Intertrigo
von lateinisch: inter - zwischen; terere, tero, trivi - reiben
Synonyme: intertriginöses Ekzem, Wundsein, Hautwolf, "Wolf"
Englisch: intertrigo
Definition
Als Intertrigo wird eine irritative Kontaktdermatitis bezeichnet, die im Bereich von Hautfalten (Intertrigines) auftritt.
Ätiologie
Eine Intertrigo entwickelt sich in Bereichen, in denen Haut auf Haut liegt. Durch mechanische Reibung und Sekretstau infolge behinderter Schweißabdunstung ("feuchte Kammer") sowie durch Störung des Säuremantels der Haut kommt es zu Mazeration und Entzündung. Das Quellen der Hornschicht erhöht das Risiko für bakterielle bzw. mykotische Sekundärinfektionen, da das Epithel leichter von Mikroorganismen infiltriert werden kann.
Besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder sowie adipöse Menschen.
Prädilektionsstellen
- Achselhöhle (Regio axillaris)
- Genitalbereich (Regio genitalis)
- Leistenregion (Regio inguinalis)
- Glutealfurche (Sulcus glutealis)
- Afterfurche (Crena ani)
- Interdigitalräume
- submammäre Hautregion
- retroaurikuläre Hautregion
Bei adipösen Patienten kommen zusätzlich auch die querverlaufenden Bauchfalten in Betracht.
Symptome
Akute intertriginöse Dermatitis
Bei einer akuten Intertrigo finden sich gerötete, mazerierte, teils auch erodierte Körperfalten, in denen sich ein seröses Exsudat sammelt. Die Hautveränderungen ähneln sich auf beiden Hautseiten ("Abklatschform"). Zusätzlich kommen Juckreiz oder brennende Schmerzen vor. Exazerbationen finden sich bei körperlicher Belastung mit starkem Schwitzen. Typische Lokalisationen sind axillär, perianal, inguinal, skrotal ("Wolf") und in der Gesäßfalte.
Chronisches intertriginöses Ekzem
Bei Fortbestehen der Auslöser entwickelt sich ein chronisches intertriginöses Ekzem. Dabei zeigt sich eine scharf abgegrenzte, entzündlich gerötete, stark juckende und verdickte Haut mit Schuppung, teilweise mit Nässen oder Rhagaden. Zu den typischen Lokalisationen zählt der submammäre Raum, die Analregion sowie die Bauchfalten.
Komplikationen
Sekundärinfektionen durch Bakterien oder Candida albicans kommen als Komplikation vor. Ein unangenehmer süßlicher Fötor kann auf eine bakterielle Infektion hinweisen. Bei Analekzemen muss weiterhin ein Hämorrhoidalleiden abgeklärt werden. Kontaktsensibilisierungen gegenüber topischen Wirkstoffen können weiterhin zu einer sekundären allergischen Kontaktdermatitis führen.
Differentialdiagnosen
- Psoriasis vulgaris
- seborrhoisches Ekzem
- Mykosen (z.B. Candidose)
- Pemphigus vulgaris
- Lichen ruber
- Morbus Hailey-Hailey
- Morbus Darier
- Langerhans-Zell-Histiozytose
- im Analbereich: Erythrasma, extramammärer Morbus Paget, Streptokokkendermatitis
- Dekubitus
- Dermatitis (z.B. aufgrund einer Inkontinenz)
- antimikrobielle intertriginöse Pustulose
Therapie
Die befallenen Areale sollten mit Gazestreifen trocken gelegt werden und vorher mit Solutio Pyoctanini (0,5%) bepinselt werden. Alternativ zu Solutio Pyoctanini kann das betroffene Areal mit Lotio alba aquosa behandelt werden. Bei einer Überlagerung der Intertrigo mit Candida albicans kann ein lokales Antimykotikum in Kombination mit einem lokalen Glukokortikoid appliziert werden. Die Hautreinigung sollte mit alkalifreien Syndets erfolgen.
Rezepturen für die Lokaltherapie
- Nystatin 10 Mio. IE, Zinkoxid 20,0 in Hydrophobes Basisgel DAC ad 100,0 g
- Zinkoxid 20,0; Talkum 20,0; Glycerol 85% 30,0 in Aqua dest. ad 100,0 g
- Betamethason 0,1% in Lotio alba ad 100,0 g
- Ethacridinlactat-Monohydrat-Zinkpaste 1% (NRF 11.7.) ad 30,0 g
- Clioquinol 1,0 g; Zinkoxid 49,0 g in Olivenöl ad 100,0 g
Prophylaxe
Bei intakter Haut erfolgt die Schulung des Patienten über die auslösenden Ursachen (Pathogenese). Es sollte eine regelmäßige Körperpflege nur mit Wasser erfolgen, wobei die Haut anschließend gut trocken getupft wird. Bei starkem Schwitzen kann man ein Tuch oder Tupfer in die Falte legen. Es ist ein regelmäßige Kontrolle, ggf. Wechsel der Einlage notwendig.
Bei Mazeration sollten die Differentialdiagnosen ausgeschlossen und ein Abstrich für eine weiterführende mikrobiologische Diagnostik entnommen werden. Die Körperpflege erfolgt wie bei intakter Haut mit anschließender Desinfektion, wobei man die Hautfalten auseinander hält bis die Haut getrocknet ist. Zuletzt wird der Bereich mit einer desinfizierenden Salbe versorgt.