Talquetamab
Handelsname: Talvey®
Englisch: talquetamab
Definition
Talquetamab ist ein monoklonaler Antikörper zur Behandlung des rezidivierten und refraktären multiplen Myeloms.
Wirkmechanismus
Talquetamab ist ein bispezifischer IgG4-Antikörper. Eine Antigenbindungsstelle bindet an CD3, das auf T-Zellen exprimiert wird, während die zweite Antigenbindestelle an GPRC5D bindet. Letzterer ist ein G-Protein gekoppelter Rezeptor der Familie C, Gruppe 5, Mitglied D, der auf Myelomzellen exprimiert wird. Durch die Bindung an beide Antigene werden die Myelomzellen in die Nähe der T-Zellen gebracht, woraufhin diese die Tumorzelle besser eliminieren können.
Es handelt sich bei dem Arzneistoff um einen IgG4-PAA-Antikörper. Bei diesen ist die Fc-Domäne mit einem Prolin-Alanin-Alanin (PAA)-Gerüst ausgestattet, was die Bindung an Fc-Rezeptoren minimiert. Dies verringert den Abbau des Medikaments, erhöht die Halbwertszeit und verringert Nebenwirkungen.[1]
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit bei subkutaner Verabreichung beträgt 62%, das Verteilungsvolumen liegt bei 4,2 Litern. Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt 7,56 Tage.[2]
Indikation
- Monotherapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom, die zuvor bereits mindestens 3 Therapien erhalten haben, darunter einen immunmodulatorischen Wirkstoff, einen Proteasom-Inhibitor und einen Anti-CD38-Antikörper, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben[2]
Darreichungsform
Talquetamab ist als Injektionslösung zur subkutanen Verabreichung mit einer Konzentration von 2 bzw. 40 mg/ml erhältlich. Der pH-Wert ist mit 5,2 leicht sauer.
Dosierung
Im Dosierungsschema unterscheidet man eine Step-Up-Phase und eine Behandlungsphase sowie ein ein- und ein zweiwöchiges Behandlungsschema. Die jeweiligen Dosierungen sind in der Tabelle gelistet.
Während der Step-Up-Phase sollte eine Begleitmedikation bestehend aus Glukokortikoid, Antihistaminikum und Antipyretikum erfolgen und die Patienten sich in der Nähe einer medizinischen Einrichtung aufhalten, um dem Auftreten eines CRS oder ICANS vorzubeugen bzw. es behandeln zu können. Beim Auftreten von Nebenwirkungen können Dosisverzögerungen erforderlich sein; die genauen Schemata hierfür finden sich in der Fachinformation.[2]
Dosierungsschema | Phase | Tag | Dosis |
---|---|---|---|
wöchentliches Dosierungsschema | Step-Up-Phase | 1 | 0,01 mg/kgKG |
3 | 0,06 mg/kgKG | ||
5 | 0,4 mg/kgKG | ||
Behandlungsphase | einmal wöchentlich | 0,4 mg/kgKG | |
zweiwöchentliches Dosierungsschema | Step-Up-Phase | 1 | 0,01 mg/kgKG |
3 | 0,06 mg/kgKG | ||
5 | 0,4 mg/kgKG | ||
7 | 0,8 mg/kgKG | ||
Behandlungsphase | einmal alle zwei Wochen | 0,8 mg/kgKG |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS): Mögliche Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, Hypotonie, Hypoxie, Kopfschmerzen, Tachykardie und erhöhte Transaminasen, die bis zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen können. Bei Patienten, die ein CRS entwickeln, ist die Dosis des Medikaments und der Begleitmedikation anzupassen. Eine Behandlung mit Tocilizumab kann erwogen werden.
- neurologische Toxizität einschließlich Immuneffektorzell-assoziiertem Neurotoxizitätssyndrom (ICANS): Mögliche Symptome sind Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Desorientierung, Somnolenz, Lethargie und Bradyphrenie. Bei Auftreten muss die Dosis von Talquetamab reduziert bzw. das Arzneimittel komplett abgesetzt werden.
- orale Toxizität: Dysgeusie, Mundtrockenheit, Dysphagie, Stomatitis. Die Behandlung kann mit speichelstimulierenden Mitteln oder Speichelersatzprodukten erfolgen.
- erhöhte Infektneigung und Entwicklung von z.T. lebensbedrohlichen Infektionen. Hat der Patient eine schwere Infektion, sollte Talquetamab nicht gegeben werden.
- Hypogammaglobulinämie
- Zytopenien: Neutropenie, febrile Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Lymphopenie, Leukopenie. Aus diesem Grund ist v.a. zu Behandlungsbeginn regelmäßig ein großes Blutbild anzufertigen.
- Hautreaktionen: Ausschläge, Erythem, Nagelerkrankungen
- Durchfall, Verstopfung, Übelkeit[2]
Wechselwirkungen
- Talquetamab kann die Immunantwort auf Impfstoffe herabsetzen
- Talquetamab führt zur Freisetzung von Zytokinen, die wiederum die Expression von Enzymen der Cytochrom P450-Familie verringern können. Aus diesem Grund können Wechselwirkungen mit CYP-Substraten auftreten und die Plasmaspiegel von CYP-Substraten mit enger therapeutischer Breite sollten überwacht werden. Vor allem CYP3A4, CYP2C9, CYP2D6 und CYP2C19 sind betroffen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
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