Biguanid
Englisch: Biguanide
Definition
Biguanid bzw. Biguanidderivate sind Arzneistoffe, die für die Therapie eines häufig noch nicht insulinpflichtigen Diabetes mellitus angewendet werden. Mittlerweile existieren nur noch sehr wenige Vertreter dieser Arzneimittelgruppe. In nennenswertem Umfang wird derzeit (2026) nur noch Metformin eingesetzt.
Herkunft
Es besteht eine sehr große strukturelle Ähnlichkeit zwischen den Biguanid-Derivaten und dem Pflanzenalkaloid Galegin, das in der Pflanze Galega officinalis vorkommt. Seit beinahe tausend Jahren wird der Inhaltsstoff dieser Pflanze medizinisch eingesetzt. Dabei ist die blutzuckersenkende Wirkung bereits seit hunderten von Jahren bekannt.
Anwendung
Die Hauptanwendung der Biguanidderivate ist die orale Therapie des Diabetes mellitus Typ 2. Die blutzuckersenkende Wirkung wird erreicht, ohne Einfluss auf das Insulin-Glukagon-System zu nehmen. Insbesondere als Alternative zu den ebenfalls als orale Antidiabetika genutzten Sulfonylharnstoffen sind Biguanide geeignet, da Erstere eine stark appetitanregende Wirkung haben.
Vertreter
Wie erwähnt ist Metformin das praktisch einzige Arzneimittel, dass aus der Gruppe der Biguanidderivate weiterhin in Gebrauch ist. Daneben existiert noch das Proguanil, welches aber nicht als orales Antidiabetikum eingesetzt wird, sondern bei der Prophylaxe und Therapie der Malaria. Die beiden anderen Arzneistoffe aus der Gruppe der Biguanide – Buformin und Phenformin – wurden gegen Ende der 1970er Jahre vom Markt genommen.
Wirkmechanismus
Die blutzuckersenkende Wirkung der Biguanide setzt erst einige Tage nach der oralen Einnahme ein. Obwohl die gesamten Mechanismen der Wirkung noch nicht vollumfassend entschlüsselt wurden, existieren doch bereits recht klare Vorstellungen über den Wirkmechanismus.
- Anlagerung der Biguanid-Moleküle an die Zellmembran der Darmepithelzellen (Biguanide sind lipophil) und deutliche Verringerung des aktiven Glukose Transports vom Darmlumen in die Blutbahn
- Anreicherung von Biguanid-Derivaten in den Hepatozyten und Verminderung der dortigen Atmungskette. Daraus resultiert eine geringere ATP-Produktion in der Leber.
- Erhöhung der Sensitivität der Muskulatur für Insulin und verbesserte Aufnahme von Zucker im Muskelgewebe durch erhöhte Anzahl an Glukosetransportern[1]
Biguanide sollen darüber hinaus die periphere zelluläre Insulinresistenz vermindern. Sie führen auch zu einer leichten Appetithemmung, weshalb sie sich besonders für adipöse Diabetiker eignen.
Nebenwirkungen
- Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Laktatazidose (Milchsäurevergiftung)
Da Letztere in einigen Fällen tödlich endete, wurden Phenformin und Buformin vom Markt genommen.
Quellen
- ↑ Kumar N, Dey CS. Metformin enhances insulin signalling in insulin-dependent and-independent pathways in insulin resistant muscle cells. Br J Pharmacol. 2002 Oct;137(3):329-36. doi: 10.1038/sj.bjp.0704878. PMID: 12237252; PMCID: PMC1573500.