Glomeruläre Filtrationsrate
Abkürzung: GFR
Englisch: glomerular filtration rate
Definition
Die glomeruläre Filtrationsrate, kurz GFR, ist das pro Zeiteinheit von den Glomeruli der Nieren filtrierte Volumen. Es wird in der Regel in der Einheit ml/min angegeben und ist einer der wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion.
Hintergrund
Die Ermittlung der glomerulären Filtrationsrate ist durch die Bestimmung der Clearance von Inulin oder Kreatinin möglich. Hierzu wird neben Plasma Kreatinin- bzw. Inulinkonzentration auch die Menge an ausgeschiedenem Urin sowie die Konzentration von Kreatinin bzw. Inulin im 24h Urin benötigt. Um sich die Urinsammelzeit zu sparen, kann man die eGFR bestimmen.
Physiologie
Die glomeruläre Filtrationsrate ist abhängig vom effektiven Filtrationsdruck, der Gesamtfläche und der Leitfähigkeit des glomerulären Filters. Jedoch ist die glomeruläre Filtrationsrate keine konstante Größe. Je nach Tageszeit kann die GFR um bis zu einem Drittel schwanken.
Das Alter hat ebenfalls einen Einfluss auf die glomeruläre Filtrationsrate. Der Gipfel wird bei Ende des Wachstums mit ca. 20 Jahren erreicht. Ab dem 35. Lebensjahr sinkt sie. Die glomeruläre Filtrationsrate muss jedoch erst um die Hälfte abfallen, bis sich eine Erhöhung der Retentionswerte einstellt.
Die Fähigkeit der Nieren, auf bestimmte physiologische oder pathologische Stimuli mit einer Steigerung der GFR zu reagieren, wird als renale Funktionsreserve (RFR) bezeichnet.
Innerhalb der Altersgruppen ergeben sich Variationen der glomerulären Filtrationsrate durch verschiedene Körpergröße und -gewicht, sodass es nicht sinnvoll ist, sich verschiedene Zahlenwerte für verschiedene Altersgruppen einzuprägen. Als Vergleichswert kann die Annahme einer glomerulären Filtrationsrate von 120 ml/min bzw. 180 l/Tag bei einem 20 Jahre alten gesunden Probanden gelten.
siehe auch: glomeruläre Filtration
Klinik
Der häufigste Grund für eine dauerhafte Verminderung der glomerulären Filtrationsrate ist die Niereninsuffizienz.
GFR-Berechnung
Zur GFR-Abschätzung wurden etliche Näherungsformeln erarbeitet, die aus einer wechselnden Anzahl von Parametern (u.a. Serumkreatinin, Körpergewicht, Körpergröße, Geschlecht, Hautfarbe) den so genannten eGFR berechnen.
Formeln für Erwachsene
- CKD-EPI-Formel (Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration; empfohlene Methode, 2012 nochmals überarbeitet)
- MDRD-Formelserie (Modifikation of Diet in Renal Disease)
- Mayo-Klinik-Formel
- Cockcroft-Gault-Formel (GFR ohne tubuläre Sekretion)
Formeln für Kinder
Interpretation
Nach den Empfehlungen der Kidney Disease Outcome Quality Initiative (KDOQI) wird die Nierenleistung in folgende Stadien unterteilt:
Stadium | Beschreibung | GFR [ml/min/1,73 m2] |
---|---|---|
1 | Normale oder gesteigerte GFR | > 90 |
2 | Nierenschädigung, leicht verminderte GFR | 60 - 89 |
3 | Nierenschädigung, moderat verminderte GFR | 30 - 59 |
4 | Nierenschädigung, stark verminderte GFR | 15 - 29 |
5 | Niereninsuffizienz | < 15 |
Die glomeruläre Filtrationsrate nimmt mit steigendem Lebensalter ab. Eine gesunde Niere verliert ab dem 20. Lebensjahr jährlich etwa 0,7 % bis 1 % der Nierenleistung.
Alter [Jahre] | Mittlere GFR |
---|---|
20–29 | 116 ml/min |
30–39 | 107 ml/min |
40–49 | 99 ml/min |
50–59 | 93 ml/min |
60–69 | 85 ml/min |
> 70 | 75 ml/min |
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © blackieshoot / Unsplash
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