Wirkung von Bexagliflozin ist vollständig unabhängig von Insulin. Das Antidiabetikum hat keinen Einfluss auf die intestinale Glukoseresorption, für die SGLT1 verantwortlich ist.[1]
Da alle SGLT2-Hemmer auch einen gewissen diuretischen Effekt haben, wird ihnen eine leichte kardioprotektive Wirkung zugeschrieben, insbesondere bei bestehender Herzinsuffizienz.[2]
Pharmakokinetik
Bexagliflozin wird nach oraler Aufnahme rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 2 bis 4 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 93 %, das Verteilungsvolumen 262 Liter (ca. 4 l/kgKG). Die Biotransformation in der Leber erfolgt über UGT1A9 zu inaktivem 3′-O-Glucuronid und zu einem geringen Teil über das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP3A. Die Elimination der Metaboliten erfolgt zu 51,1% mit den Fäzes und zu 40,5 % mit dem Urin. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 12 Stunden.[1]
Indikationen
Darreichungsform
Bexagliflozin steht in Form von Tabletten zur oralen Anwendung zur Verfügung.
Dosierung
Die empfohlene Dosis ist 20 mg einmal täglich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Bexagliflozin weist ein für SGLT2-Hemmer typisches Nebenwirkungsprofil auf. Häufige unerwünschte Wirkungen sind:[1]
- Balanitis (Mann)
- Vaginalmykose (Frau)
- Polyurie und Dehydratation mit der Gefahr eines akuten Nierenversagens
- Harnwegsinfekte mit der Gefahr einer Urosepsis und Pyelonephritis
- Hypoglykämie
- Schwindel
- Hypotonie
Alle genannten Nebenwirkungen sind nicht direkt auf die molekulare Wirkung des Arzneimittels, sondern auf die erhöhte Glukosekonzentration im Harn zurückzuführen.
Unter der Behandlung kann unabhängig vom Blutzuckerspiegel eine Ketoazidose auftreten.
Es besteht ein erhöhtes Risiko für Amputationen der unteren Gliedmaßen und das Auftreten einer nekrotisierenden Fasziitis des Perineums (Fournier-Gangrän).
Wechselwirkungen
Bexagliflozin wird hauptsächlich von UGT1A9 und in einem geringeren Ausmass von CYP3A4 metabolisiert.[4]
Bei der gleichzeitigen Behandlung mit Insulinen oder Insulinsekretagoga ist das Risiko für eine Hypoglykämie erhöht. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Lithium wird der Lithium-Plasmaspiegel erniedrigt.[1]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Bexagliflozin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Dialysepflichtigkeit
Schwangerschaft und Stillzeit
Basierend auf tierexperimentellen Untersuchungen wird die Anwendung von Bexagliflozin während des zweiten und dritten Trimesters der Schwangerschaft nicht empfohlen.
Tierexperimentelle Daten weisen auf einen Übertritt in die Milch hin. Daher wird vermutet, dass dies auch beim Menschen passiert und somit eine Gefährdung für die Entwicklung der kindlichen Niere besteht. Das Stillen während der Behandlung mit Bexagliflozin wird daher nicht empfohlen.[1]
Toxizität
Es liegen aktuell (2023) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Bexagliflozin vor. Es ist davon auszugehen, dass es zu Hypoglykämie und durch Dehydratation zur Hypotonie und zum akuten Nierenversagen kommen kann. Unabhängig davon besteht immer die Gefahr einer Ketoazidose. Eine primäre Giftentfernung durch Verabreichung von Aktivkohle kann innerhalb einer Stunde nach der Ingestion erfolgen. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2023) nicht zur Verfügung. Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (hohe Plasmaproteinbindung) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv.
Bewertung
Bexagliflozin scheint als Monotherapie und als Zusatztherapie zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 sicher und wirksam zu sein. Es senkt den HbA1c-Wert um etwa 0,5 % und verringert den systolischen Blutdruck und das Körpergewicht in ähnlicher Weise wie andere SGLT2-Inhibitoren. Da jedoch keine Daten zu kardiovaskulären und renalen Ergebnissen vorliegen, empfiehlt ein Review Empagliflozin, Dapagliflozin oder Canagliflozin aktuell (2023) zu bevorzugen.[5]
ATC-Code
- A10BK - Natrium-Glucose-Cotransporter-2-(SGLT2)-Inhibitoren
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 Full Prescribing Information Brenzavvy, FDA. Abgerufen am 14.08.2023
- ↑ A new class of drugs for heart failure: SGLT2 inhibitors reduce sympathetic overactivity, abgerufen am 07.04.2023
- ↑ Azzam O et al.Bexagliflozin for type 2 diabetes: an overview of the data. Expert Opin Pharmacother. 2021. Abgerufen am 14.08.2023
- ↑ PharmaWiki - Bexagliflozin, abgerufen am 07.04.2023
- ↑ Cowart K et al. A Review of the Safety and Efficacy of Bexagliflozin for the Management of Type 2 Diabetes. Ann Pharmacother. 2023
Weblinks
- Drugs.com - Bexagliflozin. Abgerufen am 14.08.2023
- Drugbank - Bexagliflozin. Abgerufen am 14.08.2023
- PharmaWiki - Bexagliflozin. Abgerufen am 14.08.2023
- PubChem: 25195624
- MeSH: 2050483
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