Tenofovir
Handelsnamen: Viread®, Truvada®, Atripla®
Synonym: Tenofovirum
Definition
Tenofovir ist ein Arzneimittel aus der Wirkstoffklasse der Virostatika. Als solches wird es gegen Infektionen mit HIV und Hepatitis B angewendet. Das Medikament gehört zu den Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, genauer gesagt zu den NtRTIs. Es hemmt die Vermehrung der viralen Partikel im Organismus.
Chemie
Makroskopisch gesehen handelt es sich bei Tenofovir bei Zimmertemperatur um ein Kristall. Es schmilzt bei Temperaturen um die 279 °C und besitzt die chemische Summenformel:
- C9H14N5O4P
Der systematische Name lautet (R)-[2-(6-Amino-9H-purin-9-yl)-1-methylethoxy] methylphosphonsäure.
Wirkungsmechanismus
Aufgenommen wird der Arzneistoff als Prodrug in Form von Tenofovirdisoproxil. Die Resorption im Gastrointestinaltrakt sorgt für eine Umwandlung in das strukturell nahe mit dem Adenosinmonophosphat verwandte Nukleotid-Analogon Tenofovir. Gelangt dieser Wirkstoff nun in eine mit Viren befallene Zelle, so kommt es zu einer Phosphorylierung des Moleküls. Produkt dieser Reaktion ist Tenofovirdiphosphat. Dieses arbeitet im Sinne eines Enzyms und steht in Konkurrenz mit dem natürlichen Substrat Desoxyadenosintriphosphat. Kern der Wirksamkeit ist die nun folgende Hemmung der für die Reproduktion der Viren essentiellen Enzyme:
- die Reverse Transkriptase bei HIV
- die DNA-Polymerase beim Hepatitis B
Des Weiteren baut sich das Wirkstoffmolekül in die DNA-Kette ein und verhindert somit auf zweierlei Wege die Vermehrung des Virus in einer Wirtszelle.
Darreichungsformen
Tenofovir wird oral in Form von Tabletten eingenommen. In Kombination mit Emtricitabin wird es unter dem Handelsnamen Truvada® zur Therapie und zur Präexpositionsprophylaxe einer HIV-Infektion eingesetzt.
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen von Tenofovir gehören u.a.:[1]
- Übelkeit
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Nierenschädigung (Nephrotoxizität)
- Asthenie
- erhöhte Transaminasen
- Osteopenie
Bei der Behandlung von Patienten mit Niereninsuffizienz ist Vorsicht geboten und eine Dosisanpassung erforderlich.
In seltenen Fällen löst Tenofovir eine proximale Tubulusnekrose aus, die sich als Fanconi-Syndrom bzw. als akute oder chronische Niereninsuffizienz manifestiert. Diese Nebenwirkung wird auf eine Akkumulation des Wirkstoffs im proximalen Tubulus zurückgeführt. Nach Absetzen des Wirkstoffs bilden sich die Schäden teilweise oder vollständig zurück.[2]
Wirkspiegelmessung
Die Tenofovir-Konzentration im Blut kann durch Flüssigkeitschromatographie bestimmt werden. Die Messung kann für das Therapiemonitoring bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sinnvoll sein.
Quellen
- ↑ Gelbe Liste – Tenofovir, abgerufen am 17.07.2024
- ↑ Odhiambo F et al. Tenofovir induced Fanconi syndrome in a middle ageAfrican female from Kenya, East Africa: Case report andbrief literature review. Clin Case Rep. 2024
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