Thiomersal
Synonyme: Quecksilberethyl-Natriumthiosalicylat, Natrium-2-(ethylmercurithio)-benzoat, Thimerosal, Merfamin
Definition
Thiomersal ist ein gegen zahlreiche Mikroorganismen wirksames Molekül auf Quecksilberbasis, das als Konservierungsstoff in Produkten der Pharmazie und Kosmetik verwendet wird. Dabei sind bereits sehr geringe Dosierungen effektiv, so dass eine größere Belastung durch Quecksilber vermieden wird.
Hintergrund
Gegen sporenbildende Keime ist Thiomersal unwirksam. Da mittlerweile weniger belastende Konservierungsstoffe auf dem Markt sind, hat die Bedeutung von Thiomersal stark nachgelassen. Häufiger anzutreffen ist es noch in der Veterinärmedizin.
Chemie
Summenformel:
- C9H10HgO2S (Thiomersal, Molekülmasse 382,83 g/mol)
- C9H9HgNaO2S (Natrium-Salz, Molekülmasse 404,84 g/mol)
Es handelt sich um eine aromatische Kohlenwasserstoffverbindung, die ein Schwefel- und ein Quecksilberatom enthält. Somit ist Thiomersal eine organische Quecksilberverbindung. Zur Anwendung kommt praktisch nur Thiomersal-Natrium. Bei Zimmertemperatur liegt die Verbindung in Form eines weißen bis schwach gelblichen, kristallinen Pulvers vor. Der Schmelzpunkt liegt in einem Temperaturbereich von 232-233 °C. In Wasser besteht eine sehr gute Löslichkeit, sowohl für Thiomersal als auch Thiomersal-Natrium.
Thiomersal-Natrium ist an der Luft stabil, sollte jedoch vor starker Lichteinstrahlung geschützt werden.
Synthese
Thiomersal kann industriell synthetisiert werden. Hierzu erfolgt eine chemische Unsetzung von Thiosalicylsäure mit Ethylquecksilberchlorid. Die Reaktion muss in Gegenwart von reiner Natronlauge erfolgen.
Anwendungsgebiete
Thiomersal wird als Konservierungsmittel von Dermatika (insbesondere zur Anwendung um die Augen), Ophthalmika und parenteral anzuwendende Arzneimitteln, etwa einigen Impfstoffen, eingesetzt.
- Besonders wichtig ist eine entsprechende Konservierung bei Injektionsarzneimitteln, die in mehrfach anwendbaren Durchstechflaschen aufbewahrt werden. Durch das häufige Eindringen einer Injektionsnadel besteht hier ein erhöhtes Risiko für die Einschleppung von Keimen in das Arzneimittel. Um eine Vermehrung von Krankheitserregern zu vermeiden, enthalten viele Arzneimittel dieser Art Thiomersal. Beispiele hierfür sind Celtura, Pandemrix und Daronix.
- Arzneimittel zur äußerlichen Anwendung auf empfindlichen Schleimhäuten bedürfen eines besonderen Schutzes vor einem Erregerbefall. Insbesondere Augentropfen zur Mehrfachanwendung enthalten gelegentlich Thiomersal.
- Bis heute enthalten viele Aufbewahrungs- und Reinigungslösungen von Kontaktlinsen Thiomersal.
- Bis zu einer Quecksilberkonzentration von 0,007 % ist Thiomersal in Deutschland als Konservierungsstoff von Schmink- und Abschminkmitteln für die Augen zugelassen.
Kritik
Dass Thiomersal aufgrund seines Gehaltes an Quecksilber potenziell umwelt- und gesundheitsschädlich ist, ist bereits lange bekannt. Insbesondere in seiner Eigenschaft als Zusatzstoff bei Impfseren geriet das Antiseptikum in den 1990er Jahren zunehmend in die Kritik. Ohne konkrete wissenschaftliche Anhaltspunkte stand Thiomersal im Verdacht, im Rahmen von Schutzimpfungen neurologische Störungen – insbesondere Autismus – auszulösen.
Aus diesem Grund empfahlen die Arzneimittelbehörden in den USA und Europa, sämtliche quecksilberhaltigen Konservierungsstoffe aus Impflösungen zu entfernen. Bis heute dürfen in den USA keine Kinder unter 6 Jahren mit thiomersalhaltigen Impfstoffen behandelt werden. Ein grundsätzliches Verbot von Thiomersal existiert aber weder in Europa, noch in Amerika. Nicht zuletzt deshalb, weil bis heute keinerlei Kausalität zwischen der Verbindung und neurologisch-psychiatrischen Entwicklungsstörungen nachgewiesen werden konnte.
Arbeitsschutz
Thiomersal und seine Salze als Konzentrate oder Reinsubstanzen besitzen äußerst toxische Eigenschaften und können bei Aufnahme das Bild einer Quecksilbervergiftung hervorrufen. Der Umgang, etwa im Rahmen der pharmazeutischen Verarbeitung in der Rezeptur, erfolgt entsprechend seiner Einstufung als Gefahrstoff unter Beachtung der nötigen Schutzmaßnahmen (P-Sätze: P264 Nach Handhabung gründlich waschen; P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen; P301/310 Bei Verschlucken: Sofort Giftinformationszentrum oder Arzt anrufen). Bei der Verarbeitung der pulverförmigen oder kristallinen Substanz ist auf einen entsprechenden Atemschutz zu achten.