Kupferkopf
Synonym: Nordamerikanischer Kupferkopf
Zoologische Bezeichnung: Agkistrodon contortrix
Englisch: Copperhead
Definition
Der Kupferkopf ist eine in Nordamerika verbreitete Giftschlange aus der Familie der Vipern (Viperidae). Sie zählt zur Unterfamilie der Grubenottern (Crotalinae).
Merkmale
Der Kupferkopf weist eine kupferfarbene Grundfärbung mit dunkleren Querbinden sowie einen leicht gedrungenen Körperbau auf und erreicht eine Länge von 60 bis 130 Zentimetern. Die Körperoberseite wird von 23 Reihen gekielter Schuppen bedeckt, die Körperunterseite bedecken 139 bis 156 Bauch- sowie zwischen 37 und 51 Schwanzschilde. Am Kopf stellt man 7 bis 9 Oberlippenschilde fest. Das Auge weist eine bei Lichteinfall senkrecht geschlitzte Pupille auf. Der Kopf ist bei Aufsicht dreieckig geformt und setzt sich deutlich vom Hals ab. Charakteristisch für alle Grubenottern ist eine Grube (Lorealgrube) zwischen Auge und Nasenloch, in der sich das sogenannte Grubenorgan befindet. Mit diesem ist es den Tieren möglich, Infrarotstrahlung wahrnehmen und warmblütige Beutetiere auch in völliger Dunkelheit orten zu können.
Giftapparat
Typisch für alle Vertreter der Viperidae ist der Giftapparat: Vipern haben von allen Giftschlangen den evolutionär am weitest entwickelten Giftapparat. Die Giftdrüsen, die sich seitlich des Schädels befinden und von umgebildeten Speicheldrüsen dargestellt werden, stehen in Verbindung mit den Gift- bzw. Fangzähnen. Diese befinden sich im vorderen Oberkiefer, sind bei geschlossenem Maul eingeklappt und werden beim Zubeißen aufgestellt. Die Giftzähne sind röhrenartig aufgebaut und ermöglichen eine Injektion des Giftsekretes, ähnlich der Kanüle einer Spritze.
Lebensweise
Der Kupferkopf besiedelt eine Vielzahl an Lebensräumen, sowohl Feucht- als auch Trockengebiete, zumeist aber mehr oder weniger gewässernah. Teilweise dringt die Art auch in menschliche Siedlungsgebiete vor und lässt sich unter Blech oder in alten Hütten finden. Über den Hochsommer ist die Schlange vor allem Nachts und in den frühen Morgenstunden aktiv, im Herbst und Frühjahr auch am Tage. Über die kalten Monate wird eine 4- bis 6-monatige Winterruhe gehalten, wobei die Winterverstecke häufig mit Klapperschlangen oder Wassermokassinottern geteilt werden. Zum Beutespektrum der Schlange zählen vor allem Eidechsen, kleine Vögel, Kleinsäuger, Kröten und Frösche. Die Beute wird durch einen gezielten Giftbiss getötet. Legt das Beutetier nach dem Biss noch eine kleine Strecke zurück, wird es über den Geruchssinn zielsicher verfolgt.
Die Paarungszeit erstreckt sich über die Monate April bis Mitte Mai. Die Art pflanzt sich durch Ovoviviparie fort; im August/ September werden bis zu 17 lebende, 20 bis 25 Zentimeter messende Jungen zur Welt gebracht.
Epidemiologie
In den südöstlichen USA kommt es regelmäßig zu Bissunfällen mit dem Kupferkopf. In Deutschland hat die Schlange eine Bedeutung als Terrarientier. Bissunfälle in diesem Zusammenhang sind ebenfalls bekannt geworden. Todesfälle sind äußerst selten.
Toxikologie
Das Schlangengift des Kupferkopfes ist komplex zusamengesetzt und wirkt insgesamt in erster Linie als Hämotoxin, in geringerem Umfang auch als Zytotoxin. Unter anderem finden sich folgende Substanzen in dem Toxingemisch:
- Fibrolase (Zink-Metalloproteinase, Fibrinolytikum)
- Protein C Aktivator (Serinprotease, "Pro-Fibrinolytikum")
- Snake venom Metalloproteinase ACLF (Fibrinolytikum)
- Thrombin-like enzyme Contortrixobin (Serinprotease, Prokoagulans)
Fibrinolytische Substanzen verhindern die Bildung von Thromben und führen zur Auflösung bereits gebildeter Fibrinthromben. Durch prokoagulative Substanzen werden Gerinnungsfaktoren aufgebraucht, was die Gerinnbarkeit des Blutes herabsetzen kann (Umsetzung von Fibrinogen zu Fibrin; ggf. Verbrauchskoagulopathie). In der Folge kann es zu verstärkten Blutungen aus Verletzungen und zu inneren Blutungen kommen.
Symptome
Die auffälligsten Symptome nach einem Biss sind lokale Schmerzen, milde bis massive Schwellungen, Ödeme, Blutungen, Hämatome und gelegentlich Nekrosen an der Bissstelle. Systemische Wirkungen sind Emesis und Hypotonie, im Extremfall kommt es zu einem Schock. Im Blutbefund zeigen sich pathologisch veränderte Gerinnungswerte (Fibrinogenabfall, Thrombopenie).
Komplikationen
- Sekundärinfektionen durch den Giftbiss oder mangelhafte Wundversorgung.
- Innere und äußere Blutungen.
- Klassische Komplikationen sind allergische Reaktionen auf das Gift.
- Nekrosen (hier: Risiko einer Sepsis).
- Gegebenenfalls treten sekundäre Nierenschädigungen auf.
Therapie des Giftbisses
- Das Bissopfer muss Ruhe bewahren und die Bissstelle ist ruhig zu halten. Nach sofortiger Alarmierung des Notarztes sollte der Patient liegend in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert werden. Zwecks Nierenschutz ist eine Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung angezeigt. Weitere Maßnahmen dienen der symptomatischen Behandlung.
- Schockprophylaxe
- Keine Kompressionsmethode, da hierdurch die zytotoxische Lokalwirkung ungleich verstärkt wird.
- Überwachung der Gerinnungsparameter
- Wundtoilette bei Nekrose, sofern die Gerinnungswerte es zulassen. Amputationen sind in der Regel nicht nötig.
- Antivenine: Der Einsatz von Antiveninen sollte nur in Rücksprache mit einer Giftnotruf-Zentrale und nach gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bei schwerem Verlauf, besonders bei starkem Fibrinogenabfall, kann nach Rücksprache ggf. auf folgendes Antivenin zurückgegriffen werden:
- CroFab® (BTG plc, ehemals Protherics PLC)
Medizinische Nutzung
Fibrolase diente als Vorlage zur Entwicklung der rekombinanten Substanz Alfimeprase, welche als Thrombolytikum Anwendung findet. Allerdings wird Alfimeprase nur innerhalb eines Katheters angewandt, um dort der Entstehung von Thromben entgegen zu wirken. Gelangt der Wirkstoff in den Blutkreislauf, wird er rasch von körpereigenen Globulinen inaktiviert.
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.
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