Leukoplakie
Synonym: Leukokeratose
Englisch: leukoplakia
Definition
Bei der Leukoplakie handelt es sich um eine Hyperkeratose der Schleimhäute oder der Lippenhaut, die potenziell dysplastisch verändert sein kann.
Lokalisation
Leukoplakien kommen vor allem im Bereich der Lippen und der Mundhöhle, sowie im Genitalbereich vor.
Histologie
Histologisch besteht eine Verhornungsnanomalie des mehrschichtig unverhornten Plattenepithels. Typisch sind folgende Veränderungen:
- Akanthose
- Hyperkeratose
- Parakeratose
- subepitheliale entzündliche Infiltration
Ätiologie
Leukoplakien entstehen durch chronische Reizungen von Haut oder Schleimhaut. Die Reizung führt zu einer Verdickung der Hornschicht, die dazu führt, dass die unter dem Epithel liegenden Kapillargefäße nicht mehr erkennbar sind. Die normalerweise rote Schleimhaut wirkt dadurch weißlich. Die zugrunde liegenden Reize können biologischer, mechanischer, chemischer oder physikalischer Art sein:
- Biologischer Reiz
- Chronische Virusinfektionen (Genitalschleimhaut)
- Chemische Reize
- Pfeifenrauchen (Zunge, Lippe)
- Zigarettenrauchen (Wangenschleimhaut, Lippe)
- Kautabak
- Mechanischer Reiz
- Schlecht sitzender Zahnersatz (Gaumen, Wangenschleimhaut)
- Halten von Nägeln (Lippe)
Einteilung
Nach ihrem klinischen und histologischen Aspekt kann man verschiedene Formen von Leukoplakien unterscheiden:
- Homogene Leukoplakien (nicht-proliferative Leukoplakien)
- Leukoplakia simplex: Auch Leukoplakia plana genannt. Erscheint als homogener, weißer, meist scharf begrenzter Schleimhautbezirk mit glatter Oberfläche. Geringe Entartungswahrscheinlichkeit (< 3 %)
- Inhomogene Leukoplakien (proliferative Leukoplakien)
- Leukoplakia verrucosa: Verruköse Leukoplakien haben eine warzige, unebenen Oberfläche. Die Entartungswahrscheinlichkeit liegt bei etwa 5 %.
- Leukoplakia erosiva: Erosive Leukoplakien haben eine unregelmäßige Oberfläche mit roten, erodierten Arealen. Die Entartungswahrscheinlichkeit liegt bei etwa 30 %.
Symptomatik
Die Leukoplakie imponiert als nicht juckende, schmerzlose, plane und scharf begrenzte Hautveränderung. Im Genitale kann sie sich auch erosiv-exsudativ entwickeln. Typisch sind die nicht abstreifbaren weißen Veränderungen der Haut oder Schleimhaut.
Von der Leukoplakie abzugrenzen sind die rötlich samtartigen Erythroplakien und Mischformen wie die Erythroleukoplakie.
Differentialdiagnosen
Candidiasis
Der durch Candida albicans hervorgerufene Soor betrifft vor allem Kinder, alte Menschen sowie immunsupprimierte Patienten (Chemotherapie, HIV). Die Beläge durch Candida albicans sind allerdings im Gegensatz zur Leukoplakie abwischbar.
EBV-Infektion
Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus lösen bei Immunsuppression eine orale Haarleukoplakie (OHL) aus, die meist am Zungenrand auftritt.
Lichen ruber
Die Leukoplakie muss ebenfalls von den weißlichen Schleimhautveränderungen beim Lichen ruber unterschieden werden. Während die Leukoplakie an der Mundschleimhaut flächig-gefeldert im vorderen Bereich des Mundes erscheint, erscheint die Schleimhautveränderung beim Lichen ruber streifig. Diese sogenannte Wickham-Streifung findet man meist im hinteren Bereich des Mundes.
Therapie
Die Leukoplakie ist eine fakultative Präkanzerose. Bei einfachen Leukoplakien kann es durch die Elimination der auslösenden Faktoren zu einer Regression kommen. Normalerweise heilen Leukoplakien nach Meiden der Noxe innerhalb von 2 bis 4 Wochen aus.
Eine Entfernung wird bei erosiven und/oder suspekten persistenten Herden notwendig. Möglich sind Exzision, Kürettage oder z.B. Kryotherapie. Die Exzision bietet den Vorteil einer vollständigen pathohistologischen Aufbereitung der Veränderung incl. Schnittrandkontrolle und ist deshalb vorzuziehen.