Fluor genitalis
Synonyme: Ausfluss, Fluor vaginalis, Scheidenausfluss
Englisch: vaginal discharge
Definition
Als Fluor genitalis oder Ausfluss bezeichnet man einen vermehrten, meist unblutigen Sekretabgang aus dem weiblichen Genitale.
Hintergrund
Als Fluor albus oder Weißfluss ist der Scheidenausfluss prämenstruell oder im Rahmen der Ovulation physiologisch. Er kann jedoch auch ein Symptom unterschiedlicher gynäkologischer Erkrankungen sein.
Ätiologie
Mit einem Anteil von etwa 20-30% aller gynäkologischen Patientinnen, ist der Fluor genitalis ein relativ häufiges Symptom. Auf Grund der Vielfalt der Ursachen (z.B. Östrogenmangel, Intimsprays, Entzündungen, Karzinome) darf ohne vorherige Diagnostik keine symptomatische Therapie verordnet werden.
Folgende Ursachen kommen in Betracht:
Vaginaler Fluor
- Infektionen
- Soorkolpitis (Vaginalmykose)
- Trichomonadenkolpitis
- Aminkolpitis
- bakterielle Kolpitis (Staphylokokkus aureus, Enterokokken, u.a.)
- Östrogenmangel
- Fremdkörperkolpitis (vor allem bei Kindern)
- Fehlverhalten: Spülungen, Intimsprays die zur pH-Verschiebung führen
- Transsudationsfluor: sexuelle Erregung, neurovegetativ
- Desquamationsfluor: verstärkte Zytoloyse durch vermehrte Produktion von Östrogen und Gestagen, z.B. in der Schwangerschaft
- Psychosomatische Ursachen
Zervikaler Fluor
- Funktionell-hormonelle bzw. psychische Ursachen
- Mittelfluss
- prämenstrueller Fluor
- zervikale Hypersekretion
- Infektionen
- Andere organische Veränderungen der Zervix
Korporaler Fluor
- Pyometra
- Polyp
- Korpuskarzinom
- Zerfallendes Myom
- Endometritis
Tubarer Fluor
Um einen malignen Prozess auszuschliessen, muss der Entstehungsort des Fluor unbedingt vor Therapiebeginn lokalisiert werden!
Diagnostik
Die Anamnese liefert wichtige Hinweise auf die Ätiologie des Fluors. Gefragt werden sollte nach Pruritus, Menge und Farbe des Fluors, dessen Konsistenz und nach einer etwaigen Zyklusassoziation. Weiterhin ist eine genaue Medikamentenanamnese (insbesondere Antibiotika, Hormone und Intimsprays) und eine Sexualanamnese zu erheben (Verwendung von Tampons, Juckreiz beim Partner, etc.).
Anatomische Veränderungen der Portio werden durch die Spekulumeinstellung und evtl. durch eine Kolposkopie abgeklärt. Die Gewinnung eine Zytologie nach Papanicolaou von Portio und Zervikalkanal ist unbedingt erforderlich, da sich auch ein Karzinom oder eine präkanzerose Veränderung, hinter dem Symptom Fluor verbergen kann. Wichtige Hinweise auf die jeweilige Ursache geben Aspekt und Geruch des Ausfluss. Wird eine Infektion als Ursache vermutet, sollte zuerst ein Nativpräparat gewonnen und mikroskopisch untersucht werden. Ergänzend kann bei Verdacht auf eine Aminkolpitis ein Amintest durchgeführt werden.
Besteht der Verdacht auf eine Zervizitis durch Gonokokken oder Chlamydien, müssen spezielle Abstriche, Kulturen und Immunfluoreszenzteste anberaumt werden. Bei unauffälligem Genitaltastbefund ist ein tubarer Fluor sehr unwahrscheinlich. In diesen Fällen kann eine Abrasio indiziert sein, um einen karzinomatösen oder entzündlichen Prozess sicher ausschliessen zu können.
Therapie
Der Fluor vaginalis wird gemäß der jeweiligen Ätiologie behandelt.