Burning-Mouth-Syndrom
Synonyme: Glossodynie, Glossalgie, Stomatodynie
Englisch: burning mouth syndrome, glossodynia, glossalgia, orodynia, stomatodynia, stomatopyrosis, burning tongue syndrome
Definition
Das Burning-Mouth-Syndrom, kurz BMS, ist eine idiopathische chronische Erkrankung, die durch brennende Parästhesien im Bereich der Mundhöhle ohne identifizierbare organische Ursache gekennzeichnet ist.
Epidemiologie
Angaben zur Prävalenz des BMS schwanken zwischen 0,7 und 15 %. Es kommt insbesondere bei postmenopausalen Frauen vor. Generell sind Frauen 5- bis 7-mal häufiger betroffen.
Ätiologie
Die Ursache des Burning-Mouth-Syndrom ist derzeit (2020) unklar. Neben psychogenen Faktoren spielt pathogenetisch vermutlich eine multifaktoriell bedingte Neuropathie eine Rolle. Dabei könnten z.B. hormonelle (Östrogen- oder Progesteronmangel) oder immunologische Faktoren eine Rolle spielen.
Bei Patienten mit BMS weist die Mundschleimhaut oft eine verringerte Zahl an dünnen, unmyelinisierten Nervenfasern auf, wobei die verbleibenden Fasern TRPV1-Kanäle, P2X3-Rezeptoren und den Nervenwachstumsfaktor (NGF) vermehrt exprimieren (Small-Fiber-Neuropathie). Auch zentrale schmerzsensibilisierende Prozesse spielen vermutlich eine Rolle.
Symptome
Die Symptome beim BMS sind sehr variabel. Meist klagen die Patienten über chronische, schmerzende, brennende oder kribbelnde Parästhesien. Anhand des Schmerzverlaufes unterscheidet man drei Typen:
- Typ 1: Symptome beim Aufwachen nicht vorhanden, nehmen im Laufe des Tages zu
- Typ 2: Symptome beim Aufwachen und im Laufe des Tages (am häufigsten)
- Typ 3: kein regelmäßiges Muster, z.T. remittierende Symptome (am seltensten)
Das BMS beginnt schleichend oder akut i.d.R. ohne erkennbaren Auslöser und chronifiziert im Verlauf. Betroffen ist i.d.R. die Zunge (Glossodynie), seltener der Gaumen, die Lippen oder die Wangenschleimhaut. In der Regel treten die Symptome bilateral symmetrisch auf. Die meisten Patienten vermeiden scharfe oder säurehaltige Mahlzeiten und Getränke. Häufig verspüren die Betroffenen jedoch eine Symptomlinderung während des Essens.
Als Begleitsymptome beklagen Patienten mit BMS z.T. eine (subjektive) Mundtrockenheit (Xerostomie) sowie Geschmacksstörungen (Dysgeusie).
Komorbiditäten
Ein BMS geht häufig mit folgenden Komorbiditäten einher:
Diagnostik
Beim BMS handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose.
Differenzialdiagnosen
Ähnliche Symptome können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten. In diesem Zusammenhang wird z.T. von einem sekundären BMS gesprochen. Zu erwägen sind:
- orale Pilzinfektion (z.B. Candidiasis)
- Xerostomie: z.B. durch Radiotherapie, Chemotherapie, Sjögren-Syndrom, Medikamente
- Lingua geographica
- entzündliche Erkrankungen: Stomatitis catarrhalis, Stomatitis herpetica, Stomatitis aphthosa, Gingivostomatitis ulcerosa, Stomatitis necroticans, Stomatitis granulomatosa
- systemische Erkrankungen: Morbus Osler, HIV-Infektion im Frühstadium, Diabetes mellitus, Hypothyreose, Hyperthyreose
- Trauma: mechanisch, chemisch, thermisch
- irritative Schädigungen durch Zähne und Zahnprothesen
- allergische Reaktion auf Nahrungsmittel oder zahnärztliches Material
- Autoimmunerkrankungen
- Parkinson-Syndrom
- Medikamente: Paroxetin, ACE-Hemmer
- Mangel an: Vitamin B1, B2, B12, Folsäure, Eisen, Zink
- Essstörungen
- Nikotinabusus
- parafunktionelle Habits: Saugen der Wange, Tongue Thrust (Zungenpressen)
Therapie
Das Burning-Mouth-Syndrom wird multimodal symptomatisch behandelt:
Literatur
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