Sectio caesarea (Hund)
von lateinisch: sectio - Schnitt und caesareus - kaiserlich
Synonyme: Kaiserschnitt, Schnittentbindung
Englisch: cesarean section
Definition
Die Sectio caesarea bzw. der Kaiserschnitt ist ein operatives Verfahren beim Hund, um die Feten über eine Laparotomie (Eröffnung der Bauchhöhle) und Hysterotomie (Eröffnung des Uterus) zu entwickeln.
Indikation
Ziel einer Sectio caesarea ist, alle im Uterus befindlichen Feten so schnell wie möglich zu entbinden. Hauptindikation ist die tatsächliche oder potentielle Dystokie aufgrund unterschiedlicher Ursachen, z.B.:
- übergroße Feten (absolut zu große Frucht)
- fehlentwickelte/missgebildete Feten
- Lageanomalien
- kleiner Beckendurchmesser
- Wehenschwäche
Zusätzlich kommt eine Sectio caesarea auch bei bereits verstorbenen oder verwesten Feten zum Einsatz.
Vorkommen
Geplante Kaiserschnitte werden gehäuft bei brachyzephalen Rassen und bei Hunden mit Problemen bei früheren Geburten oder schlecht verheilten Beckenfrakturen durchgeführt. Geplante Kaiserschnitte finden häufig bei Bulldoggen, Labrador Retriever, Mastiff, Golden Retriever und Yorkshire Terrier statt.
Einteilung
Ein Kaiserschnitt kann entweder mit einer Eröffnung und anschließendem Verschluss des Uterus oder in Kombination mit einer Ovariohysterektomie durchgeführt werden. Anhand der Operationstechnik unterscheidet man folgende Formen:
- klassische Sectio caesarea (Sectio caesarea conservativa): Entwicklung der Feten und anschließender Verschluss des Uterus
- Sectio porro: Sectio caesarea mit anschließender Ovariohysterektomie
- En-bloc-Ovariohysterektomie: En-bloc-Resektion des graviden Uterus mit nachfolgender Entwicklung der Feten
Vorbereitung
Die präoperativen Vorbereitungen hängen einerseits vom Zustand der Hündin, andererseits von der Vitalität der Feten ab.
Da Hunde mit Dystokie oftmals Veränderungen im Elektrolythaushalt aufweisen, muss man diese vor der Operation korrigieren. Obwohl die Eklampsie meist ein postpartales Problem darstellt, verursacht auch die präpartale Eklampsie eine Hypokalzämie und damit Wehenschwäche. Den Kalziumspiegel sollte man daher unbedingt präoperativ ausgleichen. Liegt der Verdacht im Raum, dass Feten bereits abgestorben sind und eine Infektion des Uterus verursachen, ist eine präoperative Antibiose (z.B. mit Cefazolin 22 mg/kgKG i.v.) indiziert. Zusätzlich ist das Anästhesieprotokoll an das Allgemeinbefinden des Hundes anzupassen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Anästhesie
Der wichtigste Faktor bei der Anästhesie einer graviden Hündin ist die Zeit. Es sollte daher effizient und so viel wie möglich am wachen Tier gearbeitet werden (z.B. rasieren, waschen, desinfizieren). Zusätzlich müssen alle Anästhetika so gewählt werden, dass sie das Herz-Kreislauf-System und die respiratorische Funktion nur minimal belasten und die Wirkstoffe kurz wirksam und/oder antagonisierbar sind.
Sobald die Feten entwickelt sind, ist das Anästhesieprotokoll umgehend anzupassen. Da keine Rücksicht mehr auf die fetoplazentare Schranke gelegt werden muss, können alle notwendigen Analgetika verabreicht werden. In der Literatur sind unterschiedliche Protokolle beschrieben, z.B.:
- Sedierung: Butorphanol 0,1 bis 0,4 mg/kgKG i.v.
- Einleitung: Propofol 2 bis 8 mg/kgKG i.v. (titriert nach Effekt)
- Erhaltung: Isofluran (MAC: 1,3 %) oder Sevofluran (MAC: 2,3 %)
Parallel dazu können die Schnittlinien mit einem Lokalanästhetikum (z.B. Lidocain) infiltriert und die Wundränder vor dem Verschluss erneut mit Lokalanästhetika (sog. splash-block) behandelt werden. Sobald die Feten entwickelt sind, ist ein systemisch wirkendes Analgetikum (z.B. Methadon 0,2 mg/kgKG i.v.) zu verabreichen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Durchführung
Die Hündin wird in einer umgekehrten Trendelenburg-Position gelagert und das Operationsfeld aseptisch vorbereitet.
Die Inzision wird in der Medianen kranial vom Nabel bis auf Höhe des Os pubis gelegt. Danach ist die äußere Rektusscheide anzuheben und mittels Stichinzision zu eröffnen. Die graviden Uterushörner können dann aus der Bauchhöhle vorverlagert und vorsichtig angenoben werden. Hierbei muss auf das Mesometrium sowie die zu- und ablaufenden Gefäße geachtet werden. Den Uterus isoliert man dann mit sterilen Tüchern vom Rest des Abdomens. Nach kurzer Palpation des Uterus und der Uterushörner ist der Uteruskörper zu spannen und ventral einzuschneiden, um eine Verletzung der Feten zu vermeiden. Die Inzision ist mit einer Metzenbaumschere zu erweitern.
Durch vorsichtige und melkende Massagebewegungen werden die Feten in Richtung Inzision geschoben, sodass jedes Uterushorn der Reihe nach entleert wird. Sobald die Feten aus dem Uterus hervortreten, müssen der Amnionsack eröffnet und die Nabelschnur abgeklemmt und vorsichtig abgerissen werden. Jedes Neugeborene wird aseptisch einer OP-Assistenz übergeben und entsprechend versorgt. Normalerweise löst sich die Plazenta eigenständig ab, kann jedoch beim Verbleib durch vorsichtigen Zug vom Endometrium entfernt werden. Abschließend ist der Beckenkanal auf verbleibende Feten zu überprüfen. Sind alle Feten entwickelt, wird Oxytocin (eine I.E. i.v.) verabreicht, um eine Kontraktion des Uterus und dessen Selbstreinigungsmechanismus zu aktivieren. Parallel dazu wird der Uterus von Debris gewaschen und manuell entleert. Die Inzision kann dann mit resorbierbarem Nahtmaterial der Stärke 3-0 oder 4-0 und mit einer einschichtigen und einfachen fortlaufenden oder zweischichtigen Naht (Mukosa und Submukosa, danach Muscularis und Serosa) adaptiert werden. Alternativ kann zuerst auch ein adaptierender Verschluss und als zweite Schicht eine einstülpende Naht (z.B. Lembert-Naht oder Cushing-Naht) erfolgen.
Das Operationsfeld wird erneut gespült und auf mögliche Blutungen und Verletzungen untersucht. Der Uterus wird wieder zurück in die Bauchhöhle verlagert und mit Omentum majus bedeckt. Die Bauchdecke wird wie gewohnt dreischichtig verschlossen, wobei die Haut vorzugsweise mit einer Intrakutannaht vernäht werden sollte (damit die Fadenenden nicht die Feten beim Saugen stören).
Komplikationen
Sowohl intra- als auch postoperativ sind verschiedene Komplikationen möglich, z.B.:
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
- Eberspächer-Schweda E. 2017. MemoVet, AnästhesieSkills, Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-3055-7
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