Howell-Jolly-Körperchen
nach William Henry Howell (1860-1945), amerikanischer Physiologe
und Justin Marie Jolly (1870-1953), französischer Hämatologe
Synonym: Howell-Jolly-Körper
Englisch: Howell–Jolly bodies
Definition
Als Howell-Jolly-Körperchen bezeichnet man basophile Chromatinreste in reifen Erythrozyten.
Histologie
In der Hämatoxylin-Eosin-Färbung eines peripheren Blutausstrichs imponieren die Howell-Jolly-Körperchen als basophile (blaue) Einschlüsse in den sonst eosinophilen Erythrozyten.
In dem unten stehenden Bild sind die Howell-Jolly-Körperchen mit roten Pfeilen markiert. Der blaue Pfeil zeigt auf einen Thrombozyten. Diese können auf oder an Erythrozyten liegen und dadurch Howell-Jolly-Körperchen ähneln. Man sieht allerdings die unregelmäßige Form und die weniger blaue Färbung. Beim Durchfokussieren ist auch erkennbar, dass Thrombozyten nicht in derselben Ebene liegen wie die Erythrozyten.
Entstehung
Während der Reifung verlieren Erythrozyten normalerweise ihren Kern. Verbleibende Kernreste (Chromatinreste) werden in der Milz beim Durchtritt durch das Epithel entfernt. Bei einer Schädigung bzw. bei einem Fehlen der Milz ist diese Funktion nicht mehr vorhanden und es finden sich diese Reste als Howell-Jolly-Körperchen in peripher zirkulierenden reifen Erythrozyten.
Klinische Bedeutung
Howell-Jolly-Körperchen können bei starker Schädigung der Milz z.B. im Rahmen einer Sichelzellanämie, nach Trauma oder bei einem großem Milzinfarkt auftreten. Sie finden sich regelhaft bei Asplenie (Z.n. totaler Splenektomie). Hier sind sie ein diagnostisches Zeichen, da ihr Fehlen nach Splenektomie auf das Vorhandensein einer Nebenmilz hindeutet.
Bei einer schweren Störung der Erythropoese (z.B. Myelodysplasie) können Howell-Jolly-Körperchen auch bei vorhandener Milz vorkommen. In diesem Fall sind immer auffällige Erythrozytenanomalien vorhanden.