Kryptokokkose (Katze)
Synonyme: feline Kryptokokkose, systemische Kryptokokkose der Katze
Definition
Die Kryptokokkose der Katze ist eine durch Hefepilze der Gattung Cryptococcus verursachte Pilzinfektion, die bei Katzen meist die oberen Atemwege, das ZNS und die Haut betrifft. Sie gilt als die häufigste systemische Mykose bei der Katze.
Ätiologie
Erreger der Kryptokokkose sind Cryptococcus neoformans und Cryptococcus gattii, bekapselte Hefen mit einem Durchmesser von etwa 3,5 bis 7 µm. Cryptococcus neoformans ist weltweit verbreitet und wird häufig in mit Vogelkot (v.a. Taubenkot) kontaminierter Erde gefunden. Cryptococcus gattii ist ebenfalls weltweit verbreitet, tritt aber vermehrt in tropischen und subtropischen Regionen auf und verursacht auch bei immunkompetenten Wirten Infektionen.
Die Infektion erfolgt überwiegend durch Inhalation infektiöser Sporen oder Hefezellen. Eine Übertragung zwischen Mensch und Tier ist nicht beschrieben. Die Kryptokokkose kann auch Hunde betreffen, tritt aber deutlich häufiger bei Katzen auf. Als prädisponierende Faktoren gelten Immunsuppression, z.B. durch FIV-, FeLV-Infektionen, Glukokortikoidtherapie oder Neoplasien.
Pathogenese
Nach der Inhalation gelangt der Erreger in die Nasenhöhle und kann sich dort in den Schleimhäuten ansiedeln. Die Polysaccharidkapsel schützt die Hefezellen vor Phagozytose und ermöglicht eine chronische, granulomatöse Entzündung. Über die Lamina cribrosa kann der Pilz in das ZNS eindringen. Eine hämatogene Dissemination führt gelegentlich zur Beteiligung von Leber, Milz, Augen, Haut oder Knochenmark.
Klinik
Die Erkrankung beginnt häufig als lokale Infektion der oberen Atemwege. Typische Symptome sind:
- Nasenausfluss (serös bis mukopurulent)
- Niesen, Stertor oder Stridor
- Asymmetrische Nasenschwellung und Deformation der Nase durch granulomatöse Massen
Bei systemischer Ausbreitung können auftreten:
- Ataxie, Paresen, Krampfanfälle, Blindheit
- Uveitis, Chorioretinitis, Netzhautablösung
- Kutane Knoten oder Ulzera im Gesichtsbereich
- Anorexie, Gewichtsverlust, Lethargie und Fieber
Das klinische Bild variiert je nach befallenem Organsystem. Die nasale Form ist am häufigsten. ZNS-Formen treten seltener auf, verlaufen aber oft schwerwiegend.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch den kombinierten Nachweis des Erregers mittels Zytologie, Histopathologie, Kultur und Antigennachweis.
- Zytologie: Nachweis kugeliger Hefezellen mit dicker, klarer Polysaccharidkapsel in Nasenabstrichen, Punktaten oder Biopsien
- Kultur: Anzucht auf Sabouraud-Agar zur Speziesidentifikation
- Antigennachweis: Latexagglutinationstest (LA) zum Nachweis von Cryptococcus-Kapselantigen im Serum oder Liquor (dient auch zur Therapiekontrolle)
- Bildgebung: CT oder MRT der Nasenhöhle und des Gehirns bei Verdacht auf ZNS-Beteiligung.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnosen umfassen u.a. bakterielle Rhinitis, Aspergillose, nasale Neoplasien (z.B. Neoplasie des Planum nasale) und andere systemische Mykosen.
Therapie
Die Therapie erfolgt mit systemisch wirksamen Antimykotika und ist langwierig (mehrere Monate bis über ein Jahr). Mittel der Wahl sind z.B.:
- Fluconazol: gute ZNS-Penetration, relativ geringe Toxizität, Standardtherapie bei nasaler und ZNS-Kryptokokkose
- Itraconazol oder Ketoconazol: alternative Wirkstoffe, jedoch mit erhöhter Hepatotoxizität
- Amphotericin B: bei schweren oder disseminierten Verläufen; häufig in Kombination mit Flucytosin oder Azolen
- Ergänzend: chirurgisches Debridement
Der Therapieerfolg wird durch klinische Besserung und fallenden Antigentiter überwacht. Die Behandlung sollte bis mindestens zwei Monate nach klinischer Genesung fortgesetzt werden.
Prognose
Die Prognose hängt von Ausmaß und Lokalisation ab. Bei rein nasalen oder kutanen Formen ist sie günstig, bei ZNS-Beteiligung vorsichtig bis ungünstig. Rückfälle sind möglich, besonders bei unvollständiger Therapie oder persistierender Antigenämie.
Literatur
- Nelson und Couto, Systemische Mykosen. In: Innere Medizin der Kleintiere, 6. Auflage, Urban & Fischer, München, 2023
- Kruppke, Kryptokokkose bei der Katze im Fallbericht – Basisfakten, Symptome und Therapie, veterinär spiegel, 2017