ACTH-Stimulationstest
Synonym: Synacthen®-Test, ACTH-Kurztest
Englisch: ACTH stimulation test
Definition
Der ACTH-Stimulationstest ist ein dynamischer Funktionstest, bei dem ein synthetisch hergestelltes ACTH (Synacthen®) i.v. gespritzt und der Serumcortisolspiegel vor und nach der Gabe bestimmt wird.
Indikationen
Der Test wird zur Diagnostik einer Nebennierenrindeninsuffizienz durchgeführt. Sinnvoll ist eine gleichzeitige Bestimmung des Serum-ACTH-Spiegels aus der basalen Blutprobe, damit anschließend eine Differenzierung zwischen primärer und sekundärer Nebennierenrindeninsuffizienz möglich ist.
Darüber hinaus kann der Test zum Nachweis des heterogenen 21-Hydroxylase-Mangel (adrenogenitales Syndrom) oder zum Nachweis von Defekten in der Steroidbiosynthese angewendet werden.
Kontraindikation
Bei Patienten, die mit ACTH therapiert werden, darf der ACTH-Stimulationstest nicht durchgeführt werden. Ebenso ist eine gesicherte Schwangerschaft eine Kontraindikation.
Durchführung
Der Patient wird aufgeklärt, dass es bei dem Test zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen an der Injektionsstelle, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Flush, Unwohlsein und im Extremfall bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen kann. Es ist wichtig, dass der Patient nüchtern ist und sich während der Testdurchführung ruhig verhält, am besten im Bett liegt.
Begonnen wird mit einer Blutentnahme zur Bestimmung des Ausgangscortisolspiegels (Serummonovette mit Basalwert oder "Zeitpunkt 0" beschriften). Dann werden langsam 0,25 mg Synacthen® i.v. gespritzt.
Nach 30, 60 und 90 Minuten wird der Cortisolspiegel bestimmt (Röhrchen mit Patientennamen und Minutenangaben). Es muss immer Prednisolon zur i.v.-Gabe bereitstehen, um gegebenenfalls bei einer generalisierten allergischen Reaktion schnell reagieren zu können.
Bei Frauen sollte der Test vorzugsweise zwischen dem 3. und 8. Zyklustag durchgeführt werden und die Einnahme von Ovulationshemmern pausiert sein. Glukokortikoid-haltige Medikamente sollen vor Durchführung des Tests nicht eingenommen werden, da sie das Ergebnis verfälschen können.
Referenzbereich
Die Stimulation der Nebennieren mit exogenem ACTH führt bei einer vorhandenen Funktionsreserve zu einer deutlichen Freisetzung von Glukokortikoiden aus der Nebennierenrinde. Normal ist ein Anstieg des Serumcortisols auf > 200 µg/l (550 nmol/l).
Hinweis: Referenzwerte sind häufig vom Messverfahren abhängig und können von den o.a. Werten abweichen. Ausschlaggebend sind die Referenzwerte, die vom Labor angegeben werden, das die Untersuchung durchführt.
Interpretation
Pathologisch sind sowohl ein überschießender Anstieg als auch ein abgeschwächter oder fehlender Anstieg des Serumcortisols.
Überschießender Anstieg
Ein überschießender Anstieg weist auf einen Morbus Cushing hin.
Abgeschwächer Anstieg
Ein abgeschwächter Anstieg ist ein Zeichen für einen 21-Hydroxylase-Mangel oder eine sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz.
Fehlender Anstieg
Ein fehlender Anstieg kann durch eine primäre Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison) mit erhöhtem Serum-ACTH bedingt sein, aber auch durch länger bestehende sekundäre Formen mit verminderter Serum-ACTH-Konzentration. Mögliche Ursachen sind dann eine Langzeitbehandlung mit Glukokortikoiden oder eine Insuffizienz von Hypothalamus oder Hypophysenvorderlappen. Durch den länger bestehenden ACTH-Mangel ist dann die Nebennierenrinde bereits hypotrophiert oder atrophiert, sodass die ACTH-Gabe keine Cortisolproduktion mehr triggern kann.
Quellen
- Laborlexikon.de; abgerufen am 15.01.2021
- labor-limbach.de – ACTH-Test, Durchführungshinweise bei Erwachsenen, abgerufen am 03.06.2024
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