Aspergillose (Hund)
Englisch: aspergillosis
1. Definition
Die Aspergillose ist eine Infektionskrankheit beim Hund, die durch saprophytische Pilze der Gattung Aspergillus hervorgerufen wird.
2. Erreger
Aspergillus spp. ist ein ubiquitär vorkommender Pilz. Beim Hund spielt als Krankheitserreger vor allem die Art Aspergillus fumigatus eine Rolle. In den meisten Fällen sind die oberen Atemwege befallen. Weitere wichtige Arten sind Aspergillus terreus, Aspergillus deflectus, Aspergillus flavipes und Aspergillus niger.
3. Vorkommen
Die Apsergillose ist in den deutschsprachigen Ländern die häufigste Mykose beim Hund.
4. Pathogenese
Die infektiösen Pilzsporen werden mit dem umgebenden Staub eingeatmet und gelangen so in den Organismus. Immunsuppression sowie andere Krankheiten sind prädisponierend für eine klinisch manifeste Erkrankung. Die Aspergillose manifestiert sich beim Hund vorwiegend als Infektion der Nasen- und Nasennebenhöhlen (Rhinitis mycotica bzw. Aspergillenrhinosinusitis oder nasale Mykose). In seltenen Fällen können die Sporen auch in andere Organe, z.B. Lunge, Knochen, Knochenmark und Lymphknoten auswandern (disseminierte Aspergillose).
5. Klinik
Das klinische Bild der nasalen Mykose ist von chronischem mukopurulenten Nasenausfluss, häufigem Niesen, Depigmentierung sowie Ulzerationen des Nasenspiegels gekennzeichnet. Gelegentlich können die Tiere auch an Nasenbluten leiden.
Die disseminierte Form der Aspergillose tritt gehäuft beim Deutschen Schäferhund auf und geht mit unspezifischen Krankheitssymptomen wie Fieber, Anorexie, Gewichtsverlust, Schmerzen, Lahmheit und Lymphadenopathie einher. Die Symptome hängen jedoch von der genauen Organmanifestation ab, weshalb sie unterschiedlich ausfallen können. Die Pilzsporen können Lunge (granulomatöse Pneumonie), Pleura und Mediastinum, Gastrointestinaltrakt, Niere (Pyelonephritis), Bandscheiben (Diskospondylitis), ZNS (neurale Ausfallserscheinungen wie z.B. Vestibulärsyndrom), Knochen (Osteomyelitis), Augen (Chorioretinitis, Hyphäma) und/oder Milz (Splenomegalie) befallen.
Im Röntgenbild erkennt man bei einer granulomatösen Pneumonie fokale Verschattungen in der Lunge. Zusätzlich sind die Tracheobronchial- und Sternallymphknoten vergrößert und es zeigt sich ein Pleuraerguss. Zusätzlich können eine Diskospondylitis und Osteomyelitis vorliegen. Bei der Ultraschalluntersuchungen lassen sich eine vergrößerte Milz sowie vergrößerte Nieren und Abdominallymphknoten nachweisen. Das Blutbild zeigt Anämie, Leukozytose, Neutrophilie, Linksverschiebung, Monozytose, Hyperglobulinämie, Hypalbuminämie, Hyperkalzämie und eine Azotämie sowie erhöhte Leberwerte.
6. Differenzialdiagnosen
Da die nasale Mykose oftmals mit einer chronischen Rhinosinusitis einhergeht, sind andere Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen, auszuschließen (z.B. Tumoren, Fremdkörper u.ä.). Ähnliche Symptome können auch bei Infektionen mit anderen Schimmelpilzen (z.B. Penicillium spp. oder Paecilomyces spp.) hervorgerufen werden.
7. Diagnose
Die Diagnosesicherung erfolgt mithilfe des zytologischen, histologischen und/oder kulturellen Erregernachweises aus Proben, die unter rhinoskopischer Kontrolle entnommen wurden. Ein positiver Kulturbefund alleine ist jedoch nicht aussagekräftig, da die Erreger ubiquitär verbreitet sind. Eine disseminierte Aspergillose lässt sich durch Erregernachweis aus betroffenen Organen (Biopsie) diagnostizieren.
8. Therapie
Die Nasenaspergillose erfordert eine umfangreiche Therapie, die sich meist aus einer chirurgischen, lokalen und systemischen Komponente zusammensetzt. Die systemische Antimykotikatherapie erfordert meist eine Langzeitverabreichung (6 bis 8 Wochen) mit Itraconazol und Fluconazol. Die lokale Therapie kann z.B. mit Clotrimazol durchgeführt werden.
Die disseminierte Aspergillose kann mit Itraconazol (5 mg/kgKG p.o. BID), eventuell in Kombination mit Amphotericin, behandelt werden. Beschrieben sind auch die Gabe von Terbinafin, Voriconazol und Caspofungin.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
9. Prognose
Die Prognose der disseminierten Aspergillose richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome, ist aber häufig ungünstig.
10. Literatur
- Bauer J. Pilz- und Algeninfektionen. 2012. In: Suter PF, Kohn B, Schwarz G. (Hrsg.). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG, 380.
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