Febrile Neutropenie
Englisch: febrile neutropenia
Definition
Eine febrile Neutropenie, kurz FN, ist eine Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut, die von einer deutlich erhöhten Körpertemperatur begleitet ist. Dabei liegt die Zahl der neutrophilen Granulozyten unter 500/µl und es besteht ein Fieber von ≥ 38 °C über mindestens eine Stunde oder ein einmaliger Fieberanstieg auf mehr als 38,3 °C.
Ursachen
Eine febrile Neutropenie kann sich aus jeder Form der Neutropenie bzw. Agranulozytose heraus entwickeln. Meist handelt es sich jedoch um die Folge einer Myelosuppression im Rahmen einer antineoplastischen Chemotherapie.
Risikofaktoren
- Alter > 65 Jahre
- Serumalbumin < 3,5 g/dl
- eingeschränkte Organfunktionen (Herz, Nieren, Leber)
- Hämoglobinkonzentration < 12 g/dl
Die Mortalität steigt mit Dauer der febrilen Neutropenie:
Risiko | Dauer der Neutropenie < 500/μl [Tage] |
---|---|
Niedrig | < 7 |
Mittel | 7-10 |
Hoch | > 10 |
Diagnostik
Ggf. können zusätzlich Urinkulturen, Stuhlkulturen und eine Liquordiagnostik sinnvoll sein. Bei Symptomen einer Infektion der unteren Atemwege wird ein CT empfohlen.[1]
Therapie
Eine febrile Neutropenie wird durch die Gabe von Antibiotika behandelt, bis das Fieber abgeklungen ist und die Neutrophilenzahl wieder ansteigt. Bei hospitalisierten Patienten mit schwerer Neutropenie sollten Antibiotika nur auf der Basis eines schlüssigen mikrobiologischen Befundes gegeben werden. Ist eine mikrobiologische Untersuchung nicht möglich oder nicht aussagekräftig, muss eine kalkulierte Antibiotikatherapie begonnen werden.
In der Literatur werden unterschiedliche Therapieempfehlungen abgegeben, die sich nach der zu erwartenden Resistenzsituation richten. Bei Hochrisiko-Patienten werden u.a. Cefepim, Meropenem, Imipenem/Cilastatin oder Piperacillin/Tazobactam eingesetzt, bei Patienten mit niedrigem Risiko Amoxicillin/Clavulansäure und Ciprofloxacin. Carbapeneme und Cephalosporine der 4. Generation (Cefepim, Cefpirom) sind Reserveantibiotika.
Wenn nach 72 Stunden keine Entfieberung eintritt, ist eine zusätzliche Gabe von Antimykotika, z.B. Voriconazol oder liposomalem Amphotericin B, zu erwägen.
Um die Neutropenie-Dauer zu verkürzen, wird im Zusammenhang mit aggressiven Chemotherapien auch Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor (G-CSF) eingesetzt.
Prognose
Entscheidend für die Prognose ist der Allgemeinzustand des Patienten und der rechtzeitige Einsatz der antibiotischen Therapie. Das Mortalitätsrisiko von Krebspatienten mit febriler Neutropenie wird - abhängig von den Komorbiditäten - zwischen 2,6 und 21,4 % angegeben.[2]
Quellen
- ↑ Maschmeyer, G. et al. für die Arbeitsgemeinschaft Infektionen (AGIHO) der DGHO: Leitlinie: Febrile Neutropenie mit Lungeninfiltraten nach intensiver Chemotherapie (Fieber in Neutropenie)
- ↑ Kuderer NM1, Dale DC, Crawford J, Cosler LE, Lyman GH: Mortality, morbidity, and cost associated with febrile neutropenia in adult cancer patients Cancer. 2006 May 15;106(10):2258-66.
um diese Funktion zu nutzen.