Synonyme: ASP Typ 1, APECED-Syndrom
Englisch: autoimmune pluriglandular syndrome type 1, APECED syndrome, autoimmune polyendocrinopathy, candidiasis and ectodermal dystrophy
Das autoimmune polyglanduläre Syndrom Typ 1, kurz APS Typ 1, ist eine seltenere Variante eines autoimmunen polyendokrinen Syndroms.
"APECED-Syndrom" ist ein Akronym für "autoimmune polyendocrinopathy, candidiasis and ectodermal dystrophy".
Das APS Typ 1 ist eine monogenetische, autosomal-rezessive Erkrankung durch Mutationen im AIRE-Gen (Autoimmun-Regulator-Gen) auf Chromosom 21.
Das AIRE-Gen wird vor allen in den medullären Epithelzellen des Thymus transkribiert, wo es die Expression der gewebespezifischen Selbstantigene steuert. Durch Deletion reduziert sich diese Expression der Selbstantigene und ermöglicht so autoreaktiven T-Zellen einer Apoptose zu entgehen. Außerdem wird das AIRE-Gen in Epithelzellen der peripheren Lymphorgane exprimiert, wobei seine Funktion dort noch (2019) unklar ist. Pathophysiologisch spielen weiterhin Autoantikörper gegen Interferon-alpha, IL-17, IL-22 sowie gegen bestimmte Zielorgane eine Rolle.
Das APS Typ 1 entwickelt sich schon früh im Leben, meist im Kindesalter. Die erste Manifestation ist häufig eine chronische mukokutane Candidose. Sie betrifft den Mund und die Nägel, seltener die Haut oder den Ösophagus. Im Verlauf kann sie zu einer atrophischen Erkrankung mit Leukoplakie-ähnlichen Arealen führen, die eine fakultative Präkanzerose darstellen. Als nächstes entsteht in mehr als 85% der Fälle ein Hypoparathyreoidismus, gefolgt von einer primären Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison) in fast 80% der Fällen. Ein primärer Hypogonadismus betrifft Frauen häufiger (70%) als Männer (25%). Eine Zahnschmelzhypoplasie tritt mit 77% der Fälle ebenfalls häufig auf. Seltenere endokrine Symptome sind:
Seltenere nicht endokrine Manifestationen sind:
Die einzelnen Krankheitskomponenten mehren sich im Laufe der Zeit. Daher sind die Prävalenzraten vermutlich noch höher als in der Literatur angegeben.
Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt, sobald zwei der drei Hauptkomponenten vorliegen (Candidose, Hypoparathyreoidismus, Morbus Addison). Die Geschwister des Betroffenen müssen auch als betroffen eingestuft werden, selbst wenn nur eine Komponente vorliegt. Durch eine Analyse des AIRE-Gens können entsprechende Mutationen nachgewiesen werden. Eine zunächst negative Genanalyse bedeutet jedoch keinen Ausschluss, solange keine vollständige Sequenzierung des Gens durchgeführt wurde. Durch den Nachweis von Anti-Inferferon-Antikörpern werden fast alle Fälle mit APS Typ 1 aufgedeckt.
Die einzelnen Krankheitskomponenten können durch körperliche Untersuchung und Laborbestimmung diagnostiziert werden:
Die Behandlung beim APS Typ 1 richtet sich nach den einzelnen Krankheitskomponenten. Die Endokrinopathien werden durch Substitution der fehlenden Hormonen behandelt. Zu beachten ist, dass eine primäre Hypothyreose die Plasmahalbwertszeit von Cortisol verlängert, sodass eine Nebennierenrindeninsuffizienz maskiert werden kann. Bei Substitution von Schilddrüsenhormonen riskiert man dann eine Addison-Krise. Bei subklinischer Nebennierenrindeninsuffizienz kann Ketoconazol ebenfalls eine Addison-Krise auslösen. Eine systemische immunmodulatorische Therapie kann erforderlich sein, ist aber nicht generell indiziert.
Tags: Akronym, Autoimmunerkrankung, Erbkrankheit, Syndrom
Fachgebiete: Endokrinologie u. Diabetologie, Humangenetik, Immunologie
Diese Seite wurde zuletzt am 29. März 2022 um 14:45 Uhr bearbeitet.
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PD Dr. med. Johannes W. Dietrich
Arzt | Ärztin