Methantheliniumbromid
Handelsname: Vagantin®
Englisch: methantheline, methanthelinium bromide
Definition
Methantheliniumbromid ist ein Anticholinergikum und wird u.a. zur Behandlung der Hyperhidrose verwendet.
Anwendung
- Hyperhidrose
- Reizblase (überaktiver Harnblasenmuskel mit Blasenspasmen, Einnässen infolge neurogener Blase)
- Ulcus ventriculi
- Ulcus duodeni
- Gastritis
- Reizmagen verbunden mit erhöhter Magensäure-Bildung (Hyperazidität)
- Vermehrte Bewegungsvorgänge im Magen- und Darmbereich
- Reizdarmsyndrom
Chemie
- Chemische Bezeichnung: N,N-Diethyl-N-methyl-2-((9H-xanthen-9-ylcarbonyl)oxy)ethan-aminium-bromid
- Summenformel: C21H26NO3Br
Wirkmechanismus
Methantheliniumbromid ist ein Anticholinergikum, das schon seit den 50er Jahren zur Therapie der Hyperhidrose eingesetzt wird. Es agiert als potenter Antagonist an den muskarinergen Acetylcholinrezeptoren und blockiert somit die neuronale Aktivierung der Schweißdrüsen. Die neuromuskuläre Reizübertragung hingegen wird nicht beeinträchtigt, da Methantheliniumbromid keine Wirkung an den nikotinergen Acetylcholinrezeptoren aufweist. Die antimuskarinerge Aktivität von Methantheliniumbromid ist stärker ausgeprägt als bei Atropin und hält auch länger an.
Pharmakokinetik
Nach oraler Einnahme werden die höchsten Plasmakonzentrationen nach ca. 2 Stunden gemessen. Die Halbwertzeit beträgt ca. 2 Stunden. Methantheliniumbromid wird in der Leber hydrolysiert und über die Nieren ausgeschieden.
Nebenwirkungen
Während der Therapie mit Methantheliniumbromid können folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Mundtrockenheit (die mit Abstand häufigste NW)
- Tachykardie
- Akkommodationsstörung
- Harnretention
- trockene Haut
- Hypotension
- Orthostase
- Übelkeit
- Erbrechen
- Müdigkeit
- Hautrötung
Der Farbstoff Gelborange kann allergische Reaktionen hervorrufen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit oder Allergie gegen den Wirkstoff
- Mechanische Verengungen des Magen-Darm-Traktes
- chronische entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
- Toxisches Megakolon
- Harnretention
- Prostatahyperplasie
- Verengungen der Harnröhre
- Engwinkelglaukom
- Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
- Herzrhythmusstörungen
- Niereninsuffizienz
- Leberinsuffizienz
- Kinder unter 12 Jahren
Strengste Indikationsstellung während der Schwangerschaft und der Stillzeit.
Wechselwirkungen
Methantheliniumbromid kann die (anticholinerge) Wirkung von u.a. folgenden Medikamenten verstärken:
- Amantadin
- Trizyklische Antidepressiva
- Phenothiazine
- Atypische Antipsychotika
- Chinidin
- Antihistaminika (v.a. der 1. Generation)
- Disopyramid
- Atropin
- Scopolamin
Überdosierung
Überdosierungserscheinungen und Toxizität können mit Physostigmin behandelt werden.
Rechtliches
Methantheliniumbromid ist in Deutschland unter dem Handelsnamen Vagantin® zugelassen. Das Präparat ist verschreibungspflichtig.
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