Synonym: CMV-Infektion
Die Zytomegalie ist eine Infektionskrankheit, die nach Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV), insbesondere bei Immunsuppression und im Neugeborenenalter, entsteht.
ICD-10-Code: B25.- und P35.1 (angeborene Zytomegalie)
Das Zytomegalievirus ist ein weltweit verbreitetes Virus mit hohen Durchseuchungsraten (> 80%) beim Menschen. Die Infektion kann auf einer Vielzahl von Wegen erfolgen. Das Virus wird von Infizierten mit nahezu allen Körperflüssigkeiten (u.a. Speichel, Urin, Sperma) und über die Atemwege ausgeschieden.
Die Erstinfektion bei gesunden und immunkompetenten Menschen ist in der Regel asymptomatisch und führt auch ansonsten zu keinerlei Krankheitserscheinungen. In seltenen Fällen kann es nach der Erstinfektion zu einem fieberhaften Krankheitsbild mit Hepatomegalie, Myalgien und Arthralgien kommen.
Schwangere können das CMV bereits intrauterin auf das Ungeborene übetragen. Daraus kann eine systemische Erkrankung mit einer Reihe von Manifestationen (z.B. Retinitis, zerebrale Kalzifikationen) entstehen.
Näheres siehe: konnatale Zytomegalievirus-Infektion
Bei vorliegender Immunsuppression führt eine CMV-Infektion oder die Reaktivierung der persistierenden Infektion zur akuten Erkrankung. Typisch ist die Manifestation der Zytomegalie bei HIV-Infizierten oder nach Organtransplantationen.
Typische Manifestationen bei dieser Patientengruppe sind:
Zum Nachweis einer Primärinfektion wird in erster Linie ein indirekter Erregernachweis angestrebt. Mittels ELISA können spezifische CMV-Antikörper (IgG und IgM) aus dem Blutplasma oder Serum nachgewiesen werden.
siehe auch: CMV-Diagnostik
Der direkte Erregernachweis erfolgt in der Regel über die Identifizierung der Virus-DNA per PCR. Dafür werden Körperflüssigkeiten (z.B. Speichel, Urin, Blut, Sputum, Bronchoalveoläre Lavage) oder Biopsien aus Ösophagus und Colon als Untersuchungsmaterial verwendet. Alternativ kann das Zytomegalievirus in Fibroblastenkulturen angezüchtet werden, beispielsweise um eine Resistenztestung durchzuführen. In der Pathologie können bei Zytomegalie typische Riesenzellen mit Einschlüssen dargestellt werden. Bei einer Retinitis ist die Fundoskopie wegweisend.
Eine mittels PCR nachgewiesene CMV-Virämie (CMV-DNA im Blut) in der Schwangerschaft ist nicht beweisend für eine Primärinfektion, da sie theoretisch auch im Rahmen einer Reaktivierung vorkommen kann. Daher sollte bei dem Verdacht auf eine Erstinfektion eine serologische Untersuchung erfolgen.
Bei immunsupprimierten Patienten kann zum Nachweis einer aktiven Infektion sowie zum Therapie-Monitoring die Viruslast mittels PCR bestimmt werden. Zudem kann das virale pp65-Antigen immunhistochemisch in Leukozyten nachgewiesen werden. Die serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper ist aufgrund des geschwächten Immunsystems nicht zielführend.
Symptomatische Zytomegalien werden mit Virostatika behandelt. Zum Einsatz kommen unter anderem Ganciclovir, Cidofovir und Foscarnet. Dabei werden meistens zwei der wirksamen antiviralen Medikamente kombiniert um Resistenzen zu vermeiden und synergistische Effekte zu nutzen.
Nach einer hochdosierten Induktionstherapie wird die Therapie mit Valganciclovir oder den oben genannten Virostatika in niedrigerer Dosierung zeitlebens beibehalten.
Die virostatische Therapie von Neugeborenen ist nur im Rahmen eines Off-Label-Use möglich und sollte in neonatologisch erfahrenen Kliniken erfolgen.
RKI-Ratgeber: Zytomegalievirus-Infektion Stand 2014, abgerufen am 02.07.2021
Fachgebiete: Innere Medizin
Diese Seite wurde zuletzt am 26. Oktober 2021 um 08:57 Uhr bearbeitet.
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