Canagliflozin
Handelsnamen: Invokana®, Vokanamet®(Kombination mit Metformin)
Englisch: canagliflozin
Definition
Canagliflozin ist ein orales Antidiabetikum aus der Gruppe der selektiven SGLT-2-Inhibitoren, das bei Typ-2-Diabetes zur Anwendung kommt.
Wirkmechanismus
Canagliflozin hemmt den Natrium-Glucose-Cotransporter-2 (SGLT-2), der sich vor allem an der apikalen Membran des proximalen Tubulusepithels der Niere befindet. Durch die Hemmung von SGLT2 reduziert Canagliflozin die Rückresorption von Glucose und senkt die Nierenschwelle für Glucose. Dieser Insulin-unabhängige Mechanismus führt zur Erhöhung der Uringlucose-Ausscheidung (UGE) und zum Absenken der Plasmaglucose. Die UGE führt zu einer osmotischen Diurese mit Absenkung des systolischen Blutdrucks sowie zu einem Kalorienverlust mit Gewichtsreduktion.
Des Weiteren hat Canagliflozin nephroprotektive und kardioprotektive Effekte.[1][2][3][4]
Pharmakokinetik
Die orale Bioverfügbarkeit von Canagliflozin beträgt ca. 65 %, die Halbwertszeit liegt bei etwa 12 Stunden. Nach ungefähr 1-2 Stunden wird die maximale Plasmakonzentration erreicht, nach 4-5 Tagen der Steady state. Der Wirkstoff ist zu 99 % an Plasmaproteine (v.a. Albumin) gebunden
Canagliflozin wird vor allem über UDP-Glucuronyltransferasen 1A9 (UGT1A9) und 2B4 (UGT2B4) metabolisiert. Es wird durch P-Glykoprotein und BCRP transportiert. Die Elimination erfolgt über den Stuhl und den Urin.
Indikationen
Canagliflozin kommt als Monotherapie sowie in Kombination mit anderen Antidiabetika (incl. Insulin) bei über 18-Jährigen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zur Anwendung, wenn durch Diät und Bewegung allein der Blutzuckerspiegel nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Es gilt noch als Reservetherapeutikum und kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn andere orale Antidiabetika nicht gegeben werden können oder nicht ausreichend wirksam sind.
Canagliflozin wird derzeit (2020) in mehreren Studien bei Patienten mit Herzinsuffizienz und chronischer Nierenerkrankung, sowohl mit als auch ohne Diabetes mellitus, untersucht.
Darreichungsform
Canagliflozin ist als Filmtablette à 100 und 300 mg verfügbar.
Dosierung
Die empfohlene Anfangsdosis von Canagliflozin beträgt 100 mg/d und kann im Verlauf auf 300 mg/d erhöht werden. Die Einnahme erfolgt einmal täglich, vorzugsweise vor der ersten Mahlzeit des Tages.
Die Wirksamkeit von Canagliflozin nimmt bei eingeschränkter Nierenfunktion ab, während die Inzidenz von Nebenwirkungen ansteigt. Daher wird die Dosis bei Patienten mit einer eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 oder Kreatinin-Clearance < 60 ml/min auf 100 mg begrenzt.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Unter der Therapie mit Canagliflozin kommt es erwartungsgemäß zur Polyurie und Nykturie. Durch die herbeigeführte Glukosurie steigt auch die Gefahr von Harnwegsinfektionen und genitalen Pilzinfektionen (Vaginalmykose, Balanitis, Balanoposthitis). Außerdem kommt es zu einer osmotischen Diurese, welche die Gefahr eines Volumenmangels, einer Dehydration und einer Hypotonie birgt. Weitere Nebenwirkungen sind:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Reduktion der eGFR: insbesondere zu Beginn der Therapie. Daher regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion.
- anaphylaktische Reaktion
- Obstipation, Übelkeit
- Hyperkaliämie, Hyperphosphatämie
- diabetische Ketoazidose
Die anfänglich befürchtete erhöhte Amputationsrate konnte in weiteren Studien nicht bestätigt werden.[5]
Wechselwirkungen
- Diuretika: erhöhtes Risiko einer Dehydrierung und Hypotonie
- Insulin, Insulinsekretagoga (z.B. Sulfonylharnstoffe): Hypoglykämie, ggf. Dosisreduktion des Insulins bzw. des Insulinsekretagogums
- Cholestyramin, Johanniskraut, Rifampicin, Barbiturate, Phenytoin, Carbamazepin: verminderte Bioverfügbarkeit von Canagliflozin
- Simvastatin: Erhöhung der Bioverfügbarkeit des Statins
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
- Diabetes mellitus Typ 1
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Vorsicht bei Volumenmangel oder Einnahme von Schleifendiuretika
Nutzenbewertung
Das IQWiG sieht im Rahmen der Nutzenbewertung den Zusatznutzen von Canagliflozin (auch in Kombination mit Metformin) im Vergleich zu einer zweckmäßigen Vergleichstherapie als nicht belegt an.[6] Als Folge nahm der Hersteller Janssen-Cilag sowohl das Mono- als auch das Kombinationspräparat vom deutschen Markt. Die Entscheidung des G-BA ist umstritten und wird u.a. von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kritisiert.
Literatur
- EMA Fachinformation Inovanka, abgerufen am 04.09.2020
Quellen
- ↑ Li J et al. Mediators of the effects of canagliflozin on kidney protection in patients with type 2 diabetes, Kidney Int. 2020 Sep;98(3):769-777, abgerufen am 04.09.2020
- ↑ Cannon CP et al. Evaluating the Effects of Canagliflozin on Cardiovascular and Renal Events in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus and Chronic Kidney Disease According to Baseline HbA1c, Including Those With HbA1c <7%: Results From the CREDENCE Trial, Circulation. 2020 Feb 4;141(5):407-410, abgerufen am 04.09.2020
- ↑ Arnott C et al. Sodium-Glucose Cotransporter 2 Inhibition for the Prevention of Cardiovascular Events in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus: A Systematic Review and Meta-Analysis, J Am Heart Assoc. 2020 Feb 4;9(3):e014908, abgerufen am 04.09.2020
- ↑ Perkovic V et al. Canagliflozin and Renal Outcomes in Type 2 Diabetes and Nephropathy, N Engl J Med. 2019 Jun 13;380(24):2295-2306, abgerufen am 04.09.2020
- ↑ Invokana, Invokamet, Invokamet XR (canagliflozin): MedWatch Safety Alert - Boxed Warning about Risk of Leg and Foot Amputations Removed, abgerufen am 04.09.2020
- ↑ Nutzenbewertung Canagliflozin 2014, abgerufen am 04.09.2020