Ascariose (Geflügel)
Synonym: Ascaridia-Infektion
Definition
Die Ascariose ist eine parasitär bedingte Erkrankung beim Geflügel, die durch Infektionen mit verschiedenen Ascaridia-Arten verursacht wird.
Ätiologie
Beim Nutzgeflügel (v.a. Hühner) sind unterschiedliche Ascaridia-Arten vertreten. Häufige Parasiten sind:
Bei Truthühnern ist v.a. Ascaridia dissimilis weit verbreitet. Tauben hingegen leiden häufig an Infektionen mit Ascaridia columbae, während Wassergeflügel hauptsächlich mit Porracaecum crassum und Contracaecum rudolphii infiziert sind. Manche Geflügelarten stellen auch paratenische Wirte für Toxocara canis, Ascaris suum und Baylisascaris procyonis dar.
Ascaridia spp. sind bis zu 12 cm lange Nematoden, die vorwiegend im Dünndarm parasitieren. Die Eier sind mittelgroß (z.B. 77 bis 94 x 43 bis 55 µm bei Ascaridia galli), ellipsoid, dickschalig, haben eine glatte Oberfläche und enthalten oftmals eine dunkle Zygote.
Epidemiologie
Ascariosen sind weit verbreitete Endoparasitosen bei Geflügeln und stellen v.a. in der intensiven Nutzgeflügelhaltung ein großes Problem dar. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung konzentriert sich der folgende Artikel vorwiegend auf Erkrankungen bei Nutzgeflügel, allen voran beim Huhn.
Entwicklung
Ascaridia galli durchläuft einen fakultativ-heteroxenen Entwicklungszyklus. Die vom Endwirt mit dem Kot ausgeschiedenen Eier embryonieren in der Einstreu oder am Boden. Sobald sich innerhalb der Eihülle eine infektiöse Larve (L3) entwickelt hat, erreicht die Eizelle ihr kontagiöses Stadium. Regenwürmer, die larvenhaltige Eier aufgenommen haben, können die Larven als Stapelwirte beherbergen und verbreiten.
Hühner nehmen die larvenhaltigen Eier peroral auf, woraufhin die Larven im Duodenum schlüpfen und sich unter der Einhaltung von zwei Häutungen zum Adultstadium weiter entwickeln. Während dieser Entwicklung durchlaufen die meisten Larven eine histotrope Phase, in der sie bevorzugt in Lieberkühn-Krypten oder in die Darmmukosa eindringen, um sich dort zu häuten. Im Rahmen der Einnistung gelangen gelegentlich Larven in Blutgefäße, worauf sie in die Leber, Lunge sowie in andere Organe abgeschwemmt werden. In seltenen Fällen ist auch eine direkte Migration vom Darm ausgehend in die Leibeshöhle möglich.
Pathogenese
Die Schädigungen des Darms sind v.a. auf die juvenilen Stadien während der histotropen Phase sowie auf die adulten Stadien im Darmlumen zurückzuführen. Abhängig von der Befallsintensität weist der Dünndarm unterschiedlich ausgeprägte Läsionen auf, z.B. Zerstörungen des Zottenepithels und der Lieberkühn-Drüsen, katarrhalische bis hämorrhagische und seltener auch pseudomembranöse Entzündungen.
Bei starkem Befall kann es zur Verlegung des Darmlumens und zur retrograden Einwanderung der Parasiten in Magen und Ösopaghus sowie in die Kloake kommen. In seltenen Fällen wandern die Nematoden auch in die Eileiter und werden im Eiweiß in die Eischale eingeschlossen.
Klinik
Stark befallene Tiere leiden primär an Leistungs- sowie Wachstumsdepression. Sowohl der Futterverbrauch als auch die Gewichtszunahme sind verringert. Es kommt zu Inappetenz, weicher Kotkonsistenz und gelegentlich auch zu zentralnervösen Störungen. Betroffene Vögel weisen eine Anämie sowie verminderte Blutglukose- und Proteinkonzentrationen bei gleichzeitig erhöhten Uratkonzentrationen und Imbalancen bestimmter Spurenelemente auf.
Gleichzeitige Infektionen mit Pasteurella multocida verkomplizieren das Krankheitsbild. Zur Diskussion steht auch, dass Ascaridia galli als Vektor für Salmonellen dient.
Immunität
Jungtiere bis zum dritten Lebensmonat sind am empfänglichsten für die Parasiten. Nach mehrmaligen Infektionen kommt es jedoch zur Ausbildung einer Immunität.
Differenzialdiagnose
Diagnose
Der direkte Erregernachweis mithilfe koproskopischer Methoden (Flotationsverfahren) oder im Rahmen der Sektion ist beweisend.
Therapie
Die Ascariose beim Huhn kann mit Fenbendazol (60 ppm über 3 Tage), Flubendazol (30 ppm über 7 Tage), Mebendazol (60 ppm über 7 Tage), Levamisol (1 x 20 mg/kgKG) und Piperazinzitrat (200 ppm über 3 Tage) behandelt werden. In Österreich sind nur Fenbendazol- oder Flubendazol-haltige Medikamente zugelassen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
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