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Gingivostomatitis herpetica

(Weitergeleitet von Stomatitis herpetica)

Synonyme: "Mundfäule", Stomatitis aphthosa, Herpes-Gingivostomatitis, Stomatitis herpetica
Englisch: (primary) herpetic gingivostomatitis, PHGS

1. Definition

Die Gingivostomatitis herpetica ist eine akute Entzündung der Mundschleimhaut und der Gingiva, die durch eine Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren ausgelöst wird.

2. Nomenklatur

Im klinischen Sprachgebrauch verwendet man für die Gingivostomatitis herpetica auch den Begriff "Stomatitis aphthosa". Damit werden aber auch morphologisch ähnliche Mundschleimhautveränderungen bezeichnet, z.B. im Rahmen einer Agranulozytose.

3. Epidemiologie

Über 90 % der HSV-Primärinfektionen verlaufen subklinisch. Die Gingivostomatitis herpetica stellt neben der herpetischen Pharyngitis oder herpetischen Tonsillitis die häufigste Manifestation einer HSV-1-Infektion dar. Selten kann auch HSV-2 ursächlich sein. Die Übertragung erfolgt über Kontakt- oder Tröpfcheninfektion.

4. Symptomatik

Betroffen sind in der Regel Kleinkinder, seltener ältere Säuglinge oder junge Erwachsene. Nach einer Inkubationszeit von 2-7 Tagen entwickelt sich ein fieberhaftes Krankheitsbild mit katarrhalischen Beschwerden. Ungefähr 1 bis 2 Tage nach Beginn des Fiebers treten vesikuläre bzw. aphthöse Mundschleimhautveränderungen von 1-2 mm Durchmesser auf - vor allem im Vestibulum oris, aber auch an Gaumen und Zunge.

Die Gingivostomatitis bzw. Stomatitis zeigt sich durch eine schmerzhafte entzündliche Rötung und Schwellung der Schleimhaut mit Foetor ex ore, Speichelfluss und gestörter Nahrungsaufnahme. Die zahlreichen Bläschen ulzerieren im Verlauf und weisen einen blutigen Blasengrund auf. Hinzu kommen Aphthen (v.a. im Vestibulum oris), die aus Bläschen entstehen, oberflächlich bleiben und die Tonsillen verschonen. Begleitsymptome sind:

5. Komplikationen

Nach 10 Tagen heilt die Erkrankung meist ab. Selten kommt es zum Mitbefall von Naseneingang, Oberlippe oder Fingern (herpetische Paronychie). Eine gefürchtete Komplikation stellt die Herpes-simplex-Enzephalitis dar.

Eine besonders schwere Verlaufsform ist das sehr seltene Aphthoid Pospischill-Feyrter. Es tritt v.a. bei immunsupprimierten Kindern (z.B. bei Chemotherapie oder nach Organtransplantation) bzw. als Zweitkrankheit nach Pertussis, Scharlach, Masern, Röteln, Windpocken oder Mumps auf.

6. Diagnose

Die Diagnose wird in der Regel rein klinisch gestellt. Ein direkter Virusnachweis (Zellkultur, Antigen-Nachweis mittels ELISA, DNA-Nachweis mittels PCR) ist möglich.

6.1. Differentialdiagnose

7. Therapie

Bei immunkompetenten Kindern heilt die Gingivostomatitis herpetica innerhalb von 10 Tagen folgenlos aus. Um die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme während der Erkrankung zu erleichtern, werden Mundspülungen mit Lokalanästhetika (z.B. Lidocain) oder Antiseptika (z.B. Chlorhexidin) sowie Kamillentee verordnet.

Bei schweren Verläufen gibt man Virostatika, z.B.:

Sehr schwere Verlaufsformen erfordern intravenöses Aciclovir (5-15 mg/kgKG i.v. alle 8 Stunden für 5-10 Tage). Des Weiteren können systemische Analgetika (Paracetamol, Tramadol) notwendig sein. Bei bakterieller Sekundärinfektion werden Antibiotika nach Resistogramm eingesetzt.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Prognose

Die Prognose ist in der Regel gut. Eine Abheilung erfolgt in den meisten Fällen innerhalb von 7-10 Tagen.

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