Panobinostat
Handelsname: Farydak®
Definition
Panobinostat ist ein Histondeacetylase-Hemmer mit antiproliferativer Wirkung und wird in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason zur Therapie des multiplen Myeloms angewendet. Das Medikament zählt zu den sogenannten Orphan Drugs.
Strukturformel
Chemie
Panobinostat hat die Summenformel C21H23N3O2 und eine molare Masse von 349,43 g/mol.
Wirkmechanismus
Die Einnahme von Panobinostat führt zur Hemmung von Histondeacetylasen. Dadurch kommt es zur Akkumulation von acetylierten Histonen mit nachfolgender Apoptose von Zellen. Der zytotoxische Effekt wirkt sich dabei stärker auf Tumorzellen als auf gesundes Gewebe aus. Darüber hinaus vermutet man, dass die vermehrte Histonacetylierung eine transkriptionelle Aktivierung von Genen bewirkt, die das Wachstum und die Teilung von Tumorzellen supprimieren.
Pharmakokinetik
Panobinostat unterliegt nach oraler Gabe einer schnellen sowie fast vollständigen Resorption und ist nach der Aufnahme zu ca. 90 % an Plasmaproteine gebunden. Ein Großteil des Wirkstoffes wird bereits vor Erreichen des systemischen Kreislaufs metabolisiert. Die Bioverfügbarkeit liegt nach peroraler Gabe bei ungefähr 20 %.
Der Abbau erfolgt innerhalb der typischerweise angewendeten Dosierung linear. Bei Gabe höherer Dosen kommt es jedoch zu einem unterproportionalen Anstieg der AUC. Panobinostat wird zu einem Teil CYP-unabhängig, zum anderen Teil über CYP3A4 mit geringer Beteiligung von CYP2D6 und CYP2C19 verstoffwechselt. Die Ausscheidung erfolgt renal (ca. 30 bis 50 %) und fäkal (ca. 45 bis 80 %).
Indikation
Panobinostat wird zur Therapie des multiplen Myeloms eingesetzt. Es ist indiziert, wenn zuvor mindestens zwei Therapieansätze, inklusive Bortezomib und einer immunmodulatorischen Substanz, versucht wurden, und es hierunter zu einem Rezidiv oder einer Symptomverschlechterung gekommen ist.
Darreichungsform
Panobinostat ist in Form von Hartkapseln in der Dosierung 10, 15 und 20 mg verfügbar.
Dosierung
In der Regel wird die Gabe mit 20 mg in einem 21-Tage-Zyklus begonnen. Die Einnahme erfolgt dabei am jeweils 1., 3., 5., 8., 10. und 12. Tag eines jedes Zyklus. Es werden acht Zyklen empfohlen. Sollte die Therapie Wirkung gezeigt haben, schließen sich weitere acht Zyklen an. Bei starken Nebenwirkungen muss die Dosis angepasst werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Anwendungshinweise
Die Anwendung von Panobinostat erfolgt stets zusammen mit Bortezomib und Dexamethason. Vor Beginn der Behandlung und im Rahmen von regelmäßigen Verlaufskontrollen sollten großes Blutbild und Elektrolyte bestimmt werden. Vor allem Kalium, Magnesium, Phosphat und Neutrophile sowie die Thrombozytenzahl (vor jeder Einnahme von Bortezomib) sind dabei zu beobachten. Weiterhin relevant ist die regelmäßige Überwachung von Herz-, Leber-, Schilddrüsen- und Hypophysenfunktion sowie der gastrointestinalen Integrität.
Vor jedem Zyklus sollte ein EKG durchgeführt werden. Die Kontrollen sind besonders bei Patienten über 65 Jahren und/oder Hinweisen auf eine Thrombozytopenie oder gastrointestinale Toxizität notwendig. Durch den zytostatischen bzw. zytotoxischen Effekt kann sich Panobinostat auf die Qualität der Spermaproduktion auswirken. Während und bis sechs Monate nach der Therapie ist daher auf eine sichere Verhütung zu achten. Auch Frauen sollten neben der Einnahme der Pille zusätzlich verhüten, da es aufgrund der gleichzeitigen Gabe von Dexamethason zu einer abgeschwächten Wirkung von oralen Kontrazeptiva kommen kann.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen bei der Anwendung von Panobinostat sind z.B.:
- abdominelle Beschwerden
- Fatigue, Asthenie
- Husten, Dyspnoe
- Gewichtsverlust
- Ödeme
- Hypotonie, Schwindel, Kopfschmerz
- Schlaflosigkeit
- Veränderungen von Elektrolyt- und Blutbilds
- Blutungen
- kardiale Veränderungen
- Infektionen (v.a. obere Atemwege und Pneumonie), Fieber
- gastrointestinale und Lebertoxizität
siehe auch: Bortezomib, Dexamethason
Wechselwirkung
Wirkstoffe mit Einfluss auf die CYP3A4- und die P-Glykoprotein-Aktivität können die Pharmakokinetik von Panobinostat beeinflussen. Weiterhin kann Panobinostat die Plasmakonzentration von CYP2D6-abhängigen Medikamenten erhöhen.
Kontraindikationen
Die Anwendung von Panobinostat ist bei Überempfindlichkeit gegenüber den Bestandteilen des Medikaments kontraindiziert. Aufgrund der zytostatischen und zytotoxischen Wirkung darf das Arzneimittel während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.
Zulassung
Der Wirkstoff Panobinostat ist seit 2015 auf dem europäischen Markt zugelassen.
Literatur
- Farydak, abgerufen am 07.11.2022
- EMA, Zusammenfassung Farydak/Panobinostat, abgerufen am 07.11.2022
- Gelbe Liste, Panobinostat, abgerufen am 07.11.2022
- PharmaWiki, Panobinostat, abgerufen am 07.11.2022
um diese Funktion zu nutzen.