Lingua geographica
Synonyme: Landkartenzunge, Exfoliatio areata linguae, Glossitis areata exsudativa
Englisch: geographic tongue
Definition
Die Lingua geographica oder Landkartenzunge ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Zunge, bei der es zur Bildung landkartenartiger Veränderungen auf der Schleimhaut des Zungenrückens kommt.
Epidemiologie
Die Prävalenz innerhalb der generellen Bevölkerung liegt bei ca. 2 %.
Ätiologie
Die genaue Ursache der Lingua geographica ist zur Zeit (2023) unbekannt. Als ein möglicher Pathomechanismus wird eine erhöhte Empfindlichkeit der Zungenschleimhaut auf normale Desquamationsreize diskutiert. Die Lingua geographica tritt auch bei jüngeren Patienten mit Psoriasis und häufig im Rahmen einer Neurodermitis auf, was unterschiedliche Spekulationen über die Pathogenese zulässt.
Symptome
Die Lingua geographica beginnt mit kleinen weißlichen oder gelblichen Papeln. Sie wachsen unter Abschilferung der Hornschicht innerhalb von wenigen Tagen zu glatten, roten bis tiefroten Einzelherden mit leicht vertieftem Zentrum heran. Ihre Oberfläche setzt sich deutlich gegenüber dem graugelblichen, erhabenen Randsaum ab.
Die Größe und Anzahl der einzelnen Herde kann variieren - der Durchmesser beträgt in der Regel einige Millimeter. Durch Konfluieren der Effloreszenzen entsteht das charakteristische, landkartenartige Muster mit bisweilen ausgedehnten flächigen Veränderungen. Die Herde vergrößern sich durch peripheres Wachstum und verschwinden schließlich wieder, weshalb man auch von "Wanderplaques" spricht.
Neben dem Zungenrücken können auch andere Bereiche der Mundschleimhaut (z.B. die Wangenschleimhaut oder der Gaumen) befallen sein. Die Erkrankung kann auch mit einer Faltenzunge (Lingua plicata) vergesellschaftet sein.
Die Beeinträchtigung durch die Erkrankung ist gering. Die Patienten klagen manchmal über eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber scharf gewürzten und sauren Speisen, die sich als leichtes Zungenbrennen äußern kann.
Pathohistologie
In den befallenen Arealen sieht man eine Desquamation der Papillae filiformes. Die Höhe des Epithels ist im Zentrum reduziert, im Randgebiet vergrößert. In der Submukosa fallen entzündliche Infiltrate aus Lymphozyten, Plasmazellen, Mastzellen und neutrophilen Granulozyten auf, die bis in das Epithel vordringen.
Therapie
Da es sich um eine Störung mit geringem Krankheitswert handelt, ist die Therapie abwartend. Eine Kausaltherapie gibt es nicht.
Verlauf
Der Verlauf ist chronisch und kann sich über Jahre bis Jahrzehnte ziehen, wobei auch plötzliche Spontanremissionen vorkommen.
Podcast
Bildquelle
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