Ellenbogengelenk (Geflügel)
Synonyme: Articulatio cubiti, Juncturae cubiti
Definition
Das Ellenbogengelenk des Geflügels ist ein mehrteiliges Gelenk zwischen dem proximalen und distalen Flügelabschnitt.
Anatomie
Einzelgelenke
Das Ellenbogengelenk kann in drei Einzelgelenke gegliedert werden:
- Articulatio humeroulnaris: Artikulation zwischen dem Condylus ventralis des Humerus (Oberarmbein) mit der Facies articularis ventralis bzw. im gestreckten Zustand auch mit der Facies articularis dorsalis der Ulna (Elle).
- Articulatio humeroradialis: Artikulation zwischen dem Condylus dorsalis des Humerus und der Facies articularis humeralis des Radius (Speiche).
- Articulatio radioulnaris proximalis: Artikulation zwischen der Incisura radialis der Ulna und der Facies articularis des Radius.
Bänder
Die Hauptbewegungen im Ellenbogengelenk werden von zwei Kollateralbändern,
- dem Ligamentum collaterale ventrale und
- dem Ligamentum collaterale dorsale geführt.
In die Gelenkkapsel (Capsula articularis) ist zusätzlich noch ein elastisches Band, das Ligamentum cubiti craniale, auf der Beugeseite eingebaut.
Zwischen dem Humerus und der Ulna besteht ein zusätzlicher Komplex aus Bändern, der individuell unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Dieses in der Nomina Anatomica Avium (NAA) als Trochlea humeroulnaris bezeichnete Sehnenhalteband entspringt am Olecranon und windet sich als Pars tendinea spiralig um die Ursprungssehne des Musculus flexor carpi ulnaris. Zusätzliche Bandzüge ziehen als Pars pennata an die Federbälge der ellenbogengelenksnahen Remiges secundarii (Armschwingen). Diese treten mit Muskelschlingen des Musculus expansor secundariorum (Antagonist des Musculus flexor carpi ulnaris) in Kontakt, sodass bei der Kontraktion des Ellenbogengelenkbeugers auch ein Übereinanderschieben der Armschwingen eingeleitet wird.
Zusätzliche Bänder des Ellenbogengelenks:
Mechanik
Das Ellenbogengelenk führt komplexe Bewegungen durch, wobei die Beugung und Streckung dominieren. Die Streckbewegung ist nicht vollständig, sondern erreicht einen nach kranial offenen Winkel der vogelspezifisch ist (z.B. Taube: 140°).
Beim Betrachten der Bänder wird auch deutlich, dass in der zweiten Phase des Streckvorgangs auch das Handgelenk mit gestreckt wird. Diese Bewegungskombination beruht auf einer Längsverschiebung der beiden Unterarmknochen (Ossa antebrachii) zueinander. Diesem Mechanismus liegen einerseits die Gestalt der Gelenkkörper des Ellenbogengelenks, andererseits auch die Ausbildung des Bandapparats zugrunde.
Außerdem dreht sich die Ulna in der zweiten Streckphase um etwa 30° um die eigene Längsachse, da das Olecranon an den Epicondylus ventralis des Humerus stößt und dadurch abgeleitet wird. Bei dieser Rotationsbewegung wird der Radius mit genommen, sodass eine Längsverdrehung beider Unterarmknochen zueinander entsteht.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
- King, Anthony S. et al. Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium. Second Edition. Cambridge, Massachusetts. Published by the Club, 1993.
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