Synonyme: Kollumkarzinom, Gebärmutterhalskrebs, Cervixkarzinom
Englisch: cervical carcinoma
Das Zervixkarzinom ist eine maligne Entartung des Gebärmutterhalses. Das Zervixkarzinom ist mit einer Inzidenz von jährlich weltweit circa 500.000 Betroffenen die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen, sowie die zweithäufigste gynäkologische maligne Erkrankung.
Eine Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomvirus (z.B. HPV Typ 16 und 18) ist, so weiß man heute (2022), eindeutig Voraussetzung zur Entstehung eines Zervixkarzinoms. Dabei ist das Virus nicht alleiniger Verursacher, aber Krankheits-Grundlage für verschiedene Co-Risikofaktoren. HPV wird durch Sexualkontakte übertragen.
Bei persistierender HPV-Infektion können sich zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) bzw. "Squamous Intraepithelial Lesions" (SIL) bilden. Sie stellen eine Präkanzerose dar.
In der Histopathologie lassen sich Karzinome verschiedener Gewebearten differenzieren:
Eine lymphogene Metastasierung tritt früh auf, v.a. in die Parametrien und Beckenlymphknoten. Relativ spät tritt hingegen eine hämatogene Metastasierung auf, dann erfolgt vornehmlich der Befall von Leber, Lunge und Skelett.
Im frühen Stadium macht das Zervixkarzinom, bzw. seine Vorstadien keine Symptome. Die Krebsfrüherkennung in Form eines gynäkologischen Abstrichs (Zervikalabstrich, Portioabstrich) mit anschließender Zytologie hat daher in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.
Durch diese Möglichkeit, Dysplasien frühzeitig nachzuweisen und zu behandeln ist das Zervixkarzinom nicht mehr der häufigste gynäkologische Tumor.
Ab einer gewissen Größe und Ausdehnung des Tumors können folgende Symptome auftreten:
Die Einteilung des Zervixkarzinoms erfolgt nach der TNM-Klassifikation und den Kriterien der FIGO (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique):
TNM | FIGO | Tumorausdehnung |
---|---|---|
TX | - | Primärtumor nicht beurteilbar |
Tis | 0 | Carcinoma in situ |
T1 | I | Tumor begrenzt auf Uterus |
T1a | IA | Mikroskopische Diagnosen |
T1a1 | IA1 | Tumor ≤ 3 mm tief, ≤ 7 mm breit |
T1a2 | IA2 | Tumor ≤ 3 - 5 mm tief, ≤ 7 mm breit |
T1b | IB | Makroskopisch sichtbar, > als T1a2 |
T1b1 | IB1 | Tumor > 5 mm tief, ≤ 2 cm breit |
T1b2 | IB2 | Tumor ≤ 2-4 cm breit |
T1b3 | IB3 | Tumor > 4 cm breit |
T2 | II | Ausdehnung jenseits des Uterus, Beckenwand und Vagina frei |
T2a | IIA | Parametrium frei |
T2a1 | IIA1 | Tumor ≤ 4 cm breit |
T2a2 | IIA2 | Tumor > 4 cm breit |
T2b | IIB | Parametrium befallen |
T3 | III | Ausdehnung bis Beckenwand und/oder untere Vaginadrittel, Hydronephrose, Befall von Lymphknoten |
T3a | IIIA | Befall des unteren Vaginaldrittels |
T3b | IIIB | Beckenwandbefall und/oder Hydronephrose bzw. Nierenversagen |
T3c | IIIC | Lymphknotenmetastasen im Becken und/oder paraaortal (auch Mikrometastasen), unabhängig von der Tumorgröße |
T3c1 | IIIC1 | ausschließlich Lymphknotenmetastasen im Becken |
T3c2 | IIIC2 | Paraaortale Lymphknotenmetastasen |
T4 | IVA | Harnblase und/oder Rektum infiltriert |
M1 | IVB | Fernmetastasen |
Eine weitere Einteilung kann nach UICC (Union internationale contre le cancer) erfolgen.
Die Prophylaxe des Zervixkarzinoms erfolgt mit HPV-Impfstoffen, die seit 2007 in Deutschland erhältlich sind (Handelsnamen: Gardasil®, Cervarix®). Die Impfung soll spätestens vor Erreichen der Geschlechtsreife, d.h. vor Aufnahme sexueller Aktivitäten und dem damit verbundenen Erstkontakt mit dem Virus erfolgen. Der Impfstoff wird dreimal innerhalb von 6 Monaten i.m. verabreicht, eine Auffrischimpfung nach 10 Jahren wird empfohlen.
Durch die tetravalente Vakzine werden geimpfte Frauen vor den HP-Virustypen 6, 11, 16 und 18 geschützt. Die nonavalente Vakzine immunisiert gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58. Die IgG-Serokonversion nach vollständiger Impfung wird mit 99-100% angegeben. Ob eine Impfung in späteren Lebensjahren ebenfalls sinnvoll ist, ist zur Zeit (2019) Gegenstand weiterer klinischer Prüfungen. Die bislang erhobenen Daten zeigen aber, dass der Effekt der Impfung bei Frauen zwischen 26 und 45 deutlich geringer ist als bei jüngeren Frauen.
Die Therapie des Zervixkarzinoms hängt von der Ausdehnung und Größe des Tumors, aber auch vom Alter und der Belastbarkeit der Betroffenen ab.
In sehr frühen Stadien kann eine Konisation (bis FIGO IA1) oder Trachelektomie (bis FIGO IB1) ausreichend sein. Bei bereits fortgeschrittenen Tumoren ist die Standardtherapie eine Hysterektomie - je nach Stadium mit Parametrien, Resektion des oberen Scheidendrittels und paraaortaler und pelviner Lymphonodektomie (nach Wertheim-Meigs).
In früheren Jahren wurde die alleinige Strahlentherapie eingesetzt und als eine der Operation gleichwertige Methode angesehen. Nach zahlreichen Studien zieht man heute die kombinierte Radiochemotherapie der alleinigen Strahlentherapie vor. Hier konnten eindeutig bessere Ergebnisse und eine Senkung des Rezidiv-Risikos erzielt werden. Die Radiochemotherapie erfolgt hierbei als Kombination von Bestrahlung und platinhaltigen Chemotherapeutika (z.B. Cisplatin).
Die Anwendung des Artesunat-Abkömmlings Artenimol bei Zervixkarzinom-Patientinnen befindet sich zur Zeit (2019) in klinischer Prüfung.[1]
Diese Seite wurde zuletzt am 14. Mai 2022 um 17:45 Uhr bearbeitet.
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