Gramnegativer Fußinfekt
Synonyme: mazerativer Fußinfekt, gemischer Fußinfekt, infizierte Zehenzwischenraum-Intertrigo, IZI
Englisch: gram-negative toe web infection
Definition
Der gramnegative Fußinfekt ist eine exsudative, infizierte Intertrigo der Zehenzwischenräume, die mit Mazerationen und Erosionen beginnt und im Verlauf ulzerierend auf den Vorfuß übergreifen kann. Typischerweise lassen sich kulturell unterschiedliche gramnegative Bakterien, aber auch grampositive Bakterien und Pilze nachweisen.
Terminologie
Die Bezeichnung „gramnegativer Fußinfekt“ wird aktuell (2025) hinterfragt, da es sich in der Regel nicht um eine Infektion des gesamten Fußes und nicht ausschließlich um gramnegative Bakterien handelt. Die deutsche Leitlinie empfiehlt daher den Begriff „infizierte Zehenzwischenraum-Intertrigo (IZI)“, der sich aber bisher noch nicht etabliert hat.
Ätiologie
Ursächlich sind meist Mischinfektionen. Häufig werden grampositive Bakterien wie Staphylococcus aureus oder Enterokokken, gramnegative Erreger wie Pseudomonas aeruginosa, Enterobacterales (z.B. Escherichia coli, Proteus mirabilis, Klebsiella pneumoniae) sowie Pilze (v.a. Trichophyton rubrum und Candida albicans) nachgewiesen.
Prädisponierend sind eine Tinea pedis, Traumata, Hyperhidrose und okklusives Schuhwerk.
Klinik
Der Infekt zeigt sich in Form von großflächigen, schmerzhaften Erosionen oder Ulzerationen der Zehenzwischenräume, der angrenzenden Zehenbereiche und des Fußrückens. Teils bilden sich gelb-grünliche Beläge. Begleitend fällt ein ausgeprägtes Ödem und eine Rötung der nässenden Areale auf. Die angrenzenden Hautpartien sind mazeriert. Dabei liegen ein penetranter, süßlich fauliger Geruch und eine schmerzhafte Lymphadenitis vor.
Im Verlauf kann es zu Komplikationen wie Phlegmone oder Osteomyelitis kommen.
Diagnostik
Die Diagnose wird klinisch gestellt, ergänzt durch einen Erregernachweis mit Resistenztestung. Abstriche aus oberflächlichen Ulzera sind wenig aussagekräftig. Bei komplizierten oder nekrotisierenden Verläufen sollen Biopsien aus dem tiefen Wundgrund erfolgen. Die Bildgebung (MRT, CT, Sonographie) wird bei Verdacht auf eine Ausbreitung des Infekts bzw. Osteomyelitis eingesetzt.
Therapie
Primär werden Lokalmaßnahmen empfohlen:
- Umschläge mit synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tamol) und Antiseptika (z.B. Polihexanid, Octenidin)
- mechanisches Debridement, z.B. mit sterilen Baumwollkompressen
- Kompressen für die Zehenzwischenräume, um die Bildung feuchter Kammern zu verhindern
- Kompressionstherapie bei Ödemen, wenn Kontraindikationen (z.B. pAVK) ausgeschlossen sind
Der primäre Einsatz von Chinolinol, Kaliumpermanganat oder lokalen Antibiotika wird in der nationalen Leitlinie nicht mehr empfohlen.
Bei zusätzlichem Vorliegen einer Weichteilinfektion ist eine systemische Antibiotikatherapie indiziert, die auch gegen Staphylococcus aureus wirksam ist (z.B. Cefazolin oder Flucloxacillin). Alternativ kommen auch andere Substanzen zum Einsatz, wie z.B. Piperacillin (3- bis 4-mal täglich 2–4 g i.v., ggf. mit Betalaktamaseinhibitor) oder Ceftazidim (2- bis 3-mal täglich 1–2 g i.v.). In schweren Fällen kann z.B. Imipenem/Cilastatin (3-mal täglich 1 g i.v.) verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Sunderkötter C. et al.: S1-Leitlinie Zehenzwischenraum-Intertrigo (sog. "gramnegativer Fußinfekt"), 2025. Zuletzt abgerufen am 11.09.2025