Polyhexanid
Handelsnamen: Prontoderm®, DracoWundgel PHMB, DracoFoam PHMB, Lavasept®, Prontosan®, Serasept®, Decontaman®
Synonyme: Polyhexamethylenbiguanid, PHMB
Englisch: Polyhexanide
Definition
Polyhexanid ist ein antiseptisch wirkende Substanz, die in der Humanmedizin zur Behandlung von infizierten Wunden oder als Infektionsprophylaxe angewendet wird. Insbesondere im Bereich der Unfallchirurgie ist es ein sehr häufig verwendeter Wirkstoff. Neben Verletzungswunden wird es auch als Wundauflage bei schlecht heilenden, chronischen Wundgeschehen angewendet.
Chemie
Die chemische Summenformel des Antiseptikums lautet
- C8H17N5
und es ist gut in Wasser, Methanol, Propanol und Ethanol löslich. Es handelt sich um eine bei Zimmertemperatur in flüssiger Form vorliegende farb- und geruchlose Substanz.
Bedeutung in der Medizin
Das Polyhexanid wurde Mitte der 1990er Jahre als Grundstoff für die Zubereitung von Wundspüllösungen zugelassen. Während sich das Einsatzgebiet zunächst auf die Behandlung und Infektionsprophylaxe von Operationswunden beschränkte, dehnte sich das Einsatzgebiet mehr und mehr auf chronisch infizierte und schlecht heilende Wunden aus.
Der geruch- und farblose Charakter von Polyhexanid hat große Vorteile – ebenso, wie das im Vergleich zu anderen Antiseptika sehr große Wirkspektrum. Polyhexanid lässt sich gegen eine Vielzahl von Erregern einsetzen. Weiterhin verursacht die Substanz – auch bei Anwendung auf frischen, großen chirurgischen Wunden – keinerlei Schmerzen bzw. Brennen.
Wundheilungsstörungen treten bei der Anwendung ebenfalls nur sehr selten auf. Einziger Nachteil von Polyhexanid ist der relativ langsame Wirkungseintritt. Für eine sehr schnelle Wunddesinfektion ist es nicht so gut geeignet.
Anwendungsgebiete
- im Rahmen von größeren Verbrennungswunden (I. – II. Grades) eignet sich Polyhexanid in Form einer feuchten Wundabdeckung
- als Spül-Saug-Drainage bei Weichteilphlegmonen
- als Drainage bei infizierten Wunden, wie z. B. Bissverletzungen
- Implantation von künstlichen Hüft- oder Kniegelenken: Hierbei wird während des Eingriffs eine konzentrierte Polyhexanid-Lösung durch den Operations-Herd gespült
- infiziertes Ulcus cruris: Polyhexanid-getränkte Abdeckungen über die Wunde
- seit 2010 liegt für die Deutschland eine Zulassung für die Behandlung von schweren Infektionen der Mundhöhle und des Rachenraums vor
Nebenwirkungen
Polyhexanid gilt als sehr gut verträglich. Es verursacht i. d. R. keinen brennenden Schmerz beim Auftragen auf die Wunde. Wundheilungsstörungen wurden selten beobachtet. Gelegentlich wurde eine Knorpel-schädigende Wirkung beobachtet.
Ähnliche Wirkstoffe
Obwohl Polyhexanid – gerade im Bereich von Orthopädie, orthopädischer Chirurgie und Unfallchirurgie das derzeit am meisten verwendete Präparat ist, existiert noch eine gewisse Bandbreite an vergleichbar wirksamen Arzneimitteln. Hierbei sind die wichtigsten:
NRF-Rezepturen
- Polihexanid-Mundwasser 0,12% (NRF 7.12.) ad 250 g, Dos.: 2-3x/Tag mit 10 ml (unverdünnt) für eine Minute den Mund spülen
- Hydrophiles Polihexanid-Gel 0,04% / 0,1% (NRF 11.131.) - in Einzeldosisbehältnis oder Behältnisse in angepasster Anzahl und Menge für den Tagesbedarf, Dos.: 1-3x/Tag
- Polihexanid-Macrogolsalbe 0,04% / 0,1% (NRF 11.137.) ad 50,0 g, Dos.: 1-3x/Tag mit einem sterilen Spatel auf die Wunde auftragen
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