HPV-Impfstoff
Handelsnamen: Gardasil®, Cervarix®
Englisch: HPV vaccine
Definition
HPV-Impfstoffe sind Impfstoffe gegen humanpathogene Papillomviren (HPV).
Herstellung
HPV-Impfstoffe werden nicht in Zellkulturen hergestellt, da sich die Viren in ihnen nur sehr schlecht vermehren lassen. Stattdessen werden mit Hilfe gentechnisch modifizierter Hefe- oder Insektenzellen sogenannte "virus-like particles" (VLP) produziert. Sie bestehen aus nukleinsäurefreien, nicht-infektiösen Virushüllen.
Einteilung
Je nachdem, gegen wie viele Typen des Papillomvirus die Impfung immunisiert, unterscheidet man bei den HPV-Impfstoffen:
- bivalente Impfstoffe: Immunisieren gegen 2 Virustypen (HPV 16 und 18)
- tetravalente Impfstoffe: Immunisieren gegen 4 Virustypen (HPV 6, 11, 16 und 18)
- nonavalente Impfstoffe: Immunisieren gegen 9 Virustypen (HPV 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58)
Geschichte
Die Entwicklung von HPV-Impfstoffen begann Mitte der 90er Jahre. Der erste tetravalente Impfstoff wurde 2006 in Mexiko zugelassen. Wenig später erfolgte die Zulassung in den USA und in Europa.
Indikation
HPV-Impfstoffe werden jüngeren Frauen und Männern – idealerweise vor der Aufnahme von Sexualkontakten - zur Prophylaxe von Genitalwarzen sowie maligner Läsionen und Karzinome der Zervix, der Vulva, der Vagina und des Anus verabreicht. HPV 16 und HPV 18 sind die am häufigsten mit dem Zervixkarzinom assoziierten Virustypen. Der tetravalente Impfstoff mit den HPV-Typen 6 und 11 bieten einen zusätzlichen Schutz gegen Condylomata acuminata.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt die Impfung für alle Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren. Das Nachholen der Impfung wird für ungeimpfte Jugendliche bis zu ihrem 18. Geburtstag empfohlen (Stand 2025).
Anwendung
Um eine vollständige Immunisierung zu erzielen, werden HPV-Impfstoffe nach folgendem Schema durch dreimalige intramuskuläre Gabe verabreicht:
- 9 bis 14 Jahre: 2 Dosen im Abstand von mindestens 5 Monaten
- 15 bis 18 Jahre: 3 Dosen innerhalb eines Jahres, im Abstand von 0, 2, 6 Monaten
- bis 26 Jahre: kann eine Nachholimpfung empfohlen werden, ebenfalls mit 3 Dosen
- über 26 Jahre: nach individueller Einschätzung mit dem Arzt
Eine begonnene Grundimmunisierung kann zu jedem Zeitpunkt fortgesetzt werden. Der maximale Abstand der Impfstoffgabe sollte 13 Monate nicht überschreiten. Bei einem Impfabstand von < 5 Monaten zwischen 1. und 2. Impfstoffdosis ist eine 3. Impfstoffdosis erforderlich.
Zurzeit (2026) wird keine Auffrischimpfung emfohlen.
Eine einzelne Impfdosis besteht aus 0,5 ml Flüssigkeit, die zwischen 20 und 40 µg der jeweiligen Viruspartikel als Antigen enthalten.
Wirkung
In klinischen Studien konnten durch HPV-Impfstoffe eine IgG-Serokonversion von 99-100 % erzielt werden, d.h. nahezu alle geimpften Frauen bildeten Antikörper gegen HPV. In einer Studie waren bei jungen Frauen die IgG-Antikörpertiter für HPV 16/18 nach drei Dosen 80- bis 100-fach höher als nach einer natürlichen Infektion. Die Dauer des Impfschutzes wird mit etwa 10 Jahren angegeben und ist laut aktuellen Studien vermutlich länger. Jedoch fehlen hier noch die Langzeitstudien.
In Langzeitstudien über 3 Jahre (FUTURE I, FUTURE II), in die insgesamt mehr als 17.000 Frauen eingeschlossen waren, zeigte sich bei den geimpften Frauen eine Reduktion von anogenitalen Erkrankungen. Epidemiologische Daten aus Ländern mit hohen Impfquoten (z. B. Australien, Großbritannien) zeigen bereits signifikante Rückgänge von Hochrisiko-HPV-Infektionen, CIN2+ und Zervixkarzinomen bei geimpften Kohorten.
Nebenwirkungen
Wie bei allen anderen Impfstoffen kann es auch durch HPV-Impfstoffe zu Nebenwirkungen kommen. Am häufigsten treten vorübergehende Lokalreaktion an der Einstichstelle (Rötung, Schwellung) sowie Kopfschmerzen auf. In seltenen Fällen kann es zu schweren Nebenwirkungen, wie z.B. Anaphylaxie, kommen. Laut der aktuellen Datenlage (2026), einschließlich der Empfehlungen der American College of Obstetricians and Gynecologists und der Advisory Committee on Immunization Practices, gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen, Autoimmunerkrankungen oder Todesfälle im Zusammenhang mit der HPV-Impfung.
Quellen
- RKI: Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren, 2025
- Villa et al., Summary of the evidence on the safety, efficacy, and effectiveness of human papillomavirus vaccines, J Am Dent Assoc, 2020
- American College of Obstetricians and Gynecologists, Human Papillomavirus Vaccination: ACOG Committee Opinion, Number 809, Obstet Gynecol, 2020
- Bergman et al., Human papillomavirus (HPV) vaccination for the prevention of cervical cancer and other HPV-related diseases: a network meta-analysis, Cochrane Database Syst Rev, 2025