Spritze
Englisch: syringe
Definition
Eine Spritze ist ein medizinisches Instrument, welches für Injektionen, Spülungen oder die Entnahme von Körperflüssigkeiten (z.B. Blut) benutzt wird - meist in Kombination mit einer Kanüle. Spritzen sind Medizinprodukte der Klasse IIa.
Hinweis: Umgangssprachlich wird der Begriff "Spritze" meist mit einer Injektion gleich gesetzt. Die Klassifizierung als Medizinprodukt gilt nur, wenn es sich dabei nicht um ein einzeldosierte, vorbefüllte Spritze handelt. In diesen Fälle handelte es sich um die Umverpackung eines Arzneimittels und unterliegt damit nicht der CE-Kennzeichnung
Aufbau
Eine Spritze besteht aus einem hohlen, zylinderförmigen Mantel, in dem ein beweglicher Kolben, der Spritzenstempel auf- und abgleiten kann. Am vorderen Ende wird der Spritzenmantel durch eine Deckplatte verschlossen, die in einem vorne offenen Konus, der Spritzendüse oder in einem Gewinde (z.B. LuerLock) ausläuft. Hier können passende Kanülen, Ventile oder Schläuche angeschlossen werden. Am hinteren Ende des Spritzenmantels befindet sich in der Regel ein Kolbenstop, um das Herausgleiten des Spritzenstempels zu verhindern. Auf der Außenwand des Zylinders ist eine Skala aufgedruckt, auf der man das jeweilige Injektions- oder Entnahmevolumen ablesen kann.
Die meisten handelsüblichen Spritzen sind 2teilig und bestehen nur aus einem Zylinder und einem Spritzenstempel. 3teilige Spritzen besitzen am oberen Ende des Spritzenstempels zusätzlich noch einen kleinen Gummistopfen, um eine optimale Abdichtung zu gewährleisten. 4teilige Spritzen weisen zusätzlich noch einen Sicherheitsring auf, der das Herausziehen des Kolbens unmöglich macht.
Ältere Modelle sind aus Glas, Metall und Gummi zusammengesetzt. Die Größen (Spritzenvolumina) richten sich nach dem Anwendungsgebiet und reichen von 0,5 bis 100 ml.
Einteilung
...nach Häufigkeit der Verwendung
- Einmalspritze: steril verpackte Spritze für die einmalige Verwendung
- AD-Spritze: spezielle Form der Einmalspritze, die eine Wiederverwendung ausschließt
- Mehrwegspritze: Spritze für den Mehrfachgebrauch, kann nach Verwendung gereinigt und im Autoklaven sterilisiert werden.
Steril verpackte Einmalspritzen sind heute im ambulanten und klinischen Bereich der Standard. Mehrwegspritzen werden nur noch selten eingesetzt. Durch die mit Einmalspritzen verbundene Rohstoff- und Müllproblematik könnten sie in der Zukunft jedoch wieder eine Renaissance erleben.
...nach Einsatzgebiet
...nach Einsatzmodus
Funktionsprinzip
Durch das Zurückziehen des Spritzenstempels entsteht an der Düse ein Sog, mit dessen Hilfe das Innere der Spritze befüllt werden kann ("Aspiration"). Umgekehrt führt bei der Injektion das Einschieben des Kolbens durch Erzeugen eines Drucks zum Ausstrom der in der Spritze befindlichen Flüssigkeit. Dieser Druck ist abhängig von der Kolbenfläche der Spritze und ihrer Auslassöffnung. Eine kleinere Kolbenfläche und/oder eine kleinere Auslassöffnung verursachen bei gleichem Kraftaufwand einen höheren Druck als eine größere. Bei bestimmten Injektionen (z.B. Portinjektionen) wird empfohlen, mindestens mit eine 10 ml Spritze zu verwenden, um eine Schädigung des Portkatheters zu verhindern.
Varianten
Ein spezielle Variante der Spritzen sind sie sogenannten Pens. Sie werden vorzugsweise bei subkutanen Injektionen eingesetzt, die der Patient selbst vornimmt. Bekanntestes Beispiel ist der Insulinpen.
Entsorgung
Spritzen mit aufgesetzter Kanüle sind eine häufige Ursache von Nadelstichverletzungen. Das Wiederaufschieben der Schutzkappe nach einer Injektion oder Blutentnahme ("Recapping") sollte deshalb in jedem Fall unterlassen werden. Die Entsorgung der Kanülen erfolgt am besten in speziellen, stich- und bruchfesten Kanülenabwurfboxen. Auch die Spritzen selbst sind in verschlossenen Abfallboxen zu sammeln. Die Aufstellung dieser Behälter sollte so nah wie möglich am Verwendungsort erfolgen.
Die verschlossenen Spritzenbehälter können grundsätzlich mit dem Restabfall entsorgt werden. Wenn die Abfalltonnen für andere Nutzer zugänglich sind, z.B. in einer gemeinschaftlich genutzten Immobilie, sollte die Abfalltonne verschließbar sein. Alternativ können die Boxen über einen medizinischen Entsorgungsservice abgeholt werden.
Spritzen und Kanülen, die mit meldepflichtigen Krankheitserregern kontaminiert sind, sind infektiöser Abfall (C-Abfall). Für sie gelten bei der Entsorgung spezielle Regeln, u.a.:
- Sammlung in stich- und bruchfesten Einwegbehältnissen
- Behälterkennzeichnung "Biohazard"
- Verhindern des Zugriffs von Unbefugten bei Lagerung, Transport und Entsorgung
- Entsorgung als gefährlicher Abfall in zugelassenen Entsorgungsanlagen
Geschichte
Im medizinischen Bereich wurden Spritzen in einer primitiven Form erstmals im 9. Jahrhundert im arabischen Raum verwendet. Regelmäßige Verwendungen fangen die im Laufe der Zeit weiterentwickelten Spritzen jedoch erst Mitte des 18. Jahrhunderts als Injektionen häufiger praktiziert wurden. Heute sind Spritzen aus der Medizin nicht mehr wegzudenken und sind die vermutlich am häufigsten verwendeten medizinischen Instrumente. Man verwendet sie in unterschiedlichsten Varianten, Größen und Verwendungszwecken.