Englisch: systematic desensitization
Die systematische Desensibilisierung ist eine sehr häufig angewandte Methode der Verhaltenstherapie und wird vor allem zur Behandlung von Phobien eingesetzt. Sie hat methodisch die klassische Konditionierung als Basis. Die systematische Desensibilisierung geht davon aus, dass Angst und körperliche Entspannung nicht gleichzeitig bestehen können.
Systematische Desensibilsierung besteht aus einem Mehr-Phasen-Prozess.
Zunächst erstellt der Patient eine Angsthierarchie. Bei einem Patienten mit Angst vor Hunden löst z. B. ein kleinerer Hund weniger Angst aus als ein großer.
In der Folgezeit erlernt der Patient verschiedene Entspannungstechniken wie z.B. das autogene Training, die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder auch die Meditation.
Der Patient wird schließlich vom Therapeuten gebeten sich zu entspannen. Danach soll er sich das Objekt vorstellen, dass in ihm die geringste Angst auslöst (z.B. ein kleiner Hund). Spürt er Angst in sich aufkommen, wird das Training abgebrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt. Diese Handlungskombination wird so lange durchgeführt, bis der Patient angstfrei an das Objekt denken kann.
Im entspannten Zustand stellt sich der Patient zunehmend Dinge vor, die in seiner Angsthierarchie weiter oben stehen. Dies wird solange fortgeführt, bis das höchste Objekt erreicht ist.
In der letzten Phase wird der Patient in der Realität mit dem Angst auslösenden Objekt konfrontiert.
Bei einem Patienten mit Flugangst würde etwa wie folgt verfahren: Zunächst werden mit dem Klienten Entspannungsübungen wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung geübt oder er soll sich so realistisch wie möglich eine entspannende Situation vorstellen (z.B. dass er am Strand bei Meeresrauschen in der Sonne liegt).
Dann wird mit dem Klienten eine Liste mit angstauslösenden Reizen erarbeitet, die nach dem Grad subjektiven Empfinden des Klienten bei diesem Angst verschiedenen Grades auslösen. Die Auslöser werden nach dem Grad der Angst, die sie erzeugen geordnet.
Anschließend wird sich dem Angstobjekt langsam genähert. Der Klient soll sich dann beispielsweise folgende Situationen vorstellen:
Wenn er diese Situationen angstfrei bewältigt hat, soll er sich folgendes vorstellen: Er möchte in den Urlaub fliegen, an einen tollen Strand, er betritt ein Flugzeug mit Menschen, setzt sich in einen Sitz, schnallt sich an, das Flugzeug startet, fliegt eine Weile und landet wieder. Wenn er diese Situation auch angstfrei überstanden hat, könnte man die vorgestellten Situationen einmal in der Realität ausführen.
Wenn die Therapie von Erfolg gekrönt ist, wird sich der Klient in Zukunft beim fliegen entspannt fühlen und keine Angst mehr empfinden. Der Stimulus Fliegen ist dann an Entspannung, die durch angenehme Phantasie hervorgerufen wird, geknüpft.
Tags: Verhaltenstherapie
Fachgebiete: Psychologie, Psychotherapie
Diese Seite wurde zuletzt am 15. November 2018 um 14:40 Uhr bearbeitet.
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