Rilpivirin
Handelsnamen: Edurant®, Rekambys®
Englisch: rilpivirine
Definition
Rilpivirin ist ein Virostatikum zur Behandlung einer Infektion mit HIV-1. Die Substanz ist seit 2011 für die antiretrovirale Kombinationstherapie in der EU zugelassen. Seit Dezember 2020 steht Rilpivirin in Kombination mit Cabotegravir zudem als erstes intramuskuläres Depotpräparat für die HIV-Therapie zur Verfügung.
Wirkmechanismus
Rilpivirin gehört zu der Gruppe der nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI). Diese Inhibitoren zeigen antivirale Eigenschaften gegen HIV, indem sie das Enzym Reverse Transkriptase hemmen, welches die virale RNA in DNA umschreibt. Rilpivirin bindet nicht-kompetitiv nahe der Substratbindungsstelle für Nukleoside an die Reverse Transkriptase von HIV-1, wodurch die Bindungsstelle blockiert wird. Somit können nur noch wenige Nukleoside binden und die Virusvermehrung wird eingeschränkt.
Pharmakokinetik
Rilpivirin wird durch das Cytochrom-P450-System der Leber metabolisiert (v.a. CYP3A4). Die terminale Halbwertszeit beträgt 34 bis 55 Stunden. Maximale Plasmakonzentrationen nach oraler Einnahme werden innerhalb von 4-5 Stunden erreicht.
Indikationen
- als antiretrovirale Kombinationstherapie zur Behandlung einer HIV-1-Infektion bei therapienaiven erwachsenen und jugendlichen Patienten (ab 12 Jahren) mit einer Ausgangs-Viruslast von < 100.000 Kopien/ml Blutplasma
- als parenterale Kombinationstherapie in Kombination mit dem Integrase-Inhibitor Cabotegravir zur Behandlung einer HIV-1-Infektion bei erwachsenen Patienten
- mit stabiler virologischer Supprimierung (Viruslast < 50 Kopien/ml) unter antiretroviraler Kombinationstherapie
- ohne bekannte Resistenzen oder Therapieversagen gegenüber NNRTI oder INSTI
Applikation
Das Arzneimittel wird in einer Standarddosierung von 25 mg 1x am Tag oral mit einer Mahlzeit eingenommen, da im nüchternen Zustand die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs reduziert ist.
Das Dosierungsschema der intramuskulären Kombinationstherapie mit Cabotegravir findet sich im gleichnamigen Artikel.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Unter der Therapie mit Rilpivirin treten folgende Nebenwirkungen sehr häufig bis häufig auf:
- Depressionen, Angst
- Schlafstörungen
- Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, abdominelle Beschwerden
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Hautausschlag
- Laborwerterhöhung: Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin, Pankreasamylase, Lipase, Transaminasen, Bilirubin
- Leukozytopenie, Hämoglobin-Verminderung, Thrombozytopenie
- Mundtrockenheit
- Fatigue
- Lokalreaktion an der Injektionsstelle, Fieber
- Gewichtszunahme
Zudem ist das gelegentliche Auftreten eines Immunrekonstitutionssyndroms bekannt.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Arzneimittelinteraktionen
Aufgrund der oben beschriebenen Metabolisierung kann die gleichzeitige Einnahme von CYP3A4-Induktoren zu erniedrigten Plasmakonzentrationen führen. Daher darf Rilpivirin nicht gleichzeitig mit folgenden Arzneimitteln angewendet werden:
- Carbamazepin, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin
- Rifabutin, Rifampicin, Rifapentin
- Dexamethason systemisch (Einzeldosis ist möglich)
- Johanniskraut
Eine Komedikation mit Protonenpumpeninhibitoren ist ebenfalls nicht empfohlen, da es aufgrund des pH-Anstieges im Magen zu einer verminderten Plasmakonzentration kommen kann.
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