Sektion (Geflügel)
Synonyme: Obduktion, Obduktionstechnik, Sektionstechnik
Englisch: autopsy, dissection
Definition
Als Sektion bezeichnet man die systematische Eröffnung der Leibeshöhle und anschließende Organbeurteilung beim Geflügel.
Allgemeines
Die Sektion beim Geflügel wird einerseits im Zuge der Feststellung der Todesursache, andererseits zu diagnostischen Zwecken im Rahmen einer Herdendiagnostik durchgeführt. Die häufigsten Sektionen finden im Rahmen der Diagnostik statt, sodass frisch verendete oder euthanasierte Tiere zur pathoanatomischen und pathohistologischen Untersuchung herangezogen werden.
Anschließend können weiterführende Untersuchungsmaßnahmen (Bakterienkultur, molekulargenetische Untersuchungen u.ä.) veranlasst werden.
Diagnostische Tötung
Nach der Betäubung erfolgt die Durchtrennung der Vena jugularis externa bzw. Arteria carotis communis im kaudoventralen Bereich des Wangenlappens (Ausbluten). Dabei kann bei Bedarf Blut für die Serologie oder Hämatologie gewonnen werden.
Adspektion
Bevor die eigentliche Sektion beginnt, wird das Tier adspektorisch begutachtet und äußere Parameter erhoben sowie dokumentiert. Die zu untersuchenden Punkte sind:
- Beurteilung des Erhaltungszustandes
- Angabe des Gewichts
- Angaben des Ernährungszustandes
- Beurteilung des Federkleids
- Beurteilung der Hautoberfläche
Sektion
Im Zuge der Sektion wird der Tierkörper systematisch eröffnet und die darin befindlichen Organe entnommen sowie begutachtet. Die Organe werden nach folgenden Kriterien beurteilt:
- Größe
- Farbe
- Konsistenz
- Oberfläche
- Schnittfläche
Außerdem werden bei der Beurteilung des Verdauungstraktes sowie der Hohlorgane folgende Punkte zusätzlich erfasst:
- Inhalt
- Veränderungen der Schleimhaut
- Gefäßinjektion
- Dicke der Wand
Alle an den einzelnen Organen erhobenen Veränderungen werden nach Anzahl, Farbe, Lokalisation, Größe, Form und Abgrenzung gegenüber der Umgebung beschrieben und dokumentiert.
siehe auch: Organbeurteilung (Veterinärmedizin)
Präparation der Haut
Die Haut wird am Ende des Sternums angehoben, sodass mit der Schere ein kleiner Schnitt gesetzt werden kann. Anschließend wird die Haut stumpf über dem Brustbein nach kranial bis zum Kopf abpräpariert. Danach wir die Haut über die Hinterextremitäten gezogen, sodass die Innenschenkel frei liegen. Die Haut wird nach kaudal bis zur Kloake abpräpariert und die Hinterextremitäten (Hüftgelenke) exartikuliert.
Eröffnung der Leibeshöhle
Das Brustbeinende wird mit einer Pinzette angehoben und mit der Schere ein kleiner Schnitt gesetzt. Die Leibeshöhle wird mittels Durchtrennung der Rippen (beginnend am Brustbeinende) eröffnet - der Schnitt wird bis zum Schlüsselbein fortgesetzt. Anschließend wird das Brustbein nach kranial geklappt.
Beurteilung der Leibeshöhle
Noch bevor die ersten Organe exenteriert werden, müssen die thorakalen und abdominalen Luftsäcke beurteilt werden. Anschließend wird auf eine pathologische Ansammlung von Flüssigkeit geachtet und folgende Organe auf Lage und sichtbare Veränderungen beurteilt: Herz und Perikard, Leber, Muskelmagen und Darmkonvolut.
Präparation von Herz, Leber und Milz
Um das Herz exenterieren zu können, müssen vorab die großen Herzgefäße durchtrennt werden. Anschließend kann das Herz und dann die Leber unter Schonung der Gallenblase herauspräpariert werden. In einem weiteren Schritt wird die Milz entfernt.
Präparation Drüsenmagen, Muskelmagen und Darmkonvolut
Damit der Drüsenmagen entnommen werden kann, muss dieser zuerst am Ösophagus abgesetzt werden. Anschließend kann dieser - zusammen mit dem Muskelmagen und dem Darmkonvolut - aus der Leibeshöhle entwickelt werden.
Präparation Eierstock und Eileiter
Der Eierstock wird von kranial beginnend abpräpariert. Im Anschluss kann der Eileiter von kranial beginnend entwickelt und an der Kloake abgesetzt werden.
Nieren und Lungen
Sowohl die Nieren als auch die Lungen werden in situ belassen und nur wenn nötig entfernt. Müssen die Lungen entfernt werden, so sind diese stumpf frei zu präparieren.
Präparation des Nervus ischiadicus
Der Nervus ischiadicus ist an der Innenseite des Oberschenkels unterhalb des Musculus flexor cruris und Musculus puboischiofemoralis auffindbar. Der Nerv wird vorsichtig freipräpariert und beurteilt. Um eine vergleichende Beurteilung beider Nerven (links und rechts) durchführen zu können, müssen vorerst die Nieren exenteriert werden.
Präparation Schnabelhöhle, Ösopaghus, Kropf und Trachea
Mit einer Schere wird in die Schnabelhöhle eingegangen und der Kieferwinkel mit einem Schlag durchtrennt. Anschließend wird der Ösophagus mit der Schere eröffnet und stumpf bis zum Kropf präpariert. Damit die Trachea eröffnet werden kann, muss mit der Schere in die Stimmritze eingegangen werden. Die Trachea wird dann mit einem Schnitt bis zur Bifurcatio tracheae eröffnet.
Präparation Interkostalnerven und Plexus brachialis
Bei Bedarf können die Interkostalnerven und der Plexus brachialis freipräpariert und beurteilt werden.
Präparation Bursa fabricii
Die Bursa fabricii ist ein fleischiges und sackförmiges Gebilde und kaudodorsal der Kloake auffindbar.
Quelle
- Klinik für Geflügel und Fische. Unterlagen zur Lehrveranstaltung "Klinische Rotationen" an der Klinik für Geflügel und Fische. Sektionstechnik: Geflügel.
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