Gerinnungsdiagnostik
Synonyme: Gerinnungstest, Gerinnungsuntersuchung, Gerinnungsstatus
Englisch: coagulation diagnostics
Definition
Unter dem Begriff Gerinnungsdiagnostik oder Gerinnungsstatus fasst man eine Gruppe labormedizinischer Untersuchungsverfahren zusammen, welche die Blutgerinnung überprüfen. Die Gerinnungsdiagnostik dient der Erfassung erworbener oder angeborener Gerinnungsstörungen. Die entsprechenden Laborparameter bezeichnet man als Gerinnungswerte.
Material
Für die Bestimmung nötiges Material: EDTA-Blut, 5 ml Citratplasma
Parameter
Basisdiagnostik
- Gerinnungsanamnese
- Kleines Blutbild (Anämie, Thrombozytenzahl)
- Quick-Wert (Prothrombinzeit, PTZ, Thromboplastinzeit, TPZ) bzw. INR
- aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT)
Mit diesen Parametern werden die meisten Ursachen einer Blutungsneigung erfasst, allerdings nicht Thrombozytenfunktionsstörungen. Diese können orientierend durch die Blutungszeit überprüft werden, darüber hinaus muss eine Thrombozytenfunktionsdiagnostik veranlaßt werden.
Außerdem erfassen die Globalteste Quick und aPTT nicht den Faktor XIII, da dessen Wirkung erst nach der Gerinnselbildung einsetzt.
Ein normale Hämoglobinkonzentration schließt eine relevante Blutung nicht aus, da diese längere Zeit durch gesteigerte Erythropoese kompensiert werden kann. Bei klinischem Verdacht sollte deshalb auch die Retikulozytenzahl bestimmt werden.
Gerinnungsstörungen im Sinne einer Thrombophilie werden in diesem Schema nicht abgehandelt. Das ist die Aufgabe der Thrombophiliediagnostik.
Übersicht
Eine Übersicht über die verschiedenen Konstellationen in den Globaltests und deren mögliche Ursachen liefert die folgende Tabelle:
Quick-Wert | aPTT | Betroffener Abschnitt der Hämostase | Mögliche Ursachen | Weitere diagnostische Hinweise |
---|---|---|---|---|
vermindert | verlängert |
intrinsisch/extrinsisch |
Vitamin-K-Mangel | |
Antikoagulation, z.B. mit Cumarin-Derivaten oder Thrombinhemmern | ||||
Synthesestörung bei Leberinsuffizienz | pathologische Leberwerte | |||
Verbrauchskoagulopathie | Thrombozytopenie, Antithrombin erniedrigt | |||
Hyperfibrinolyse | ||||
Fibrinogenmangel bzw. Dysfibrinogenämie | ||||
Prothrombinmangel | ||||
Parahämophilie | ||||
Faktor-X-Mangel | ||||
normal | verlängert | intrinsisch | Antikoagulation mit unfraktioniertem Heparin oder Thrombinhemmern | |
Hämophilie A | normale Blutungszeit | |||
Hämophilie B | normale Blutungszeit | |||
Hemmkörperhämophilie | ||||
Willebrand-Jürgens-Syndrom | verlängerte Blutungszeit | |||
Rosenthal-Syndrom | ||||
Faktor-XII-Mangel bzw. Hageman-Syndrom | keine Blutungsneigung | |||
vermindert | normal | extrinsisch | Faktor-VII-Mangel | |
normal | normal | Quervernetzung von Fibrin | Faktor-XIII-Mangel | postoperative Nachblutungen, Wundheilungsstörungen |
Erweiterte Diagnostik
Weitere Laborparameter der Gerinnung sind:
Skript
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