Gerbstoff
von althochdeutsch: garawen - garen, zubereiten
Englisch: tanning agent
Definition
Als Gerbstoffe werden anorganische (z.B. Alaun, Chromsalze) und organische Stoffe (pflanzliche Gerbstoffe) bezeichnet, die Proteine miteinander vernetzen. Chemisch gesehen handelt es sich um Polyhydroxyverbindungen, die die Eigenschaften von Proteinen verändern können. Gerbstoffe kommen natürlich in vielen Pflanzen vor oder werden chemisch synthetisiert.
Beispiele
Beispiel für pflanzliche Gerbstoffe sind:
- Tannine (in Tee, Wein, Eichenrinde)
- Catechine (in grünem Tee)
- Gallotannine (in Eichenblättern)
- Ellagitannine (in Granatäpfeln)
- Proanthocyanidine (in Traubenkernen)
Auswirkungen von Gerbstoffen auf Proteine
- Entwässerung durch adstringierende (zusammenziehende) Wirkung
- Erschwerung des Proteinabbaus durch Mikroorganismen
- Verringerung des Quellvermögens in Wasser, Säuren und Laugen
- Erhöhung der Temperaturbeständigkeit
- Denaturierung von biologisch aktiven Eiweißstoffen
Anwendung
Gerbstoffe werden in der Medizin und in der Kosmetik eingesetzt. Bei Kontakt von Gerbstoffen mit Schleimhaut oder Bindegewebe fällt eine zusammenhängende, fest anhaftende Membran aus (adstringierender Effekt). Dadurch wird die Reizempfindung der Nervenendigungen herabgesetzt. Weiters verhindern sie die Resorption toxischer Eiweißabbauprodukte und hemmen die Entwicklung und das Eindringen von Bakterien und Pilzen in das Gewebe. Gerbstoffe können sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Pflanzen wie Salbei, Blutwurz, Frauenmantel oder Eichenrinde werden wegen ihres hohen Gerbstoffgehaltes in der Naturheilkunde geschätzt.
Spezifische Therapien
Bzw. symptomatische Therapie als beruhigende und juckreizhemmende Umschläge und/oder Sitzbäder (bspw. mit synthetischen Gerbstoffen) bei Vulvitis.
Medizinische Wirkungen
- adstringierend
- reizmildernd
- entzündungshemmend
- leicht lokalanästhetisch
- bakterizid und fungizid
- austrocknend
- blutstillend
Toxikologie
Bei Überdosierung wirken Gerbstoffe schleimhautreizend. Bei übermäßiger Ingestion führen sie zu starkem Brechreiz und Leberschädigung.