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FIV-Infektion (Katze)

Synonyme: Immundefizienzsyndrom der Katzen, felines Immundefizienzsyndrom, Katzen-Aids, FIV-Erkrankung

1. Definition

Als FIV-Infektion bzw. felines Immundefizienzsyndrom bezeichnet man eine virale Infektionskrankheit der Katze, die ein massive Schwächung des Immunsystems (Immundefizienz) verursacht.

2. Ätiologie

Das feline Immundefizienzsyndrom wird durch das Feline Immundefizienz-Virus (FIV), ein Virus aus der Gattung der Lentiviren, verursacht.

Lentiviren sind behüllte, kugelförmige bis pleomorphe und 80 bis 100 nm große Erreger. Sie enthalten eine einzelsträngige und lineare ssRNA positiver Polarität und ein 9,75 kb großes Genom. Anhand unterschiedlicher Nukleotidsequenzen des Hüllglykoprotein-Gens (SU-Glykoprotein) lassen sich heute (2021) 5 Subtypen (Subtyp A bis E) unterscheiden.

3. Epidemiologie

FIV kommt weltweit bei Hauskatzen sowie bei wild lebenden Feliden vor. In Ost- und Südafrika sind v.a. Löwen, in den USA hingegen Pumas zu einem hohen Prozentsatz mit einem Erreger infiziert, der dem FIV der Hauskatze nahe verwandt ist. Nach heutigem Wissensstand führt FIV jedoch nur bei Feliden zu klinisch manifesten Erkrankungen. Menschen sind für Infektionen nicht empfänglich. Ältere und intakte Kater in Freilaufhaltung sind besonders gefährdet.

Die verschiedenen Subtypen des Erregers kommen je nach Kontinent in unterschiedlicher Häufigkeit vor. In Europa ist v.a. der Subtyp A verbreitet, in Japan vorwiegend der Subtyp B.

4. Pathogenese

FIV wird von infizierten Tieren hauptsächlich über den Speichel ausgeschieden und übertragen. Unter natürlichen Bedingungen erfolgt die Ansteckung hauptsächlich durch Bissverletzungen. Der weitere Krankheitsverlauf kann anhand der verschiedenen Pathomechanismen in unterschiedliche Phasen unterteilt werden:

  • akute bzw. primäre Phase
  • asymptomatische Trägerphase
  • AIDS-related complex (ARC)
  • AIDS-Phase

Die akute bzw. primäre Phase beginnt etwa 3 bis 6 Wochen nach der Infektion. Dabei kommt es zur Serokonversion und zur Ausbildung einer Lymphadenopathie sowie Neutropenie - oft verbunden mit Fieber. Die Symptome verschwinden nach wenigen Wochen oder Monaten wieder. Anschließend folgt eine asymptomatische Trägerphase, die viele Monate und Jahre andauern kann, ohne dass die Katze klinisch manifeste Symptome zeigt. Die daran anschließende Phase ist durch das vermehrte Auftreten von Sekundärinfektionen gekennzeichnet, weshalb man hierbei auch von einem "AIDS-related complex" (ARC) spricht. In dieser Zeit sind vorrangig die Maulhöhle, der Atmungstrakt und gelegentlich auch der Verdauungstrakt betroffen. Die finale Krankheitsphase bildet die eigentliche AIDS-Phase, bei der – zusätzlich zu den Symptomen des ARC – noch Anorexie, Anämie, Panzytopenie sowie opportunistische Infektionen ausgebildet sind.

Zwischen der asymptomatischen Phase und dem Auftreten erster Symptome verstreichen in Mitteleuropa im Durchschnitt etwa 4 Jahre. Es ist daher davon auszugehen, dass der Krankheitsverlauf nicht nur vom Virus selbst, sondern auch von den Haltungsbedingungen und zusätzlichen Sekundärinfektionen beeinflusst wird.

5. Klinik

Während bei experimentellen Infektionen kaum klinische Symptome beobachtet werden können, leiden Katzen bei Feldinfektion hauptsächlich an Gingivitis, Stomatitis, Parodontitis und chronischen bakteriellen Infektionen der Haut, der Harnblase und des Atmungstrakts. Zusätzlich kommt es häufig zu Durchfall sowie gelegentlich zu zentralnervösen Symptomen.

Phase Klinik Zeitspanne
akut:
  • zyklische Neutropenie
  • Fieber
  • Lymphadenopathie
Wochen bis Monate
Träger:
  • keine Symptome
Monate bis Jahre
ARC:
  • Gewichtsverlust
  • chronischer Durchfall
  • chronische Erkrankungen der oberen Atemwege
  • chronische Stomatitis und Gingivitis
  • chronische Infektionen der Haut
  • Lymphadenopathie
Monate bis 1 Jahr
AIDS:
  • wie bei ARC
  • zusätzlich Kachexie
  • Anämie
  • evtl. Panzytopenie
  • opportunistische Infektionen
Monate

6. Immunologie

Bei einer FIV-Infektion kommt es innerhalb weniger Wochen zur Serokonversion. Initial werden Antikörper gegen das Transmembran-Protein TM und später auch gegen die Innenkörper-Proteine p24 und p17 gebildet. Nach wenigen Wochen und Monaten können sehr hohe Antikörpertiter nachgewiesen werden, was wiederum auf eine sehr hohe Virusreplikation in den Lymphknoten zurückzuführen ist.

7. Differenzialdiagnosen

8. Diagnose

Die Verdachtsdiagnose basiert maßgeblich auf der Anamnese, klinischen Untersuchung und der Klinik. Mittels indirektem Erregernachweis kann die Diagnose gesichert werden. Hierfür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:

9. Therapie

Eine kausale Therapie steht derzeit (2021) nicht zur Verfügung.

10. Quellen

  • Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
  • ViralZone. Lentivirus SIB - Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 10.10.2021)

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