Plexus brachialis (Geflügel)
Synonym: Armgeflecht
Englisch: brachial plexus
Definition
Der Plexus brachialis bzw. das Armgeflecht ist ein somatisches Nervengeflecht (Plexus) an der Vorderextremität des Geflügels.
Anatomie
Der Plexus brachialis sorgt für die Innervation der Schultergürtelmuskeln sowie der Muskeln, Sehnen, Gelenken und Haut des Flügels. Der Plexus wird bei den Hausvögeln von vier bis fünf ventralen Ästen der Spinalnerven gebildet. Die Nerven stammen von den letzten Hals- (Nervi cervicales) bzw. den ersten Brustnerven (Nervi thoracici).
In Abhängigkeit von den unterschiedlichen Anzahlen der Halswirbel der einzelnen Vogelarten sind folgende Spinalnerven beteiligt:
Vogelart | Spinalnerven |
---|---|
Taube | XI bis XV |
Huhn | XIII bis XVII |
Ente | XV bis XVIII |
Gans | XV XIX |
Aufgrund interindividueller Unterschiede können auch Abweichungen in der Zahl der Wurzeln sowie in der Art der Verflechtung auftreten.
Von den mittleren Wurzeln des Plexus brachialis gehen ventral unterschiedlich lange Ligamenta suspensoria aus. Diese Unterstützungsäste verbinden sich mit den Wirbelkörpern, um bei Bewegungen des Flügels (während des Flugaktes) die einwirkenden Kräfte auf den Plexus brachialis auszugleichen. Durch die Ligamenta suspensoria wird eine Übertragung der Zugeinwirkungen auf die Fila radicularia sowie auf das Rückenmark verhindert.
Nerven
Aus dem dorsalen Abschnitt des Plexus brachialis, der von einigen Autoren auch als Plexus brachialis accessorius bezeichnet wird, gehen Muskeläste hervor, die an die Schultergürtelmuskulatur herantreten. Sie innervieren die Hauptstabilisatoren des Schulterblatts (Musculi rhomboidei profundus und superficialis, Musculi serrati profundus und superficialis). Zusätzlich zweigt der Nervus subcoracoscapularis und der Nervus subscapularis ab, um die Musculi subcoracoideus und subscapularis motorisch zu versorgen.
Aus dem ventrokaudalen Anteil des Plexus brachialis entspringen die kräftigen Nervi pectorales, um jene Muskeln der Brustmuskulatur zu versorgen, die den Flügel ventralwärts führen. Aus dem ventrokranialen Abschnitt entspringt der Nervus supracoracoideus, der den gleichnamigen Muskel für die Aufwärtsbewegung des Flügels versorgt.
Jene Nerven, die für die Versorgung des freien Flügels zuständig sind, verlassen den Plexus brachialis durch zwei kräftige Fasciculi, den Fasciculus dorsalis und den Fasciculus ventralis. Sie schließen in ihrem Verlauf am Übertritt auf den Flügel die Arteria axillaris zwischen sich ein.
Fasciculus dorsalis
Aus dem Fasciculus dorsalis entspringen die Nerven, welche die Haut und die Federbälge an der dorsalen Fläche des Flügels sowie die Heber des Humerus und die Streckmuskulatur der Ellenbogen-, Karpal- und Fingergelenke innervieren. Aus dem Fasciculus doralis gehen somit folgende Nerven hervor:
- Ast an den Musculus latissimus dorsi
- Nervus axillaris
- Nervus anconealis
- Muskeläste für den Musculus triceps brachii
- Nervus radialis (direkte Fortsetzung des Fasciculus dorsalis)
Fasciculus ventralis
Aus dem Fasciculus ventralis stammen jene Nerven, die für die Versorgung der Haut und der Federbälge der ventralen Fläche des Flügels sowie für die Beugemuskulatur des Ellenbogen-, Karpal- und Fingergelenke zuständig sind. Der Fasciculus ventralis begleitet am Oberarm die Arteria brachialis an deren kranialer Seite und entlässt dabei mehrere Nerven für die umliegenden Strukturen:
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
um diese Funktion zu nutzen.