Wassermokassinotter
Synonyme: Mokassinschlange, Mokassinotter
Zoologische Bezeichnung: Agkistrodon piscivorus
Englisch: Cottonmouth, Water moccasin, Black moccasin
Definition
Bei der Wassermokassinotter handelt es sich um eine Giftschlange aus der Familie der Vipern (Viperidae) und der Unterfamilie der Grubenottern (Crotalinae). Die Art tritt in drei Unterarten in Erscheinung und ist in den südöstlichen USA für einige Bissunfälle mit Menschen verantwortlich.
Merkmale
Die Wassermokassinotter erreicht eine Länge von 70 bis ca. 120 cm. Der Körper ist mäßig bis stark gedrungen, die Körperschuppen sind deutlich gekielt. Der Kopf ist dreieckig geformt (Aufsicht) und weißt die für Grubenottern typische Grube zwischen Auge und Nasenloch auf, in welcher sich ein Organ befindet, mit dem das Tier Wärmestrahlung wahrnehmen kann.
Bei Störung bleibt die Schlange zumeist liegen, anstatt ins Gebüsch zu fliehen. Fühlt sie sich bedroht, öffnet sie ihr Maul, wobei dessen weißes Inneres gut sichtbar wird, und faucht ihren Gegner an. Versucht man sie nun zu ergreifen, beißt sie blitzschnell zu. Häufig tritt sie jedoch die Flucht an, wenn ihr Warnverhalten keine Wirkung zeigt.
Zur Beute der Wassermokassinotter zählen unter anderem Fische, Amphibien, Eidechsen und Kleinsäuger. Die Beute wird durch einen Giftbiss getötet.
Giftapparat
Typisch für alle Vertreter der Viperidae ist der Giftapparat: Vipern haben von allen Giftschlangen den evolutionär am weitest entwickelten Giftapparat. Die Giftdrüsen, die sich seitlich des Schädels befinden und von umgebildeten Speicheldrüsen dargestellt werden, stehen in Verbindung mit den Gift- bzw. Fangzähnen. Diese befinden sich im vorderen Oberkiefer, sind bei geschlossenem Maul eingeklappt und werden beim Zubeißen aufgestellt. Die Giftzähne sind röhrenartig aufgebaut und ermöglichen eine Injektion des Giftsekretes wie durch die Kanüle einer Spritze.
Unterarten und Verbreitung
- Agkistrodon piscivorus piscivorus (Östliche Wassermokassinotter)
- Vorkommen: entlang der Ostküste der USA von Virginia bis Alabama
- Agkistrodon piscivorus conanti (Florida-Mokassinotter)
- Vorkommen: hauptsächlich Florida
- Agkistrodon piscivorus leucostoma (Westliche Wassermokassinotter, siehe Bilder!)
- Vorkommen: West-Texas, Teile Oklahomas und Missouris und nach Norden bis Illinois, nach Osten bis Kentucky, Tennessee und Alabama
Die Art ist stark an Gewässer gebunden. Es werden allerlei Feuchtgebiete besiedelt. Man kann sie beispielsweise in unzugänglichen Sümpfen oder den Bayous Louisianas, ebenso aber auch an gewässernahen, begrünten Straßen- und Wegrändern antreffen.
Epidemiologie
Es kommt in den südöstlichen USA relativ häufig zu Bissunfällen mit dieser Schlangenart. Es kann zu schweren Verläufen mit mehrtägigem oder auch längerem Krankenhausaufenthalt kommen. Todesfälle treten jedoch nur äußerst selten auf.
Toxikologie
Das Toxingemisch enthält folgende Komponenten:
- Zytotoxine: z.B. Basic phospholipase A2 APP-D49, eine Substanz aus der Gruppe der Phospholipase A2. Bewirken ggf. eine lokale Nekrose.
- Hämotoxine, bewirken ggf. eine Hämolyse
- Prokoagulantien, bewirken ggf. eine Verbrauchskoagulopathie.
- Disintegrin applaggin, ein Glykoprotein-2b/3a-Hemmer, der die Thrombozytenaggregation inhibitiert.
- Myotoxine, bewirken Muskelschädigungen und ggf. sekundäre Nierenschäden.
- Hämorrhagine, bewirken ggf. Blutungen.
- Substanzen mit Einfluss auf die Aktivität von Calciumkanälen.
Der Blutdruck kann bereits wenige Minuten nach erfolgtem Giftbiss massiv sinken, unter Umständen kann es zu einem Schock kommen. Langzeitschäden, etwa der Verlust von Gliedmaßen oder Einschränkungen von Bewegungsabläufen durch Schädigung von Sehnen, sind nicht auszuschließen. Ein letaler Ausgang der Intoxikation ist möglich, aber selten.
Komplikationen
- Sekundärinfektionen durch den Giftbiss oder mangelhafte Wundversorgung
- Innere und äußere Blutungen
- Klassische Komplikationen sind allergische Reaktionen auf das Gift.
- Weiterhin gehen Nekrosen häufig mit einer Sepsis einher
- Gegebenenfalls treten sekundäre Nierenschädigungen auf.
Therapie des Giftbisses
- Das Bissopfer muss Ruhe bewahren und die Bissstelle ist ruhig zu halten. Nach sofortiger Alarmierung des Notarztes sollte der Patient liegend in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert werden. Zwecks Nierenschutz ist eine Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung angezeigt. Weitere Maßnahmen dienen der symptomatischen Behandlung.
- Keine Kompressionsmethode, da hierdurch die zytotoxische Lokalwirkung ungleich verstärkt wird.
- Überwachung der Gerinnungsparameter.
- Wundtoilette bei Nekrose, sofern die Gerinnungswerte es zulassen. Unter Umständen sind Amputationen nötig.
- Auf neurotoxische Symptome achten (selten).
- Antivenine: Der Einsatz von Antiveninen sollte nur in Rücksprache mit einer Giftnotruf-Zentrale und nach gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bei schwerem Verlauf kann nach Rücksprache ggf. auf das Antivenin CroFab® zurückgegriffen werden.
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.