Nebenmilz
Synonyme: akzessorische Milz, Splen accessorius, Lien accessorius, Splenunculus
Englisch: accessory spleen, supernumerary spleen
Definition
Eine Nebenmilz ist eine anatomische Varietät, die durch eine Versprengung von Zellen während der Organogenese der Milz in der Embryonalzeit entsteht. Dabei formen sich Cluster von Milzgewebe, die außerhalb der Milzkapsel im Bauchraum liegen.
Von der Nebenmilz abgegrenzt wird die Splenose, die das Ergebnis einer traumatisch bedingten Versprengung von Milzgewebe nach einem Kapselriss ist.
Epidemiologie
Nebenmilzen sind ein relativ häufiger Befund. In Autopsiestudien wird die Inzidenz mit 10-15 % angegeben.
Ätiologie
Die genauen Mechanismen, die zur Bildung einer Nebenmilz führen, sind unbekannt. Möglicherweise handelt es sich um eine kleine Abspaltung von der Milzanlage im Mesogastrium dorsale, die durch die Verlagerung und Drehung des Magens entsteht.
Im Rahmen einer Trisomie 13 kommt es zu einem gehäuften Auftreten von intrapankreatischen Nebenmilzen und anderen Entwicklungsanomalien der Milz. Bei der selten vorkommenden splenogonadalen Fusion entsteht eine abnorme Verbindung zwischen der Milzanlage und den Gonaden. Milzgewebe kann dann im Rahmen des Hodendeszensus in das kleine Becken und schließlich bis in den Hoden verschleppt werden.
Pathologie
In rund 80% der Fälle befindet sich die Nebenmilz in Form eines oder mehrerer kleiner Knoten in der Nähe des Milzhilus. Es handelt sich in der Regel um etwa kirschgroße, 1 bis 1,5 cm durchmessende Raumforderungen von dunkelroter Farbe, die von einer dünnen Kapsel umgeben sind. Selten können sie bis zu 4 cm groß werden. Weitere mögliche Lokalisationen für eine Nebenmilz sind das Ligamentum gastrosplenicum, das Ligamentum splenorenale, das Omentum majus sowie der Pankreasschwanz (1-2% der Fälle) und die Magenwand. Histologisch ist der Aufbau einer Nebenmilz mit dem der Milz identisch.
Klinik
Die Nebenmilz ist in der Regel ein Zufallsbefund, der symptomlos ist und nicht therapiert werden muss. Bei bildgebenden Verfahren können Nebenmilzen einen Tumor oder Lymphknotenmetastasen vortäuschen - besonders, wenn das Gewebe im Pankreasschwanz lokalisiert ist.[1]
Bei Erkrankungen, bei denen eine Splenektomie (z.B. Hypersplenismus oder hereditäre Sphärozytose) notwendig ist, muss die Nebenmilz mit entfernt werden. Der Nachweis und die Lokalisation einer Nebenmilz ist mithilfe der Milzszintigraphie möglich.
Quellen
- ↑ Die Nebenmilz im Pankreasschwanz - eine vernachlässigte Entität? Der Chirurg, 12/2003, Volume 74, Issue 12, pp 1170–1177
um diese Funktion zu nutzen.