Narkose (Hund)
Synonyme: Allgemeinanästhesie, Narkoseerhaltung, Narkoseerhaltungsphase
Englisch: an(a)esthesia
Definition
Unter Narkose bzw. Allgemeinanästhesie versteht man die medikamentös-induzierte Form der Anästhesie, die sowohl das Bewusstsein als auch die Schmerzempfindung des Hundes vollständig ausschalten.
Vorbereitung
Die Allgemeinanästhesie setzt eine adäquate Prämedikation und Narkoseeinleitung voraus, damit in eine komplikationsarme Erhaltungsphase übergegangen werden kann.
Prämedikation
Nach einer umfassenden Anamnese und klinischen Untersuchung wird der Patient anhand der vorgefundenen Befunde gemäß der ASA-Klassifikation eingeteilt. Anschließend wird ein geeignetes Narkoseprotokoll erstellt und das Tier dementsprechend vorbereitet. Die Prämedikation kann u.a. mit folgenden Wirkstoffen durchgeführt werden (ASA-Klassifikation 1):
- Medetomidin (0,005 bis 0,01 mg/kgKG i.v.)
- Butorphanol (0,2 mg/kgKG i.v.)
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Narkoseeinleitung
Sobald der Hund Anzeichen einer tiefen Sedierung zeigt, kann die Narkose eingeleitet werden:
- Propofol (2 bis 8 mg/kgKG i.v.)
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Narkoseerhaltung
Bei umfangreichen operativen Eingriffen ist eine lang andauernde Narkosephase gewünscht, sodass auf eine reine Inhalationsnarkose zurückgegriffen werden sollte. Die Narkoseerhaltung kann mit verschiedenen volatilen Anästhetika durchgeführt werden, z.B.:
- Isofluran (MAC-Wert ca. 1,3 %)
- Sevofluran (MAC-Wert ca. 2,3 %)
Da weder Isofluran noch Sevofluran analgetisch wirken, muss unbedingt immer auf eine ausreichende Analgesie geachtet werden. Hierfür eignen sich z.B. eine Fentanyl-Dauertropfinfusion oder Methadon-Boli (alle vier Stunden). Bei viszeralen Eingriffen hingegen empfehlen sich Butorphanol-Boli (alle 90 Minuten). Bei äußerst schmerzhaften Operationen kann zusätzlich Ketamin als Bolus (1 bis 5 mg/kgKG) oder auch als Dauertropfinfusion verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Aufwachphase
Nach der Erhaltungsphase folgt die Aufwachphase, die nach dem Beenden der Anästhetika-Zufuhr eingeleitet wird. Abhängig von den verwendeten Wirkstoffen können die Narkotika antagonisiert werden (z.B. Atipamezol bei Medetomidin).
Komplikationen
Neben den üblichen Komplikationen einer Allgemeinanästhesie (Hypotension, Hypoxämie, Hypoventilation und Hyperkapnie) sind v.a. Vorerkrankungen und rassespezifische Besonderheiten zu berücksichtigen. Besonders bei brachycephalen Hunderassen (z.B. Mops oder Französische Bulldogge) ist auf ein gutes Atemwegsmanagement (passende Intubation) zu achten. Zusätzlich dürfen bei verschiedenen Rassen bestimmte Wirkstoffe aufgrund der Nebenwirkungen nicht eingesetzt werden (z.B. Thiopental-Sensibilität von Windhund-Rassen oder eine MDR1-Mutation bei Hütehunden).
Bei Schlittenhunde-Rassen (z.B. Husky) droht aufgrund des dichten und wärmeisolierenden Fells eine Hyperthermie. Diese Hunde müssen engmaschig überwacht und aktiv gekühlt werden.
Weiterführende Informationen
Literatur
- Eva Eberspächer-Schweda. 2017. MemoVet, AnästhesieSkills - Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-3055-7