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Soziale Phobie

von griechisch: φόβος ("phobos") - Angst
Englisch: social anxiety disorder

1. Definition

Die soziale Phobie ist eine psychische Störung aus der Gruppe der Angststörungen. Patienten, die unter einer sozialen Phobie leiden, verspüren Ängste in allen sozialen Bereichen des Lebens, insbesondere beim Kontakt mit fremden Personen. Sozialphobiker meiden soziale Kontakte und suchen sich in der Regel Berufe, in denen sie sozialen Interaktionen möglichst fernbleiben.

2. Ätiologie

Persönlichkeitsfaktoren wie eingeschränkte Kritikfähigkeit, Selbstzweifel und erhöhte Ansprüche an die eigene Leistung tragen zur Entwicklung der o.g. Störung bei. Weiterhin werden in ca. 50 % der Fälle genetische Faktoren vermutet. Neurophysiologisch wird eine zu stark ausgeprägte Reaktivität der Amygdala und eine Dysfunktion serotonerger Bahnen mit der Sozialphobie in Zusammenhang gebracht.

3. Symptome

Die Symptome einer sozialen Phobie sind vielfältig:

  • Unangemessene Angst vor prüfender Betrachtung - spotlight effect - bereits in kleinen Gruppen (nicht Menschenmengen, vgl. Agoraphobie)
  • Angst, in der Öffentlichkeit (vor allem vor fremden Menschen) zu sprechen
  • Angst, sich blamieren zu können
  • Angst, vor anderen zu essen
  • Angst vor jeglicher Kritik
  • Vermeiden von Blickkontakten

Die Patienten berichten oft über erhebliche Selbstzweifel und Unsicherheit im Umgang mit fremden Menschen. Die Symptome können sich bis zu Panikattacken verstärken und in extremen Fällen durch starkes Vermeidungsverhalten zu vollständiger sozialer Isolation führen.

Die soziale Phobie kann, wie andere Angststörungen auch, psychosomatische Symptome auslösen, die häufig als das eigentliche Problem missverstanden werden. Hierzu zählen:

4. Komplikationen

Nicht selten versuchen die Patienten, ihre Beschwerden mit Alkohol, anderen Drogen und/oder Beruhigungsmitteln (meist Benzodiazepine) zu dämpfen. Dieses Verhalten kann schnell zu einer Abhängigkeit führen. Viele Patienten leiden zusätzlich unter depressiven Symptomen, unter Umständen auch in Verbindung mit suizidalen Gedanken.

5. Diagnostik

Die Symptome dürfen für diese Diagnose nicht durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome der Störungsgruppen F0, F2, F3 oder eine Zwangsstörung (F42) bedingt sein oder Folge einer kulturell induzierten Anschauung sein.

Wichtigste Differentialdiagnosen sind die Panikstörung und die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung (ÄVPS). Bei der sozialen Phobie sind die Ängste jedoch auf spezifische soziale Situationen bezogen.

6. Behandlung

Die Behandlung erfolgt in der Regel mit einer Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Therapie.

6.1. Psychotherapie

Die Basis der psychotherapeutischen Behandlung der sozialen Phobie ist die Verhaltenstherapie. Eine weitere psychotherapeutische Behandlungsform ist die Gruppentherapie. Bei vielen Patienten ist auch ein soziales Kompetenztraining hilfreich.

Im Rahmen der Verhaltenstherapie, die empirisch am effektivsten ist, kommen 4 Methoden zum Einsatz

6.2. Medikamentöse Therapie

Zur medikamentösen Therapie werden vorwiegend Antidepressiva, z.B. SSRI, MAO-Hemmern oder SSNRI verwendet. In manchen Fällen kommen kurzzeitig Benzodiazepine infrage. Bei Benzodiazepinen besteht jedoch ein hohes Ahängigkeitspotenzial.

Unter anderem werden folgende antidepressiv wirkende Arzneistoffe bei der Behandlung der sozialen Phobie eingesetzt:

Folgende Benzodiazepine können kurzzeitig zum Einsatz kommen:

Anmerkung: Diese Dosierungsangaben sind unverbindlich und können Fehler enthalten. Ausschlaggebend sind die Dosierungsangaben des jeweiligen Herstellers.

Das Antikonvulsivum Pregabalin hat eine Zulassung für die Behandlung der sozialen Phobie. Pregabalin bekämpft sowohl psychische als auch körperliche Symptome der Angst, zudem fördert es das Einschlafen und verursacht keine so starke Abhängigkeit, wie die Benzodiazepine.

Viele Erkrankungen aus der Reihe der Psychosen gehen ebenfalls mit einer sozialen Phobie einher. In solchen Fällen zeigen atypische Antipsychotika wie Risperidon, Quetiapin, Olanzapin unter Umständen bessere Effektivität als SSRIs oder gar Benzodiazepine.

6.3. Quellen

  • MLP Duale Reihe - Psychiatrie 1996, Seiten 104-105
  • Medizinische Therapie 2005/2006 2. Auflage Springer Verlag, Seite 1.362
  • Ratgeber der Angststörungen / HEXAL AG, Seite: 59

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