Vaginalmykose
Synonyme: Vaginalpilz, Scheidenpilz, vaginale Pilzinfektion, Vulvovaginitis candidomycetica, Soorkolpitis
Englisch: vaginal thrush, candidal vulvovaginitis
Definition
Eine Vaginalmykose ist eine Pilzinfektion der Scheide (Vagina). Da meist die Vulva mit einbezogen ist, spricht man auch von einer Vulvovaginalcandidose, kurz VVC. Umgangssprachlich wird die Erkrankung als Scheidenpilz bezeichnet. Die Vaginalmykose gehört zu den häufigsten Erkrankungen des weiblichen Genitale.
ICD10-Code: B37.3
Epidemiologie
Genaue Daten zur Epidemiologie liegen nicht vor. Die Erkrankung ist jedoch weit verbreitet. Statistisch gesehen haben drei von vier Frauen mindestens einmal im Leben eine vaginale Pilzinfektion. Bei etwa 3-4% dieser Frauen tritt die Erkrankung rezidivierend auf.
Erreger
Die häufigsten Erreger der Vaginalmykose sind Hefen vom Typ Candida. Candida-Spezies gehören zu den saprophytären Bewohnern der Scheidenflora und sind normalerweise harmlos. Durch hormonelle Einflüsse, allgemeine oder lokale Abwehrschwäche, Änderungen des pH-Werts und/oder Störungen der normalen mikrobiellen Besiedelung der Vagina können sie sich stark vermehren und dann zu Krankheitssymptomen führen. Der häufigste Erregertyp ist mit einer Inzidenz von 80% Candida albicans. Als weitere Erreger der Vaginalmykose kommen u.a. in Frage:
- Candida glabrata (ca. 10%)
- andere Cancida-Arten (ca. 10%)
Andere Pilzspezies sind selten anzutreffen, kommen aber bei komplizierten Vaginalmykosen, z.B. bei Patientinnen mit Immundefizienz vor.
Prädisponierende Faktoren
Symptome
Die Ausprägung der Symptome ist interindividuell sehr unterschiedlich. Zu den Standardsymptomen gehören:
- Pruritus im Bereich der Vulva und der Vagina
- weißlicher, z.T. krümeliger Ausfluss
- abwischbare, weißgraue Schleimhautbeläge
Im weiteren Krankheitsverlauf können zusätzliche Symptome hinzutreten, z.B. ekzematöse Veränderungen der angrenzenden Hautpartien, Schleimhauterosionen, Dysurie und Dyspareunie.
Verlaufsformen
Eine Vaginalmykose kann einmalig akut auftreten, häufig kommt es aber zu wiederholten Schüben. In diesem Fall spricht man von einer chronisch-rezidivierenden Vulvovaginalcandidose (RVVC)
Diagnostik
Klinische Untersuchung
Die Inspektion der Vagina zeigt eine entzündlich veränderte, gerötete Vaginalwand, die grauweiße, rasenartige Beläge aufweist. Sie können sich vom Introitus vaginae über die Vaginalwand bis zur Portio ausdehnen. Die Vulva ist in den meisten Fällen mit betroffen. Weiterhin können der Inguinalbereich und die Oberschenkelinnenseiten ekzematöse Veränderungen aufweisen.
Nativpräparat
Das Nativpräparat weist die auslösenden Candida-Pilze im Scheidensekret nach, das mit einem Spekulum aus dem Bereich des Fornix oder der vorderen Vaginalwand entnommen wird. Das Sekret wird auf einen Objektträger getupft und kann zusätzlich gefärbt werden (z.B. mit Methylenblau oder Gram-Färbung oder nach Papanicolaou). Epithelien können mit 15%iger Kalilauge aufgelöst werden, um die Beurteilung zu vereinfachen. Bei Betrachtung des Vaginalsekrets unter dem Lichtmikroskop oder Phasenkontrastmikroskop (400fache Vergrößerung) lassen sich bei einer Vaginalmykose Blastosporen, Pseudomyzelien und vermehrt Leukozyten nachweisen. Die Untersuchung ist nicht immer eindeutig kann falsch negativ ausfallen. Die Erfolgsquote geübter Untersucher liegt zwischen 70 und 80%.
Pilzkultur
Wenn das Nativpräparat keinen Erregernachweis ermöglicht, sollte eine Pilzkultur angelegt werden. Das gleiche gilt bei Vorliegen einer rezidivierenden oder therapierestenten Vaginalmykose. In der Regel wird der Erregernachweis nicht abgewartet, sondern die Therapie sofort eingeleitet, da die mikrobiologische Diagnostik einige Tage dauert.
Differentialdiagnose
Zu den Differentialdiagnosen zählen andere Infektionen der Vagina, z.B.:
Therapie
Die Behandlung der Vaginalmykose erfolgt mit Antimykotika, die gegen Hefen wirksam sind. Dazu zählen u.a. Imidazolderivate wie Clotrimazol, Ketoconazol, Fluconazol oder Itraconazol. Die Therapie kann lokal oder systemisch erfolgen.
Die Mitbehandlung des Sexualpartners zur Vermeidung einer Ping-Pong-Infektion kann sinnvoll sein, wird aber nicht einheitlich empfohlen, da durch das ubiquitäre Auftreten von Candida albicans keine Erregereradikation erreicht werden kann.
Lokaltherapie
Die am häufigsten eingesetzte Behandlung ist die topische Therapie mit antimykotikahaltigen Cremes oder Vaginalzäpfchen bzw. Ovula, die oft mit Hilfe eines Applikators in die Vagina eingebracht werden. Die Therapie dauert in der Regel über 3 Tage. Die Heilungsraten liegen über 70%, wobei Rezidive häufig sind.
Systemische Therapie
Die systemische Therapie mit oral anwendbaren Antimykotika wird vor allem bei häufig wiederkehrenden oder therapieresistenten Vaginalmykosen eingesetzt. Sie dauert länger und die Symptomlinderung setzt gegenüber der topischen Therapie später ein.
Prophylaxe
Der Verzicht auf alkalische Seifen oder Duschgele und generell die übertriebene Reinigung des äußeren Genitales kann die Reinfektionsrate vemindern. Empfohlen werden "pH-neutrale" bzw. leicht saure Syndets.
Unterwäsche aus Kunstfasern schafft durch Feuchtigkeits- und Wärmestau günstige Wachstumsvoraussetzungen für Pilze. Durch tragen atmungsaktiver Materialien aus Baumwolle im Intimbereich kann die Keimvermehrung reduziert werden.
Eine weitere mögliche Maßnahme ist die Verbesserung des Scheidenmilieus durch Präparate, die Milchsäure- oder Döderlein-Bakterien enthalten.
Podcast
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