Iod
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von altgriechisch: ιο-ειδής ("ioeides") - veilchenfarbig, violett
Synonym: Jod
Englisch: iodine
1. Definition
Iod ist ein chemisches Element aus der Gruppe der Halogene. Es ist ein kristalliner, metallisch glänzender Feststoff, der schon bei Zimmertemperatur charakteristisch riechende, violette Dämpfe absondert (Sublimation).
2. Physiologie
Iod ist für den menschlichen Organismus zur Synthese der Schildrüsenhormone essentiell. Die tägliche Iodaufnahme sollte 200 µg nicht unterschreiten und kann bei Bedarf auch therapeutisch substituiert werden. Ausgeprägter Jodmangel führt zu einer Hypothyreose.
Iod wird zu 70 bis 80 % (das sind 10 bis 20 mg) in der Schilddrüse gespeichert, wo es durch eine Peroxidase in Gegenwart von Wasserstoffperoxid zu elementarem Iod oxidiert wird, um dann mit der Aminosäure Tyrosin zu den Iodothyroninen Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) verstoffwechselt zu werden. Diese beiden Hormone sind Bestandteile eines komplexen Regelkreises (Thyreotroper Regelkreis) und werden benötigt, um den Grundumsatz des Körpers zu steigern, was einhergeht mit gesteigertem Sauerstoffverbrauch in den Geweben, einer Verminderung der Glucosetoleranz (Glucose wird vermehrt verstoffwechselt) und der Steigerung der Fettverbrennung. Weiterhin sind T3 und T4 wichtige wachstumsfördernde Faktoren und sensibilisieren Adrenalinrezeptoren.
Extrathyreoidales Iod findet sich primär in der Leber, aber auch im Gehirn sowie in den Speicheldrüsen und Brustdrüsen.
3. Hygiene
Iod weist eine schnelle und zuverlässige biozide Wirkung gegen viele Mikroorganismen auf. Es ist weniger hautreizend als andere Halogene und hemmt in seiner elementaren Form zahlreiche bakterielle Enzyme. Es wird meist in wässrigen oder alkoholischen Lösungen verwendet, sogenannten Iodtinkturen. Die Zugabe von Kaliumiodid kann eine längere Haltbarkeit und größere Tiefenwirkung hervorrufen. Ein typisches Produkt ist Povidon-Iod (z.B. Betaisodona®), ein Iodophor-Komplex mit amphiphilen Polymeren. Anwendungsbereiche sind die Haut-, Schleimhaut- und Wunddesinfektion, sowie die Desinfektion von Verbrennungen oder infektiösen Dermatosen.
4. Toxikologie
Toxikologisch muss zwischen der Giftwirkung von elementarem Iod und von Iod-Ionen (Iodid) unterschieden werden: ersteres inaktiviert Körperproteine, sodass bereits 30 g Jodtinktur oral appliziert tödlich wirken; lokal verursachen Ioddämpfe heftige Reizungen der Augen und der Nasenschleimhäute (Jodschnupfen, daher MAK 1 mg/m³).
Iod-Ionen dagegen verursachen den sogenannten Jodismus mit Juck- und Niesreiz, der schlimmstenfalls in eine Hyperthyreose übergeht.
Ein weiteres Gesundheitsrisiko stellen die bei der Kernspaltung entstehenden radioaktiven Isotope (z.B. Iod-131) dar. Sie können nach einer Exposition ins Schilddrüsengewebe eingelagert werden und dort zur Krebsentstehung beitragen.
5. Nuklearmedizin
In der Nuklearmedizin werden verschiedene radioaktive Iod-Isotope (z.B. Iod-123, Iod-131) als Radiopharmaka zur Diagnostik und Therapie verschiedener Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt. Iod-125 kommt aufgrund seiner relativ langen Halbwertzeit bei der Brachytherapie zur Anwendung.
siehe auch: Radioiodtherapie
6. Radiologie
Aromatische Iodverbindungen wie Iohexol und Iopamidol werden als Röntgenkontrastmittel eingesetzt.
7. Ernährungsmedizin
Die Iodsalze Natriumiodat oder Kaliumiodat werden in geringen Mengen dem Speisesalz zugesetzt, um Jodmangelerkrankungen vorzubeugen (sog. "Jodsalz").
8. Klinik
In Jodmangelgebieten (zum Beispiel weite Teile Bayerns) ist die euthyreote Struma endemisch. Iod kann vor operativen Eingriffen an der Schilddrüse (z.B. beim Schilddrüsenadenom) zur funktionellen Ausschaltung der Schilddrüsenfunktion verwendet werden (Plummer-Effekt).