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Tenofoviralafenamid

Handelsnamen: Vemlidy®; enthalten in Biktarvy®, Genvoya®, Descovy®, Odefsey® und Symtuza®
Englisch: tenofovir alafenamide

1. Definition

Tenofoviralafenamid, kurz TAF, ist ein Medikament zur Behandlung einer Hepatitis-B- oder HIV-Infektion. Es ist ein Prodrug von Tenofovir und gehört zur Gruppe der nukleotidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NtRTI).

2. Chemie

Bei Tenofoviralafenamid handelt es sich um Tenofovir, das an der Phosphatgruppe eine Phenylgruppe und einen N-verknüpften Isopropyl-Alanin-Ester trägt. Es liegt als Salz der Fumarsäure vor.

Die Summenformel lautet C21H29N6O5P; die molare Masse beträgt 476,4 g/mol.[1]

3. Wirkmechanismus

Nach Aufnahme in die Hepatozyten wird Tenofoviralafenamid durch die Carboxylesterase 1 zu Tenofovir hydrolysiert und anschließend zu Tenofovirdiphosphat phosphoryliert. Dieses Molekül hemmt die Replikation des Hepatitis-B-Virus und des HI-Virus, indem es mittels der reversen Transkriptase in das virale Genom eingebaut wird. Dies hat einen Kettenabbruch zur Folge.

Obwohl es die humane DNA-Polymerase einschließlich der mitochondrialen DNA-Polymerase γ hemmt, konnte in vitro keine mitochondriale Toxizität gezeigt werden.[2]

4. Pharmakokinetik

Tenofoviralafenamid und Tenofovir besitzen eine mediane Plasmahalbwertszeit von 0,51 und 32,37 Stunden. Im Gegensatz zu Tenofovirdisoproxil wird Tenofoviralafenamid erst in den Hepatozyten metabolisiert, was die hepatische Selektivität erhöhen und die Häufigkeit von Nebenwirkungen verringern soll.

Tenofoviralafenamid wird nur geringfügig über CYP3A4 metabolisiert und hauptsächlich nach Verstoffwechslung zu Tenofovir renal eliminiert.[2]

5. Indikation

Tenofoviralafenamid ist als Monotherapie (Vemlidy®) zugelassen bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren mit mindestens 35 kg Körpergewicht) zur Behandlung einer chronischen Hepatitis B.[2]

Des Weiteren existieren verschiedene fixe Arzneimittelkombination mit Tenofoviralafenamid, die zur Behandlung der HIV-1-Infektion zugelassen sind, z.B. mit:

6. Darreichungsform

Tenofoviralafenamid ist als Filmtablette im Handel erhältlich.

7. Dosierung

Die tägliche Dosis beträgt eine Tablette à 25 mg.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Nebenwirkungen

Tenofoviralafenamid kann häufig zu folgenden Nebenwirkungen führen:[2]:

9. Wechselwirkungen

Tenofoviralafenamid wird von P-Glykoprotein (P-gp) und dem Protein BCRP transportiert. Entsprechend können P-gp-Induktoren (z.B. Rifampicin, Carbamazepin, Phenobarbital oder Johanniskraut) die Plasmakonzentration von Tenofoviralafenamid senken, was zu einem Verlust der therapeutischen Wirkung führen kann.

Umgekehrt kann eine gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die P-gp und BCRP hemmen (z.B. Itraconazol, Ketoconazol, Verapamil, Grapefruitsaft) die Plasmakonzentrationen von Tenofoviralafenamid erhöhen.

10. Kontraindikationen

Bei bestehender Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff darf Tenofoviralafenamid nicht eingenommen werden. Weiterhin bestehten Kontraindikationen bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz sowie mit hereditärer Galaktoseintoleranz oder Laktasemangel.[2]

11. Nutzenbewertung

Die Jahrestherapiekosten für Tenofoviralafenamid betragen etwa 6.000 € bei einer geschätzten Patientenzahl von 12.200 - 38.000 Patienten.[3]

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiQ) kam nach einer Nutzenbewertung zum Schluss, dass ein Zusatznutzen weder bei Patienten mit Hepatitis B noch bei HIV-Infektion vorliegt.[3][4][5][6][7][8]

12. Quellen

  1. Tenofovir-Alafenamid auf drugbank.ca, abgerufen am 04.11.2019
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Fachinformation, gelbe-liste.de, abgerufen am 04.11.2019
  3. 3,0 3,1 IQWIG Vemlidy, abgerufen am 04.11.2019
  4. IQWIG Descovy, abgerufen am 04.11.2019
  5. IQWIG Odefsey, abgerufen am 04.11.2019
  6. IQWIG Genvoya, abgerufen am 04.11.2019
  7. IQWIG Biktarvy, abgerufen am 04.11.2019
  8. IQWIG Symtuza, abgerufen am 04.11.2019
Fachgebiete: Arzneimittel, Pharmakologie

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