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Schulterimpingement

(Weitergeleitet von Subakromiales Schulterimpingement)

Synonyme: Impingement-Syndrom der Schulter, Impingement-Syndrom des Schultergelenks, subakromiales Impingement, subakromiales Impingement-Syndrom
Englisch: rotator cuff impingement, subacromial impingement syndrome (SIS), anterior subacromial impingement syndrome (ASIS), ecternal impingement, extinsic impingement, supraspinatus impingement, outlet impingement

1. Definition

Das Schulterimpingement ist ein Engpasssyndrom, das u.a. durch Einklemmung der Rotatorenmanschettensehnen unter dem Akromion hervorgerufen wird. Es führt bei Elevation und Innenrotation des Humerus zu starken Schulterschmerzen.

2. Hintergrund

Die Definition des Schulterimpingements ist in der medizinischen Literatur uneinheitlich und teilweise verwirrend. Die oben erwähnte Ursache führt zu einem subakromialen Impingement, wobei inzwischen die Bezeichnungen "subakromiales Schmerzsyndrom" (SAPS) bzw. "Subakromialsyndrom" (SAS) bevorzugt werden.[1]

3. Klassifikation

3.1. ...nach Neer

Die Bezeichnung Impingementsyndrom wurde erstmals 1972 vom amerikanischen Chirurgen Charles Neer verwendet. Als Hauptursache beschrieb er eine mechanische Irritation subakromialer Strukturen (z.B. Supraspinatussehne, Bursa subacromialis) durch den Vorderrand des Akromions und das Ligamentum coracoacromiale. Die Einklemmung führt zu einer Degeneration und Entzündung der subakromialen Strukturen.

Nach Neer wird je nach Ausmaß der Degeneration das Impingementsyndrom in 3 Schweregrade eingeteilt:

  • Stadium 1: Ödem und Hämorrhagien. Reversibles Stadium v.a. bei Patienten zwischen 20. und 30. Lebensjahr nach Überlastung.
  • Stadium 2: Degeneration und chronisch-entzündliches, irreversibles Stadium mit Fibrose und verdickter Busa subacromialis bzw. subdeltoidea und Tendinopathie der Supraspinatussehne. Meist zwischen 25. und 40. Lebensjahr.
  • Stadium 3: Spektrum reicht von degenerativen Sehnenrissen und Degeneration der Rotatorenmanschette bis hin zu Knochenveränderungen (z.B. Zyste am Tuberculum majus, Sklerose des vorderen Akromionrands, Osteophyten). Subakromialraum ist fast immer verschmälert. Meist ab dem 40 bis 50. Lebensjahr.

3.2. Weiterentwicklung

Später wurde der Begriff weiterentwickelt und verschiedene auslösende Faktoren unterschieden: Das subakromiale Impingement entsteht durch

  • extrinsische Faktoren:
    • primär extrinsisches Impingement (Outlet-Impingement)
    • sekundär extrinsisches Impingement
  • intrinsische Faktoren

Neben dem subakromialen Impingement existiert das sogenannte innere Impingement.

3.2.1. Primär extrinsisches Impingement

Das primär extrinsische bzw. mechanische Impingement entspricht weitgehend der von Neer beschriebenen Form. Veränderungen des korakoakromialen Bogens sind die Hauptursache des Schulterimpingements:

3.2.2. Sekundär extrinsisches Impingement

Ursachen des sekundär extrinsischen bzw. mechanischen Impingements sind:

3.2.3. Intrinsisches Impingement

Das intrinsische Impingement entsteht durch Veränderungen der Sehne selbst:

3.2.4. Inneres Impingement

Überkopf- und Wurfsportarten (z.B. Baseball, Tennis oder Volleyball) können zu komplexen Überlastungsschäden der Schulter führen ("Sportlerschulter"). Ein funktionell einseitiges Training bedingt eine Verkürzung der posterioren Gelenkkapsel und in hoher Abduktion eine verminderte Innenrotation. Dies wird als glenohumerales Innenrotationsdefizit (GIRD) bezeichnet. Durch gleichzeitige Schwächung der Außenrotatoren mit repetitiver Erweiterung der anterioren Gelenkkapsel wird der Humeruskopf nach posterosuperior dezentriert. Dieser Mechanismus führt zu einem posterosuperioren inneren Impingement (PSI). Der Kontakt der gelenkseitigen Supraspinatus- und Infraspinatussehne mit dem posterosuperioren Glenoidrand führt im Verlauf zu einer partiellen oder transmuralen Rotatorenmanschettenruptur. Gleichzeitig finden sich oft Verletzungen des Labrums, des Bizeps-Pulley oder des Bizepsankers.

siehe Hauptartikel: inneres Schulterimpingement

4. Pathophysiologie

Primär wird für die Entstehung des Impingments ein funktionelles Defizit der Rotatorenmanschette verantwortlich gemacht, das eine unzureichende Zentrierung des Caput humeri in der Gelenkpfanne des Schulterblatts (Cavitas glenoidalis scapulae) nach sich zieht. Dadurch überwiegen funktionell die den Oberarm nach kranial unter das Akromion ziehenden Muskeln (z.B. Musculus deltoideus).

Die degenerativen Sehnenveränderungen am Musculus supraspinatus sind ebenso Folge dieser Funktionsstörung wie die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen infolge der Kompression von Bursen, Sehnen u.a. Weichteilgeweben unter dem Akromion. Ein Großteil der Sehnenrisse der Rotatorenmanschette liegt in der sogenannten "kritischen Zone" 5-20 mm proximal des Ansatzes der Supraspinatussehne am Tuberculus majus. Vermutlich führen bestimmte Bewegungen zu einer Minderperfusion in diesem Bereich.

5. Symptome

Leitsymptom des Schulterimpingements sind Schulterschmerzen, die bei Abduktion zwischen 60 und 120° auftreten ("Painful Arc"). Besonders ausgeprägt sind die Schmerzen oft zwischen 80° und 90° und gleichzeitiger Innenrotation des Armes. Selten treten Schmerzen zwischen 120° und 180° auf (hohes Impingement). Anfangs ist der Bewegungsumfang nicht eingeschränkt.

6. Komplikationen

Zu den Komplikationen des Schulterimpingements zählen:

7. Diagnostik

7.1. Körperliche Untersuchung

Das Schulterimpingement ist primär eine klinische Diagnose. Hierfür existiert eine Reihe von klinischen Tests, z.B.:

  • Neer-Zeichen: Bei Injektion von Lokalanästhetika (z.B. 10 ml Lidocain) in den Subakromialraum verschwindet der Schmerz.
  • Jobe-Test: Schmerzen bei aktiver Elevation gegen einen Widerstand bei einer Abduktion von 90° und einer Flexion von 20°.
  • Hawkins-Test: Schmerzen bei 90°-Abduktion mit anschließender passiver Innenrotation, wodurch das Tuberculum majus unter das korakoakromiale Band gedrückt wird.

Um eine Ruptur der Rotatorenmanschette weitgehend ausschließen zu können, nutzt man den Drop-Arm-Test.

7.2. Bildgebung

Mit Hilfe einer Schulter-MRT können Ursachen und Komplikationen des Schulterimpingements dargestellt werden.

siehe Hauptartikel: Schulterimpingement (Radiologie)

8. Differenzialdiagnosen

9. Therapie

Die Verabreichung von Lokalanästhetika in den subakromialen Raum kann die Beweglichkeit vorübergehend steigern. Auch eine Kältebehandlung im Akutstadium kann schmerzlindernd wirken. Im weiteren Verlauf sind jedoch Wärmebehandlungen zu empfehlen. Da meist eine schwache Muskulatur die Ursache beim Impingement-Syndrom ist, muss diese für einen langfristigen Therapieerfolg gestärkt werden. Physiotherapie kann hier entscheidend dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die Bewegung zu erweitern. Förderlich für das Training der Schultermuskulatur sind Schulterbandagen bzw. Tapeanlagen. Sie helfen den Humeruskopf in der richtigen Position zu halten und sind wärmend.

Sollte der Muskelaufbau nicht zum Erfolg führen, bleibt als Alternative noch ein operativer Eingriff. Bevorzugt wird dabei die arthroskopische subakromiale Dekompression (ASD). Durch diesen Eingriff wird die knöcherne Einengung beseitigt, welche die Sehne des Musculus supraspinatus eingeklemmt hat. Weitere Optionen sind:

Peer-Review durch Bijan Fink

10. Literatur

11. Quellen

  1. Diercks R et al.: Guideline for diagnosis and treatment of subacromial pain syndrome A multidisciplinary review by the Dutch Orthopaedic Association L Acta Orthop. 2014 Jun; 85(3): 314–322. doi: 10.3109/17453674.2014.920991 PMCID: PMC4062801

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